Kopfschmerzen pochten hinter Ravys Schläfen, Galle und Übelkeit ätzten in seiner Kehle und seine Augenlider fielen so häufig zu, dass er eigentlich nichts lieber getan hatte, als sich gegen die rumpelnde Fensterscheibe zu lehnen und erneut ein Nickerchen zu machen.
Doch er konnte nicht. Nicht mehr und nicht so, wie er es in den letzten Stunden getan hatte.
Seufzend rieb er sich ein weiteres Mal über die Augen. Anschließend blickte er erst durch das grell beleuchtete Abteil und dann wieder nach draußen.
Er konnte nicht lange hier drinnen umher sehen. Es brachte seine Augen dazu bloß noch mehr zu schmerzen und sich selbst zu fragen, was er überhaupt noch hier tat.
Auf der einen Seite wünschte er sich nämlich ein klein wenig schneller und vor allem endlich anzukommen, damit er dies alles nicht mehr ertragen musste und endlich ins Bett konnte. Auf der anderen Seite fieberte er seiner Ankunft jedoch so überhaupt nicht entgegen.
Am liebsten hätte er gehabt, dass sein Zug vielleicht doch noch einige Minuten oder Stunden, eventuell auch Tage Verspätung hatte. Dies aber hätte ihm am Ende nicht nur selbst die Nerven geraubt, sondern auch seine Familie bloß noch aggressiver gemacht.
Selbst, wenn er es gerne gesehen hätte, wenn diese Stundenlang am Bahnhof standen und darauf warteten, dass sein Zug endlich Eintraf.
Mit einem schadenfreudigen Zug um die Lippen, gähnte er einmal herzhaft und rieb sich erneut über die Augen, bevor er wieder nach draußen blickte.
Viel erkennen, tat er dort jedoch nicht. Bereits vor Stunden war die Sonne untergegangen. Zwar hatte er mindestens genauso lange nicht mehr und die Uhr geschaut doch wenn er hätte schätzen müssen, wäre er sich sicher gewesen, dass Mitternacht bereits längst vorüber war.
Vielleicht aber kam ihm es auch nur so vor.
Was er also sah, wenn er aus dem Fenster blickte, war die Spiegelung des grell erleuchteten Waggon Inneren, seine eigenen Gesichtszüge und bloß hin und wieder Umrisse von Bäumen, Sträuchern oder irgendwelchen anderen Dingen.
Es war bereits geraume Zeit her, seit er in der Ferne Lichter oder direkt eine ganze Stadt gesehen hatte. Auch Autos waren Mittlerweile eine Seltenheit. All dies etwas, was ihm nur deutlicher machte, dass sie bald schon ankommen würden.
Voller Unmut und vor allem gänzlich zog er seine Stirn und Kraus und verzog gequält seine Gesichtszüge. Während er ergebend seinen Atem ausstieß, rutschte er noch ein wenig tiefer in seinen Sitz.
Es gab kaum viel mehr Dinge, die er verabscheute, als seine Familie, deren Mentalität, deren Behandlung und deren Anwesenheit in seiner Nähe. Und dass bei diesen erzwungenen, jährlichen Besuchen, alles zusammenkam, machte es nicht gerade leichter und aushaltbarer.
Ein wenig bereute er es sogar sich irgendwo durchaus auf die Ferien gefreut zu haben.
Ja, er war zwei Wochen lang nicht mehr mit der Schule belastet, doch... Dass er sich in der Näher seiner Familie befand und deren Existenzen Aushalten musste... Dies war nicht wirklich besser. Vielleicht eher sogar noch schlimmer.
Was hätte er bloß darum getan, so etwas selbst entscheiden zu können und eben nicht immer wieder zu Dingen gezwungen zu werden, welche er dich gar nicht wollte.
Über die er nicht einmal nachdenken wollte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte er seine Familie nicht mehr gesehen, bis er mit der Schule und anschließend einer Ausbildung fertig gewesen wäre.
In dieser Zeit hatten sie die Pflicht ihm noch Geld und Unterhalt zu bezahlen und damit war er vollkommen zufrieden. Doch diese zwei Wochen im Jahr, welche sie ihn hierher zwangen...
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Freak - unknow Angel [BoyxBoy]
ParanormalWenn Fiktion und Wahrnehmung, Einbildung und Realität, Panik und Geborgenheit, ineinander verschwimmen, dann sind nicht einmal mehr die Pläne des Schicksals vor den herannahenden Gefühlen sicher. Eine Nacht, eine Party verändert Ravys Leben. Während...