47

40 5 0
                                    

Jason lag auf seinem Bett und starrte reglos in die Finsternis um ihn herum. Er lag bereits seit Stunden wach. War anfangs doch gar nichts erst eingeschlafen. Durch die zugezogenen Vorhänge schien das Licht des Mondes nur schwummrig ins Zimmer, doch noch ausreichend, dass man die Umgebung erkennen konnte.

Die Geräusche seiner schlafenden Mitbewohner für diese zwei Wochen - deren Namen er noch niemals gehört und direkt wieder vergessen hatte, nachdem sie sich vorgestellt hatten - drang viel zu laut an seine Empfindlichen Ohren.

Er konnte nicht schlafen und war nicht müde. Und dazu verspürte er auch noch diesen schrecklichen Drang hinauszugehen und den Wind in vollen Zügen zu spüren.

Er ballte zusammenreißend die Hände zu Fäusten. So wusste er doch, dass er diesem Verlangen auf keinen Fall nachgeben konnte. Nachgeben durfte. Seine Fingernägel bohrten sich in seine Handballen, während sein Rücken bereits erwartungsvoll zu kribbeln begann.

Doch er durfte nicht. Konnte nicht. Es war zu gefährlich. Viel zu riskant. Wenn ihn jemand sah... Oder er... ER hier entdeckt wurde... Nein, das konnte er nun wirklich nicht verantworten.

Als ob sein Körper selbst seine eigenen Gedanken gehört hätte, begann er auf einmal den tosenden Wind außerhalb der Jugendherberge wahrzunehmen. Zu hören. Beinahe schon zu spüren.

Wie er durch die Baumkronen Jagte, sie zum Bangen und zum Erzittern brachte. Die Tiere vor ihm zu fliehen begannen und sich dort so viele Vögel von ihm treiben ließen. Er ging ihnen unter die Flügel, strich ihnen über die Federn und hielt sie reglos am Himmel. Er nahm ihnen jegliche Art ab. Ließ sie dies alles bloß genießen und lieben.

Er presste seine Lippen zusammen. Zwang sich seine Augen offen zu halten. Er riss diese beinahe auf. Sein Körper verkrampfte sich. Konnte ganz offensichtlich nicht mit dieser Zurückhaltung leben, die aber mehr als bloß angebracht war.

Ihm wurde heiß und kalt zugleich. Mit jedem Moment, welcher verstrich, fiel es ihm nicht nur Scherer sich zurückzuhalten, sondern damit einhergehend auch all das zu ignorieren, was er hörte. Seinen Instinkt zu unterdrücken.

Der Wind lockte ihn, während die Geräusche seiner Mitbewohner ihm beinahe den Verstand raubten. Jeder Teil seines Seins versuchte in diesem Augenblick alles dafür zu tun, dass er sich, doch dazu entschloss aufzustehen, zumindest das nötigste anzuziehen und einfach nach draußen zu verschwinden.

Doch so einfach, wie er es gerne gehabt hätte... Wie er dies alles dort draußen gerne genossen und seinen Körper in die Kälte eingebettet hätte... So wollte und würde es nicht funktionieren können. Er glaubte dieser Gedanke würde ihm den Verstand rauben.

Die Muskeln seines Rückens verkrampften. Er spürte, wie von innen etwas versuchte, seine Muskeln beiseitezuschieben, seine Knochen zu verformen und durch seine Haut zu brechen. Doch er ließ es nicht zu.

So schmerzhaft es auch war, er erlaubte es nicht, dass sich auch nur irgendein winziger Teil seiner Selbst sich über seinen eigenen Verstand hinwegsetzte. So einen Luxus konnte er sich nicht leisten. Durfte er sich gar nicht leisten.

Nicht, wenn er IHN schützen wollte, so wie er es in den letzten Wochen, beinahe Monaten, schon so erfolgreich getan hatte.

Es raubte ihm mit jedem Tag aufs Neue den Verstand, doch es war nötig. Musste so. Und so weh ihm auch dies tat...

Es war alles besser als aushalten zu müssen IHN nicht mehr an seiner Seite zu haben und zu wissen, dass es seine Schuld war. Zu wissen, dass es dort eine Möglichkeit gegeben hätte, IHN zu retten und es bloß seine eigene Schuld war, dass es eben so weit gar nicht erst gekommen war.

Freak - unknow Angel [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt