Gedankenverloren saß Ravy mit seinen Freunden im Gemeinschaftsraum der Jugendherberge. Während seine Augen auf dem Spektakel lagen, welches sich ihm bot, hätte die Aufmerksamkeit wohl kaum weiter fort sein können.
Denn das, was er sah, wenn er in seinen Verstand blickte, hatte rein gar nichts mehr der Realität zu tun. Die zusammengekniffenen Lippen und das nachdenkliche Gesicht nichts mit den anderen, die einmal mehr ihre Opfer niedermachten. Darauf achtete er gar nicht. Hatte er doch überhaupt gar kein Interesse dran.
So war vor einigen Nächten doch etwas geschehen, was ihn nicht nur noch immer beschäftigte. Es ließ ihn auch einfach nicht mehr los.
Irgendwo hatte er antworten, aber auch noch so viele, weitere Fragen bekommen, dass er seine Hände am liebsten in den Haaren vergraben wollte. Das einzige Gute war jedoch wohl, dass sein Verstand endlich verstanden hatte, dass dies real war. Keine Einbildung. Kein Nichts.
Und so fand er sich einige Tage später noch immer Recht nah an dem ganzen Geschehen wieder. Fand er sich in den Zustand wieder, dass er wirklich an das glaubte, was er gesehen hatte.
Und daran, dass dies auch wirklich ein Teil der Realität war.
Immer und immer wieder sah er vor seinem inneren Auge die mächtigen Flügel, dieser beinahe schon furchteinflößenden Gestalt und diese roten, glühenden Augen, wie jene eines Teufels. Wann immer es ihm in den Sinn kam, war es unbeabsichtigt, weil er sich eben von diesen Erinnerungen einfach nicht lösen konnte.
Denn anders, als es wohl üblich und bei seiner Vergangenheit mit solchen nichtmenschlichen Wesen üblich gewesen wäre, fürchtete er sich nicht vor diesem Anblick. Nicht vor Jason.
Mehr hatte er von der ersten Sekunde an eine beinahe beängstigende Faszination dafür empfunden. Denn diese mächtigen, im Mondlicht grauen Flügel, diese glänzenden Augen, die dunklen Haare des anderen, welche selbst in der Dunkelheit nicht richtig schwarz wirkten...
Er fand den anderen wunderschön. Und was auch immer es war, er hatte kein Interesse daran es jemals noch einmal zu missen.
Jason selbst sah dies jedoch natürlich anders. Eigentlich hatte der Schwarzhaarige auch kaum anderes erwartet. Anstatt sich in Ruhe von ihm betrachten zu lassen und sich anzuhören, wie fasziniert er von ihm war und welche Komplimente der Schwarzhaarige in der Hinterhand hatte, hatte Jason gereizt, zornig und abweisend reagiert. Es hatte Ravy zugegebenermaßen verletzt. Unheimlich.
Doch nun, wo er eines der wohl vielen Geheimnisse des anderen herausgefunden hatte, war er definitiv nicht bereits nun damit aufzuhören. Und dies hatte er dem anderen auch genauso gesagt.
Nur weil dieser ihm erneut keine Antworten gegeben hatte, obwohl es spätestens jetzt nicht nur nötig und erforderlich, sondern auch vor allem das Recht des Schwarzhaarigen war diese zu fordern, bedeutete das nicht, dass er einfach so aufgeben würde.
Er fühlte sich ein wenig, als hätte er bereits einen großen Schritt hinter sich gebracht. Immerhin wohl das größte und persönlichste Geheimnis des anderen herausgefunden. Und jetzt aufzugeben kam ihm beinahe schon befremdlich vor. Denn nur weil ihn der andere abgewimmelt hatte, musste er noch lange nicht aufgeben.
Er sah dort nämlich eine ganze Reihe teilweise offengelegter, teilweise noch verborgener Möglichkeiten, wie er den anderen dazu bewegen konnte mit ihm zu reden und endlich mit der Sprache herauszurücken.
Beinahe war ihm, als wäre er ein wildes Tier, welches Blut gelegt hatte und nun gar nicht mehr damit aufhören konnte danach zu gieren. Oder als müsste er sich seine Droge auf die perfideste Art und Weise besorgen, welche es gab.
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Freak - unknow Angel [BoyxBoy]
ParanormalWenn Fiktion und Wahrnehmung, Einbildung und Realität, Panik und Geborgenheit, ineinander verschwimmen, dann sind nicht einmal mehr die Pläne des Schicksals vor den herannahenden Gefühlen sicher. Eine Nacht, eine Party verändert Ravys Leben. Während...