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Seufzend sah Ravy auf sein Handydisplay. Schon viertel nach vier... Und dabei hatten sie sich um halb hier treffen wollen... ungeduldig wippte er mit seinem rechten Bein auf und ab.

Die Spitze seines Fußes schlug dabei immer wieder auf den rauen Stein des Gehwegs. Er war feucht, dennoch nicht schneebedeckt. Zwar hatte es in der letzten Nacht erneut geschneit, doch er war nun so spät unterwegs, dass das meiste bereits geräumt und mit Salz oder Streu verscheucht worden war.

Immer wieder sah er die vielbefahrene, große Straße auf und ab. Nicht nur auf den Straßen, sondern vor allem auf den Bürgersteigen war unglaublich viel los und doch konnte er den anderen einfach nicht erkennen.

Wie konnte das denn sein? Er hatte ihn doch nicht etwa vergessen! Nein... höchstwahrscheinlich einfach nur ignoriert, dass sie von ihrem Lehrer zu diesem Treffen genötigt worden waren.

Als Jason in der letzten Stunde den Raum hatte verlassen wollen, war ihr Lehrer ihm zuvorgekommen und hatte ihn aufgehalten.

Mit den Worten, dass er sie überhaupt nicht hatte arbeiten sehen und hohe Ergebnisse von ihnen forderte, hatte er sie dazu aufgefordert, sich außerunterrichtlich noch einmal zu treffen.

Auch, dass er ihnen bei einer schlechtem Abgabe die gesamte Note verhauen würde, hatte er ihnen angedroht.

Und so schien dem Dunkelhaarigen gar keine vernünftige, andere Möglichkeit geblieben zu sein. Dabei verstand Ravy nicht einmal, was Jason genau unbestimmt hatte. Die schlechte Note... Das Bloßstellen vor ihrem Kurs... Doch irgendetwas anderes?

Er konnte es nicht sagen und er ahnte, dass dies bei der Verschlossenheit, die der andere an den Tag legte, auch noch lange ein Geheimnis bleiben würde.

Erneut drückte er mit der Unterseite des letzten Gelenkes seines Daumens auf den seitlichen Knopf seines Telefons. Augenblicklich strahlte ihm die große Digitaluhr auf dem Sperrbildschirm des Displays entgegen und ließ ihn gleich noch ein wenig wütender werden.

Mit dem zornigen Reiz in den Muskeln dem anderen heimzuzahlen, dass er ihn so warten ließ, schloss er die beiden Seiten seiner Jacke noch ein wenig enger um sich. Denn auch wenn alles geräumt worden war und es bei so vielen Fahrzeugen und Menschen eigentlich hätte anders sein sollen, war es eisig kalt.

Als er bemerkte, dass nun auch noch seine Zähne in Begriff waren aufeinander zu klappern, vergrub er seine Schneidezähne in der bleichen, rauen und bereits zerkauten Unterlippe.

In den letzten Wochen war er ziemlich fleißig dabei gewesen diese zu malträtieren. Ein wenig zu sehr, wenn er sich dies selbst noch einmal vor Augen führte...

Seufzend ließ er also wieder von dem zarten Fleisch ab und sah sich erneut um. Die Menschen, welche stetig an ihm vorbeiströmten, beachteten ihn entweder kaum oder warfen ihm verwirrt Blicke zu.

Und über jene, die sich ihm nahezu in den Rücken bohrten, weil er direkt vor dem großen Fenster des Cafés stand, in welchem ihr Treffen eigentlich hatte stattfinden können, versuchte er so gut wie möglich zu ignorieren.

Angespannt fuhr er sich durch die Haare, als er bemerkte, dass ihn dies alles nicht nur weit aus nervöser und zorniger, sondern auch verletzter und vor den Kopf gestoßener zurückließ, als es ihm eigentlich Recht gewesen wäre. Das stetige ziehen in seinem Brustkorb, an der Stelle, an welcher sich sein Herz befand, störte ihn nun bereits seit geraumer Zeit.

Seitdem es so ein unglaublicher Krampf gewesen war einen Termin mit dem anderen auszumachen, dem jegliche Zeit, jeglicher Tag und jeglicher Vorschlag, nicht gepasst hatte.

Der Schwarzhaarige verlagerte sein Gewicht auf das linke Bein. Tippelte nun mit der linken Fußspitze auf den feuchten, unebenen Bürgersteig, während sein Knie unaufhörlich auf und ab zuckte.

Freak - unknow Angel [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt