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Die ersten beiden Stunden des Unterrichts, waren tatsächlich in Ordnung verlaufen. Ravy hatte es geschafft, sich die gesamten anderthalb Stunden über zu konzentrieren und keinen einzigen Gedanken mehr an Jason zu verschwenden.

Er wollte nicht darüber nachdenken, wie er sich gefühlt hatte, als dessen Blick auf ihm gelegen hatte. Dennoch spürte er, wie seine Gedanken unwillkürlich wieder zu Jason huschten, kaum, dass der erste Block geendet hatte. Nun war dort nichts mehr, was seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen und ihn ablenken konnte.

Und dies machte ihn nervös. Ließ ihn mit seinen Fingern auf seinen Oberschenkeln trommeln, die in schwarzen Hosen steckten.

Er wusste nicht, was genau ihn nervös machte, während er betont gemächlich durch die Gänge in Richtung des Haupteingangs schlenderte. Dort wollte er sich mit seinen Freunden treffen. Das hatten sie ausgemacht, kurz bevor sie sich getrennt hatten und in ihre eigenen Kursräume gegangen waren.

Er selbst hatte gerade mit niemandem seiner Freunde einen Kurs gehabt. Doch dies kam oft genug vor. Er wollte sich bloß an die vielen Kurse erinnern, in welchen er mit seinen Freunden in der letzten Reihe saß. Jene Kurse, in welchen Collin so sehr Spaß hatte ihr Blondes Opfers fertig zu machen.

Ravy wusste nicht, was ihn in diesem Augenblick nervöser und unruhiger machte. Vielleicht war es, dass ihm der Weg zu seinen Freunden an diesem Tag merkwürdig weit erschien.

Vielleicht aber auch, dass er das Gefühl hatte, alle um ihn herum würden ihn anstarren, lachen und über ihn reden. Dies konnte sogar tatsächlich der Fall sein.

Doch er überprüfte es nicht. Wagte es nicht zu beiden Seiten zu blicken. Immerhin wollte er ungerührt wirken.

Oder aber es lag daran, dass er den Blick des anderen in diesem Augenblick nicht spüren konnte. Am Morgen hatte er noch auf ihm gelegen, doch kaum war er in seinem Kursraum verschwunden, war dieser von ihm gewichen.

Zuerst hatte der Schwarzhaarige erleichtert ausgeatmet und es genossen nicht die ganze Zeit von diesem merkwürdigen Freak beobachtet zu werden. Doch auf der anderen Seite trieb ihm der Gedanke, dass dieser stechende, sich in seine Haut ätzende, Blick, jeden Augenblick zurückkehren könnte, den Schweiß auf die Stirn.

Es war ein unangenehmes Gefühl keine Kontrolle darüber zu haben, wann er diesem Blick ausgesetzt war und wann nicht. Wann er das Gefühl haben musste, dass dort jemand hinter der nächsten Ecke stand und wann nicht.

Selbst, wenn sein Verstand ihm einreden wollte, dass Jason doch eigentlich gänzlich sein Typ war, machte dessen Verhalten dies alles wieder kaputt.

Der andere war ein merkwürdiger Freak, der sich einen Spaß daraus machte, dass er diese Antworten so unbedingt brauchte. Ravy hätte sich wohl noch nicht einmal gewundert, eben dies alles ein gänzlich abgekartetes Spiel gewesen wäre.

Dem anderen zutrauen, ihn ernsthaft zu verletzen, tat er ehrlicherweise dennoch nicht.

Vielleicht war er auch nur unglaublich naiv und gutgläubig, doch... Er konnte sich nicht vorstellen, dass der andere wahrhaftig Boshaft war. So wirkte er nicht auf ihn.

Mehr überheblich und viel zu sehr von sich selbst überzeugt. Der andere machte sich einen perfiden Spaß aus seiner Not. Schien nicht zu verstehen, weshalb er die Antworten so sehr brauchte.

Und der Schwarzhaarige sah nicht ein, so einen unfreundlichen Menschen darin einzuweihen, dass er langsam, aber sicher das Gefühl hatte, wirklich den Verstand zu verlieren. Der andere hätte es ihm immerhin einfach nur sagen brauchen. Und es wäre alles viel einfacher gewesen.

Es machte ihn wütend, dass der andere seinen Vorteil einfach so schamlos ausnutzte. Dass er seine Position und sein Wissen nutzte, um ihn hinzuhalten und früher oder später zu Dingen zu treiben, welche ihm am Ende noch wahrhaftig den Verstand kosten würden.

Freak - unknow Angel [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt