Unwohl rieb Ravy seine schwitzigen Handflächen an seiner Jeanshose. Schluckend blickte er aus dem Fenster und atmete tief durch in dem Versuch, sich irgendwie zu beruhigen.
Andere Autos, Fußgänger und Wohnhäuser rauschten an ihnen vorbei, doch nichts schien so interessant, dass er sich wirklich damit hätte ablenken können. Und dies raubte ihm beinahe den Verstand.
„Jason, bist du sicher, dass wir das tun sollten? Denkst du wirklich, dass das eine gute Idee ist?", fragte der Schwarzhaarige erstickt und richtete seinen Blick zittrig auf seinen Freund.
Jason warf ihm einen Seitenblick zu, löste seine Hände jedoch nicht vom Lenkrad des Wagens. Ravy sah deutlich, wie sich die muskulösen Oberarme seines festen Freundes anspannten. Jason trug wie immer bloß ein Shirt. Vollkommen unbeeindruckt von jeglicher Kälte.
„Ja, Ravy. Es ist der richtige Schritt", antwortete er gewissenhaft.
Seine Stimme war ruhig, beherrscht. Dennoch entging dem Schwarzhaarigen nicht, wie auch der anderen vollkommen unter Storm stand. Dies brachte ihn dazu hilflos zu schlucken. Wenn Jason schon... Er wollte gar nicht erst darüber nachdenken.
„Aber wie kannst du dir da so sicher sein? Was ist, wenn sie-", versuchte Ravy ihm zu widersprechen, doch noch bevor es so weit kommen konnte, legte der andere ihm beruhigend eine seiner großen, kalten Hände auf den Oberschenkel.
Augenblicklich huschten auch seine eigenen Hände zu den eisigen des anderen. Umgriffen diese, als wären sie der Anker, den er in diesem Sturm der Gefühle in seinem inneren, mehr als nur benötigte.
„Ravy", unterbrach der andere ihn mit einem Mal unglaublich ernst, fuhr den Wagen an den Seitenrand und fixierte den Schwarzhaarigen mit seinem Blick, kaum dass er den Fuß vom Gas nehmen konnte. „Wenn seine Freunde dich nicht so akzeptieren, wie du bist, uns nicht akzeptieren, dann sind es nicht deine Freunde. So weh das auch tut, es zu hören und dann auch zu fühlen. Weißt du... Es ist besser, wenn du due es jetzt endlich sagst. Du hast lange genug nicht zu dir selbst stehen können. DU musst einen Schlussstrich darunterziehen. Unter diesen Lebensabschnitt. Und es ist die Entscheidung deiner Freunde, ob sie die Linie mit dir überschreiten, oder dahinter zurückbleiben", redete Jason ihm ins Gewissen.
Ravy konnte seine Schneidezähne bloß in seiner Unterlippe vergraben und das unschuldige Fleisch knautschen. Noch immer unsicher und wenig überzeugt hatte er seine Augenbrauen zusammengezogen, bis sich eine tiefe Falte auf seiner Stirn gebildet hatte
„Aber was ist, wenn-", setzte er erneut dazu an seine Zweifel und bedenken zu äußern.
Doch noch bevor es dazu kommen konnte, unterbrach Jason ihn erneut. Sah ihm dabei so tief in die Augen, dass er meinte er würde ihm durch seinen Körper hindurch in die Seele blicken könne und dieser erwärmen.
„Ich verspreche dir hoch und heilig, dass du niemals allein und einsam enden wirst. Ich bin noch hier. Hast du das schon vergessen? Und du gehörst zu mir, ich gehöre zu dir. Bis in alle Ewigkeit. Mich wirst du nicht so schnell los, also mach dir zumindest darüber, keine Sorgen. Konzentrier dich bloß auf heute."
Schwer musste Ravy schlucken. Ein kleines, gequältes Keuchen löste sich aus seiner Kehle. Weshalb musste der andere ihn bloß so schrecklich gut kennen?
„Aber-"
„Ravy. Sie haben Adrian und Finn akzeptiert. Selbst, wenn es Darren und Xavier noch immer nicht gefällt, haben sie es akzeptiert. Wovor fürchtest du dich also? Warum sollten sie uns nicht akzeptieren?", fragte Jason ihn ernst.
Ravy wandte den Blick von ihm ab. Musste darüber schlucken.
Wenn er ehrlich war, dann wusste er nicht, woher all diese irrationalen Zweifel kamen. Doch sie waren dort und er schaffte es einfach nicht, sie loszuwerden. Denn sie hatten sich bereits zu fest in seinen Verstand gepflanzt, als dass er sie einfach so hätte abschütteln können.
„Noch jemand aus unserem Freundeskreis wird einen Partner desselben Geschlechts haben und-", versuchte er seine Bedenken also in Worte zu fassen, doch wie immer wusste und kannte der andere ihn noch einmal weitaus besser, als er selsbt es eigentlich tat. Ganz so, als ob Jason und nicht er selsbt in seinem eigenen Kopf sitzen würde.
„Du fürchtest dich davor, das Fass zum Überlaufen zu bringen. Die Situation doch noch kippen zu lassen? Vielleicht sogar, weil du dies gesamten Ferien bei mir gewohnt und verbracht hast, ohne ihnen etwas zu erzählen? Weil du nur hin und wieder etwas mit ihnen unternommen hast? Das wird nicht passieren. Und wenn doch, dann erinnere dich daran, dass ich immer an deiner Seite bin und darum kämpfen werde, dein Wohl zu schützen", lächelte der andere leicht. Brachte seine schwarzen Augen dazu, ein klein wenig rot aufzuglühen.
Er hatte wahrscheinlich nicht einmal einen blassen Schimmer, wie viel Trost er dem anderen damit wirklich schenkte.
„Ich danke dir von ganzem Herzen Jason. Ich liebe dich", lächelte Ravy also zurück. Konnte nichts anderes tun, als sich zu seinem festen Freund hinüberzubeugen und diesem einen Kuss auf die stoppelige Wange zu geben.
Selbst, wenn die Zweifel und sorgen nicht ganz hinfort Gewicht waren. Zu wissen, dass Jason immer an seiner Seite bleiben würde, bedeutete einfach alles für ihn.
Es war etwas, was er nie, niemals mehr missen wollte. Nicht, so lange er lebte und die Möglichkeit hatte sein ewiges Leben mit den anderen zu verbringen.
„Ich liebe dich noch viel mehr. Und jetzt atme noch einmal tief durch, wir sind nämlich da und dann werden wir aussteigen und uns unserem Schicksal stellen", erwiderte Jason geschwollen. Es brachte Ravy zum Kichern.
„Du hörst dich so an, als würdest du gleich in den Kampf gegen deine Verfolger ziehen", schmunzelte er und schlug dem anderen feixend auf den Oberarm.
Charmant grinsend zwinkerte Jason ihm zu. „Wir ziehen doch beinahe in die Schlacht und kämpfen um das Wohl deines Herzens!"
Während der Dunkelhaarige dies sagte, riss er heroisch eine Hand empor und prallte mit dieser volle Kanne gegen das Autodach.
Feixend die Augen verdrehend schnallte Ravy sich ab. „Jaja schon klar, da alter Dramatiker. Sonst bist du mir gleich noch zu peinlich."
Empört schnaubte Jason auf, doch noch bevor er etwas hätte erwidern können, war sein fester Freund bereits ausgestiegen und hatte die Tür hinter sich zugeschlagen. Also wirklich...
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Freak - unknow Angel [BoyxBoy]
ParanormalWenn Fiktion und Wahrnehmung, Einbildung und Realität, Panik und Geborgenheit, ineinander verschwimmen, dann sind nicht einmal mehr die Pläne des Schicksals vor den herannahenden Gefühlen sicher. Eine Nacht, eine Party verändert Ravys Leben. Während...