Ravy verlor irgendwann sein Zeitgefühl. Es wurde immer dunkler und dunkler. So dunkel, dass er kaum mehr seine Umgebung erkennen, geschweige denn seinen eigenen Atem vor seinen Augen sehen konnte. Wolken verdeckten in dieser Nacht den Himmel. Schienen alles mit ihrer Finsternis bloß noch dunkler und noch schrecklicher machen zu wollen.
Und dabei ging es ihm noch nicht einmal darum, dass sie sich wie eine dicke Decke über die Welt legten. Eher, dass sie den Mond und die Sterne überdeckten. Wenn er sich nämlich nicht gänzlich irrte, war hätte es Vollmond sein sollen.
Er wusste nicht, ob er auch eben deshalb gedacht hatte, es wäre eine gute Idee in den Wald zu flüchten, wo es doch die Möglichkeit gab, dass er erneut angegriffen wurde. Vielleicht hatte er sich auch eingebildet, dass es aufgrund des Lichts, welches er definitiv haben würde, gar nicht so schwer werden konnte.
Am liebsten hätte er sich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und seinen Schädel irgendwo gegen den Stamm einer Fichte gerammt.
Doch er ließ dies lieber bleiben. Nachher lockte sein Blut die Monster noch schneller an. Vielleicht wurden sie dadurch gieriger. Würden ihn schneller töten.
Er starrte hinauf in den finsteren Nachthimmel. Konnte nichts erkennen. Noch nicht einmal in der Ferne. Irgendwo, tief in seinem Inneren, kroch die Hoffnung, dass Jason ihn dann vielleicht würde, retten kommen, doch...
Noch bevor er diesen Gedanken hätte ausformulieren können, prallte sie bereits mit voller Kraft auf den mit Speeren gespickten Boden der Tatsachen.
Die Realität holte ihn ein, wie ein gigantischer Schatten. Hatte seine Gedanken verschluckt, noch bevor sie bemerkt hatten, dass sie überhaupt im Schlund des Monsters gefangen gewesen waren.
In seinem Inneren machte sich ein dumpfes Gefühl breit. Mehr war es nicht. Mehr deutete nicht daraufhin, dass seine Hoffnung ihn verlassen hatte.
So hatte er sich zuvor nicht an ihr festgehalten, nicht an sie geklammert und ohnehin bereits verstanden, dass die Dinge vielleicht niemals so würden laufen können, wie sie sich dies vorstellte. Dennoch ernüchterte es ihn. Noch mehr, als er es je für möglich gehalten hatte und auf eine Art und Weise...
Es fühlte sich an, als hätte ihm jemand einen kräftigen Schlag in den Magen verpasst. Oder Steine schlucken lassen, die erst jetzt auf dem Grund seines Magens angelangt waren.
Es war schmerzhaft, es war dumpf. Und die Bürde dieses Lebens, schien dadurch nicht gerade leichter zu werden.
Im Gegenteil. Es wurde doch einfach nur noch schlimmer. Und die Hoffnung, welche ihm erzählt hätte, dass er nicht so denken sollte, bessere Zeiten auf ihn warteten und er gar nicht erst nachdenken durfte...
Diese war vergangen. Hatte ihn im Stich gelassen. War einfach so gegangen, als hätte sie sich gar nicht mehr für ihn interessiert. Als hätte sie gar nicht mehr kämpfen wollen. Als hätte sie nicht mehr genug Kraft dafür gehabt und es niemals mehr tun können.
Eine Träne nach der anderen rollte über seine finsteren Wangen, tropfte auf seine Jacke und wurde entweder von deren Stoff aufgesogen oder aber von diese abgestoßen und in den Schnee getropft. Dabei entkam kein einziger Laut seinen Lippen.
Denn er wollte nicht. Wollte nicht mehr. Hatte keine Lust noch schrecklicher auf ihn aufmerksam zu machen, als er dies ohnehin bereits tat. Weshalb hatte er auch tatsächlich gedacht, dass noch jemand zu ihm stehen und ihn noch jemand unterstützen geschweige denn retten würde.
Es war albern. Es war dumm. Und es schmerzte so unendlich sehr - diese Einsamkeit, dieser Hass -, dass er es kaum in Worte fassen konnte.
Und als wäre dies am Ende noch gar nicht genug gewesen, begannen seine kreisenden Gedanken sich auszumalen, wie viele Monster in diesem Augenblick in seiner Nähe streiften. Durch seine Tränen angelockt. Und durch den Vollmond, welcher über ihnen allen hinter der dicken Wolkendecke wartete, bloß noch aggressiver gemacht.
DU LIEST GERADE
Freak - unknow Angel [BoyxBoy]
ParanormalWenn Fiktion und Wahrnehmung, Einbildung und Realität, Panik und Geborgenheit, ineinander verschwimmen, dann sind nicht einmal mehr die Pläne des Schicksals vor den herannahenden Gefühlen sicher. Eine Nacht, eine Party verändert Ravys Leben. Während...