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Ravy hatte sich in den letzten Wochen und Monaten selten so unglaublich allein gefühlt, wie in diesem Augenblick auf den Boden seines Flures.

Seine Wohnung erschien ihm mit einem Mal zu groß und zu leer. Die Decken und Wände durch seine verschwommenen Augen viel zu weit entfernt. Alles um ihn herum viel zu still und unbelebt. Und allein die Temperatur in diesem Raum viel, viel zu kalt.

Sein Körper zitterte unaufhörlich, seine Brust und sein Herz sogen sich wellenartig immer und immer wieder zusammen und seine Gedanken rasten.

Gepeinigt schloss er die Augen. Weder wusste er in diesem Augenblick, wie er mit alldem umgehen sollte, noch hatte er die geringste Chance dies überhaupt zu tun.

Sein gesamtes Leben schien in gigantischen Wellen über ihn zusammenzubrechen. Ganz so, als hätte das Gerüst, was er geglaubt hatte, dass es die Säulen seien, auf die er sich stützen konnte, wann immer er es wollte, niemals so richtig gehalten.

Denn genauso erschien es ihm. Dies alles. Als würde alles unter seinen Finger wegbrechen und ihn im Stich lassen.

Eine Träne nach der anderen überströmte sein Gesicht. Brachte seine Haut dazu, feucht zu werden und seinen Schädel hinter den Schläfen noch schrecklicher zu pochen. Die schwarzen Haare hingen ihm wirr und matt im Gesicht. Seine Nase war zu und verstopft.

Immer wieder musste er sie hochziehen, bloß, um im selben Moment hören zu können, wie er schrecklich schwach und unglaublich unaushaltbar schniefte. Wie er allein bei dem Gedanken daran, diesen Abend allein zu verbringen, in dieser viel zu langen Wohnung und niemanden bei sich haben zu können, der dort sein konnte, weil alle diese Ferien bei ihren Familien waren, beinahe schon wieder zusammenbrach.

Und dabei hatte er es doch noch nicht einmal versucht, wieder auf die Füße zu kommen.

Er wusste nicht, ob dies so eine gute Idee war, wenn er betrachtete, wie sein Inneres seinen Körper beinahe augenblicklich wieder hinab in die ewige Tiefe sog.

Dennoch versuchte er es. Schniefte trotzig. Kniff seine Augen zusammen, während er sich wirsch die Tränen von den Wangen wischte.

Gleich im nächsten Moment setzte er an, sich aufzustemmen. Drückte seinen Rücken gegen die Haustür, während er seine Arme zittrig gegen den Boden drückte. Viel langsamer und wackeliger, als es ihm eigentlich lieb gewesen wäre, schaffte er es, sich ein wenig hochzuheben.

Jeden Moment bestand die Gefahr, dass er wieder einbrach und mit voller Kraft auf dem Boden aufschlug, doch er spannte sich so sehr an, dass er hoffte, dass dies nicht geschehen konnte. Dass dies nicht geschehen durfte.

Mit zusammengekniffenen Augen und schmerzhaft angehaltenem Atem, richtete der Schwarzhaarige sich auf. Ließ sich langsam auf seine Knie kippen, kaum dass er in der Hocke stand. So wusste er, dass er diese Position nicht länger halten konnte.

Nun bereits ein klein wenig sicherer auf den Beinen, doch mit einem Sturm in seinem Inneren, der immer und immer größer zu werden schien, drückte er sich aus dieser Position hoch. Stellte erst seinen einen Fuß auf dem Boden auf, sodass er nur noch mit einem Knie kniete.

Langsam richtete er sich auf. Krallte sich dabei an der Wand seines Flures fest. Rammte sogar deine Fingernägel in die weiße Tapete unter hinterließ kratzende Spuren.

Doch dies alles war ihm völlig gleichgültig, kaum dass er halbwegs sicher auf den eigenen Füßen stand und sich wackelig umdrehte.

Er hatte keinen weiteren Gedanken an das verschwendet, was er nun vorhatte, da hatte er seine Haustüre bereits wieder aufgerissen, seine Schlüssel geschnappt, sie hinter sich zugezogen und hatte begonnen das Treppenhaus hinunterzustürmen.

Freak - unknow Angel [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt