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Ächzend zerrte Ravy seinen großen Koffer die letzte Stufe hinauf und kam keuchend auf dem Treppenabsatz zum Stehen. Die Schüler, welche glotzend und tuschelnd an ihm vorbeihuschten, versuchte er absichtlich gar nicht erst zu beachten.

Geduldig wartete der Schwarzhaarige nicht nur, bis er endlich wieder zu Atem kam, sondern auch darauf, dass all die Schüler, die gerade die Treppe hinaufströmten, in ihren Gängen und Zimmern verschwanden. So viele waren es nicht mehr.

Da er selbst noch seinen Koffer hatte holen müssen, war er einer der letzten gewesen, die das Gebäude betreten und sich auf den Weg in den zweiten Stock gemacht hatten. Seine Freunde waren währenddessen schon einmal vorgegangen und hatten ihre Zimmer inspiziert. Doch das empfand er als vollkommen in Ordnung.

Nun musste er das Zimmer, in welches er sich mit den anderen eingetragen hatte, nur noch finden.

Ein wenig verzweifelt kratzte er sich am Kopf und sah den Gang zu beiden Seiten hinab. Sein Blick wechselte dabei nicht nur von links nach rechts, sondern auch noch nach unten. Mit einigen fahrigen Bewegungen kramte er nämlich einen Schlüssel aus seiner Manteltasche. Er muss die Augen zusammenkneifen, um die Zahl, welche in das Metall graviert war, erkennen zu können. 2... 1... 3... Las er bedacht. Sein Zimmer war also jenes mit der Nummer 213.

Erneut blickte er durch den Gang. Überall stand eine zwei, doch nirgendwo konnte er die 13 entdecken... Verzweifelt stieß er seinen Atem aus.

Auf der Treppe, wo all die Schüler sich hinter ihm gestaut hatten, weil niemand sich getraut, hatte an ihm vorbeizugehen, hatte er sich nicht so hilflos gefühlt. Selbst wenn das Verhalten ihm die Galle hatte die Kehle emporschießen lassen.

Natürlich hatte er sich gleichsam nichts anmerken lassen, doch trotzdem sackten seine Schultern ein wenig in sich zusammen, als auch der letzte endlich verschwunden war. Trotzdem war er noch keinen einzigen Schritt weiter.

Möglichst ruhig bleibend, zuckte er mit dem Schultern und entschied sich rechts entlangzugehen. Ganz hinten erkannte er die Zahlen an den Türen auf beiden Seiten nicht mehr, doch sein Gefühl sagte ihm, dass er mit dieser Entscheidung Definitiv auf der richtigen Seite-

,,Ravy?"

Abrupt hielt er inne und fuhr herum. Augenblicklich blickte er in Darrens Gesicht. Der Jugendliche stand mitten im linken Gang. Er hatte lächelnd den Kopf schief gelegt, sodass ihm seine orangebraunen Haare spielerisch ins Gesicht vielen. Die Augen des anderen funkelten vor Vergnügen.

,,Wo möchtest du denn hin? Du musst hier entlang! Du gehst doch völlig in die falsche Richtung! Wir haben dir doch extra noch gesagt, wohin die ungefähr gehen musst!", scholt der andere ihn lachend. Peinlich berührt, wandte der Schwarzhaarige sich um.

Den Koffer hinter sich herziehend, trottete der Schwarzhaarige auf seinen guten Freund zu, dessen Miene schlagartig besorgter wurde. Etwas, was man bei Darren zugegebenermaßen nicht allzu häufig sah.

,,Sag Mal" Ravy hob den Blick, um dem anderen fragend in die Augen zu sehen. Kaum bei ihm angekommen, begleitete dieser ihn langsam den Gang hinab. ,,Geht es dir eigentlich gut? Du bist in den letzten Wochen so... Anders und irgendwie... Du sollst nur wissen, dass wir alle bemerken, wie schlecht es dir geht. Du kannst jederzeit mit einem von uns reden. Unsere Ohren stehen dir offen."

Ehrlich berührt von diesen Worten, blieb der Schwarzhaarige mitten im Gang stehen. Darren tat es ihm gleich. Hatte einen Ausdruck in den Augen, den er so... Beinahe noch niemals bei dem anderen gesehen hatte. Doch so war es nun einmal. Freundschaft ging über jede grausame Veranlagung hinaus.

,,Danke", erwiderte er ehrlich. Auch auf seine eigenen Lippen schlich sich ein mildes Lächeln. Schwer seufzend richtete er seinen Blick kaum einen Moment später nach vorne.

Freak - unknow Angel [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt