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Als Ravy am Morgen des ersten Schultages zur Schule ging, fühlte er sich beinahe schon paranoid. Er hatte immerzu das Verlangen sich umzudrehen, um zu sehen, ob dort auch wirklich niemand hinter ihm war.

Was hätte er nun darum gegeben in seinem sicheren Auto zu sitzen und im stockenden Verkehr der Großstadt zu stecken. Niemals hatte er erwartet so etwas einmal zu vermissen.

Das einzige Problem war jedoch, dass sein Auto noch immer in der Nähe der Hütte seiner Clique im Wald stand. Erst am Morgen hatte er gesehen, dass Tristan ihn offenbar nicht mit seinem eigenen, sondern mit dessen oder vielleicht auch Xaviers Auto nach Hause gefahren hatte.

In dem Augenblick, in welchem der Schwarzhaarige bemerkt hatte, dass sein Auto nicht da war, hatte er es ein wenig bereut all die Tage bloß in seiner Wohnung verbracht zu haben. Hätte er dies nicht getan, wäre es ihm mit Sicherheit bereits früher aufgefallen. Vielleicht hätte er den Wagen sogar holen können. Es hätte ihm an diesem Morgen definitiv einigen Stress erspart.

In diesen letzten Tagen, in welchen er sogar selbst Mühe dabeigehabt hatte, sich selbst zu versorgen, genug zu essen und genug zu trinken, hätte er gerne jemanden gehabt, mit dem er zusammenlebte. Aber dies war schon seit wenigen Jahren nicht mehr der Fall.

Um genau zu sein seit dem Tag, an welchem er Sechszehn geworden war. An diesem hatte er nämlich nicht einen einzigen Tag gezögert. Er war augenblicklich aus seinem winzigen Heimatdorf gezogen und hatte seine Familie hinter sich gelassen.

Bereits Monate zuvor hatte er eine Wohnung gesucht und begonnen seine Sachen zu packen. Er hatte es einfach nicht mehr ausgehalten in seinem Elternhaus.

Und so war er noch am selben Tag umgezogen. Hatte sich eben dieses Ereignis mehr oder minder zum Geburtstag geschenkt. Hatte keine Sekunde länger in diesen vier Wänden innerhalb dieser schrecklich homophoben Familie ausgehalten. Hatte nicht mehr ausgehalten, dass sie ihn tagein, tagaus niedermachten und für alles Schlechte verantwortlich machte, das ihnen widerfuhr.

Sein Vater hatte ihn genauso wenig im Haus haben wollen, wie seine Mutter. Und da hatte es seine eigene Meinung bloß unglaublich passend getroffen. Denn so zahlten sie ihm seine Wohnung in der Metropole Xernovas und Unterhalt. Damit er nicht einmal im Entferntesten daran dachte irgendwann noch einmal zurückzukehren.

Ravy hatte ihnen nicht erzählt, dass er dies ohnehin niemals vorgehabt hatte. Selbst unter seinen Existenzminimum lebend, hätte er niemals mehr den Weg zurück in einem Haushalt eingeschlagen, in welchem Vorwürfe, Beleidigungen und ekelhafte Äußerungen ihm gegenüber an der Tagesordnung gestanden hatten.

Davon, wie oft man sich mit ihm gestritten und ihn bereits in Kindertagen unverhältnismäßig viel bestraft hatte, wollte er gar nicht erst beginnen.

Dies hatte er jedoch seiner dreckigen Familie niemals erzählt. Warum sollte er den Geldhahn schließen lassen, wenn er die Möglichkeit dazu hatte diesen zu nutzen, solange ihm der Sinn danach stand?

Immerhin forderte er bereits von Anfang an mindestens das fünffache an Geld, welches er eigentlich für seine Wohnung und so sonstige Ausgaben gebraucht hätte. Den Rest legte er zurück. Konnte es in der Zukunft mit Sicherheit irgendwann einmal gebrauchen.

In den letzten Tagen jedoch, war es ihm seinem Zustand entsprechend, und mit dem Blick auf die Tatsache des Alleinlebens, unglaublich schwergefallen, auch nur irgendwas zu tun.

Doch selbst in dieser Situation wünschte er sich nicht wieder mit seiner 'Familie' zusammenzuleben. Bloß über seine Leiche. Und nicht einmal in diesem Zustand war er sich sicher, ob er dies wirklich wollte.

Immer wieder stolperte der Schwarzhaarige über einige Erhebungen im Asphalt, Bordsteinkanten oder uneben Steine auf dem Gehweg. Dies jedoch nur, weil er über die Hälfte der Zeit nicht nach vorne, sondern mehr hinter sich und zurückschaute. Beinahe fühlte er sich, als litt er unter einem illusionierten Verfolgungswahn.

Freak - unknow Angel [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt