Es schmerzte Jason Ravy einfach so die Nase vor der Tür zuzuschlagen. Doch es funktionierte nicht anders. Nachdem er diese Nachricht bekommen hatte, war ihm bewusst, dass es schnell gehen musste. Sehr schnell.
So kam es, dass der Klang der zugefallenen Haustür kaum in seiner kalten Wohnung verhallt war, da hastete er auch schon wieder seinen Weg zurück ins Wohnzimmer und öffnete sein Fenster.
Augenblicklich schlug ihm eisige, verschneite Luft entgegen, die er genauso wenig spürte, wie die Kälte seiner Wohnung. Er spürte es nicht. War sich nicht einmal bewusst, wann er das letzte Mal Temperaturen gefühlt hatte. Vielleicht damals, bevor...
Seinen Blick ließ er langsam und forschend hinter dem Haus des Mehrfamilienhauses entlanggleiten. Die frische Schneedecke wirkten, soweit er es im finsteren Dämmerlicht sagen konnte, relativ unberührt.
In der Nähe war kein Geräusch zu vernehmen. Kein Tier. Kein Rascheln von Bäumen. Kein brummen eines Autos. Bloß sich entfernende Schritte und hektisches Schluchzen. Erneut durchfuhr ihn ein Stich. Ravy... Doch er konnte nicht. Durfte nicht. Zu seinem besten. Er wollte den anderen nicht unnötig in Gefahr bringen.
Also atmete er bloß tief durch, bevor er die Gedanken daran Vertrieb und sich lieber mit ein wenig Schwung über die Fensterbank zwei Stockwerke hinunter in den Schnee fallen ließ. Kaum war er in dem eisigen Weiß eingesunken duckte er sich.
Wieder und wieder sah er sich um. Ließ seinen Blick zwischen den starren Baumstämmen und durch die wilden Baumkronen gleiten. Nirgendwo war eine Bewegung zu erkennen. Dies war gut. Sehr gut sogar. Es war mehr als nur ein Vorteil. Er war noch schnell genug.
Als er es noch einige Male überprüft hatte, ließ er seinen Blick schließlich hinter sich an der Häuserfassade auf und ab gleiten. Nirgendwo brannte Licht. Zwar befand er sich an einer Stelle, an welcher es vor allem in der Dunkelheit beinahe unmöglich gewesen wäre, ihn zu entdecken, doch sicher war sicher.
Er wollte kein Risiko eingehen. Niemanden in Gefahr bringen. Erneut lauschte er auf Autos. Doch dort war keines. Ein Vorteil, wenn man in einem Mehrfamilienhaus an einer Landstraße beinahe mitten im Wald wohnte.
Hier und dort waren zwar noch weitere Gebäude, doch die meisten standen leer. Es war einer der mehr oder weniger Vororte Xernovas. Bloß, dass die Leute es hier nicht mehr ausgehalten hatten, bis die Stadt kam und ihr Dorf mit gigantischen Betonbauten verschluckte. Die meisten Gebäude waren verlassen oder abgerissen.
Er spitzte die Ohren, ließ seinen Blick zu allen Seiten huschen. Und dann begann er durch die dicke Schneedecke an der Hausfassade entlang bis zu einer Stelle zu huschen, an welcher der Wald nah und vergleichsweise dicht war.
Mit wenigen Schritten war er zwischen den Stämmen, kahlen, verschneiten Sträuchern und dem vielen Schnee in die noch finstere Dunkelheit in seinem Inneren verschwunden.
Erneut hielt er inne und lauschte, bevor er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete, seine Brust mit einem Ruck nach vorne streckte, seinem Rücken dabei anspannte und die grauen, riesig anmutigen Flügel aus seinem Rücken schießen ließ.
Dass seine Kleidung dabei zerriss, dass er noch viel zu nah am Haus war und dass es so schmerzhaft war, dass er vor Qual stöhnte, ignorierte er. Es war immer wieder ein Kraftakt sie zu verstecken und dann wieder aus seiner Haut hervorbrechen zu lassen. Aber viele Gedanken in diese Richtung wollte er sich nicht erlauben.
Er fuhr herum, als er ein Knacken vernahm. Zu seiner Linken, dann zu seiner Rechten, über sich in den Baumkronen, hinter sich aus Richtung der Straße. Sie hatten ihm nicht nur aufgelauert, sondern ihn auch noch erwartet.
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Freak - unknow Angel [BoyxBoy]
ParanormalWenn Fiktion und Wahrnehmung, Einbildung und Realität, Panik und Geborgenheit, ineinander verschwimmen, dann sind nicht einmal mehr die Pläne des Schicksals vor den herannahenden Gefühlen sicher. Eine Nacht, eine Party verändert Ravys Leben. Während...