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Auf niemanden achtend bahnte er sich seinen Weg über den überfüllten Bürgersteig. Wohin er in dieser verdammten Stadt auch sah, überall waren Menschen und niemals hatte er dies so gehasst, wie in diesem Augenblick. Denn auch all diese Menschen konnten nicht verhindern, wie klein, einsam und hilflos er sich fühlte. Vielleicht verstärkten sie dieses Gefühl auch noch.

Ravy verdrehte lediglich die Augen, als er jemanden anrempelte und somit aus dem Weg schubste. Dieser drehte sich zu ihm um und schrie ihm zornig irgendetwas hinterher, was gar nicht mehr bei dem Schwarzhaarigen selbst ankam.

Dieser hatte seine Augenbrauen zornig zusammengezogen, seine Lippen zusammengepresst und seine Hände zu Fäusten geballt. Auch nach all den Stunden war er noch immer so furios und ungläubig, dass er sich fühlte, als würde er sich kaum halten können.

Vor ein wenig mehr als achtzehn Stunden hatte er seine Koffer gepackt, war mit diesen hinunter in den Flur gestürmt, hatte sich die Autoschlüssel des Autos seines Bruders geschnappt und war mit diesem regelrecht geflüchtet.

Bloß hatte es sich ganz und gar nicht wie eine Flucht, sondern mehr wie eine Erleichterung angefühlt. Denn endlich hatte er nun mit seiner Familie abgeschlossen. Musste sich nicht mehr darum scheren. Hatte sich emotional, als auch psychisch von diesen getrennt, wenn deren Worte ihm auch noch immer im Verstand herumgeisterten und verletzten.

Doch dies gehörte zu den Leben, welches er führte, nun einmal dazu. Genauso wie all die anderen Dinge, die er einfach nicht kontrollieren konnte.

Er hatte sich in den Wagen gesetzt und war losgedüst noch bevor ihn irgendjemand hätte aufhalten können. Noch immer wusste er nicht gänzlich was er denken sollte, wie er über seine eigene Tat urteilen sollte und was nun genau geschehen würde.

Doch eigentlich war ihm dies auch gänzlich gleichgültig. Denn die Schwere auf seiner Brust hatte so signifikant nachgelassen, dass er gar nicht mehr wissen wollte, wie es sich anders anfühlte. Selbst wenn dort noch immer Dinge waren, die ihn belasteten

Jason zum Beispiel über den er noch immer nicht wusste, wie er denken sollte. Die Angriffe auf sein Leben die immer aggressiver und offensichtlicher.

Oder einfach die Müdigkeit, welche sich nach all den Stunden der Reise auf seine Lider hinabsenkte. Seine Augen brannten. Sie waren ihm in den letzten Minuten so häufig zugefallen, dass er gar nicht mehr alles um ihn herum mitbekam.

Vielleicht war dies auch der Grund, weshalb er mittlerweile bei jedem zweiten Schritt irgendjemanden anrempelte oder irgendjemandem im Weg stand.

Vielleicht hätte er am Bahnhof der kleinen Stadt in der Nähe des Dorfes doch nicht einfach so kopflos in den nächstbesten Zug in Richtung Xernovas springen sollen.

Dann hätte er sich so einige Strapazen der Reise definitiv gespart. Beispielsweise jene, dass er fünf Stunden lang an einem Bahnhof auf den Anschlusszug hatte warten müssen, weil er sich zu einer unglaublich ungünstigen Zeit dazu entschieden hatte mit seinen alten Leben abzuschließen.

Doch darum wollte er sich nun keine Gedanken mehr machen. All dies war Vergangenheit. All dies lag in seiner Vergangenheit. Und er hatte seiner Familie nicht seit Jahren zum ersten Mal die Meinung gegeigt, um sich jetzt noch so sehr damit auseinandersetzen.

Nie wieder wollte er über diese Menschen nachdenken. Selbst, wenn sie nun aufhören, würden ihn Geld zu zahlen, weil er nicht nur dadurch, sondern auch so niemals wieder zurückkehren würde, würde er keinen Gedanken mehr an sie verschwenden.

Eher wollte und würde er dann auf der Straße schlafen wollen, als dass er Angekrochen kam oder wieder bei ihnen einziehen wollte.

Er schluckte schwer, während er von dem Chaos der großen Hauptstraße in eine Nebenstraße bog. Währenddessen schlang er seinen Mantel noch ein wenig enger um seinen Körper.

Freak - unknow Angel [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt