Ravy schluckte schwer. Obwohl er auf Jason hinabsah, fühlte er sich unter dessen Blick schrecklich klein. Ganz so, als würde er es sein, auf den hinabgeschaut wurde. Dabei war dies völlig absurd und faktisch falsch.
Wieder schluckte er. Schwer. Sein Blick huschte durch die Umgebung, versuchte erfolglos jenem des anderen auszuweichen.
Ihm war bewusst, dass dieser sehen musste, wie unglaublich unwohl er sich fühlte. Dies war auch nicht unglaublich schwer. So verriet ihn schon allein sein stetig auf und ab hüpfender Kehlkopf.
Am liebsten hätte er irgendetwas gegen die Reaktionen seines Körpers getan. Dagegen, dass seine Handflächen immer schwitziger wurden und ihm war, als würde ein Schauer nach dem anderen seinen Rücken Hinunterrollen, je länger er sich diesem Blick ausgesetzt fühlen musste. Seine Knie wurden immer zittriger und in seinem Magen knäulte sich die Nahrung, welche er zuvor aufgenommen hatte. Ihm wurde augenblicklich übel. Schweiß stand ihm auf der Stirn und im Nacken.
Er wusste nicht, wann er sich das letzte Mal so unwohl gefühlt hatte. Wann er sich so gefühlt hatte, als ob er lieber flüchten und sich in diese Symptome seines Körpers stürzen wollte, um diese als Vorwand zu nehmen, anstatt sich dem zu stellen was ihn erwartete.
Wenn er ehrlich war, dann überraschte es ihn noch nicht einmal. Dann war es nach all dem, was er in den letzten Wochen durchgemacht und in welchen die unwirklich erscheinenden Erinnerungen ihm gequält hatten und fühlen lassen, als ob er den Verstand verloren hatte, gar keine große Überraschung mehr.
Oder zumindest hätte es dies nicht sein sollen. Dass es ihn trotzdem traf, wie ein Schlag... ihn aus der Bahn warf.
Sich unwohl am Arm kratzend zwang er sich den Blick wieder zurück zu Jason gleiten zu lassen.
Dessen Augen schienen noch tiefer und schwärzer geworden zu sein, doch ganz gleich, wie sehr er mit sich Rang und dazu brachte diesen starren Blick zu erwidern, er konnte einfach nicht lesen, was sich in diesen abspielte. Der andere war für ihn ein Buch mit sieben Siegeln.
Und Ravy konnte feierlich sagen, dass er noch niemals etwas so sehr verabscheut und gehasst hatte, wie dieses Wissen.
Unwohl räusperte er sich. ,,Darf ich mich... Setzen?", fragte er mit dünner, zittriger Stimme. Augenblicklich schluckte er und räusperte sich erneut. Er verfluchte sich selbst in diesem Moment dafür, so unglaublich unsicher und klein zu wirken. ,,Ich glaube wir sollen schonmal anfangen miteinander zu arbeiten."
Wenn er sich Recht entsandte, dann hatte der andere das Thema bekommen, welches sie bearbeiten mussten. Und anstatt sich also darauf zu konzentrieren, dass Jason einen Moment innehielt und dann bloß mit einem völlig abgeneigten, abschätzigen und beinahe genervt angeekelten Gesichtsausdruck zur Seite rückte, versuchte er sich auf dieses zu konzentrieren.
Was auch immer es war. Es konnte nicht schaden, dass er sich schon einmal irgendetwas in diese Richtung überlegte. Und außerdem war alles besser, als sich in diesem Augenblick auf den anderen zu konzentrieren. Es konnte doch nur Selbstmord sein.
Mit einem unwohlen Gefühlen in der Brust, seiner Kehle und in der Magengegend, zog er sich also einen Stuhl heran, legte seine Sache auf der freien Tischplatte ab und setzte sich neben den anderen an dessen Tisch.
Sowohl die Kälte, welche ihn augenblicklich packte, kaum dass er ihm nah kam als auch dessen Geruch, der seine Nase beinahe betörend umspielte, versuchte er zu ignorieren. Denn so durfte er nicht denken. Auf keinen Fall.
Es war das schlimmste, was er nun machen und die grausamsten Fantasien, denen er nun verfallen konnte. Innerlich Scholz er sich also, während er seine Lippen zusammenkniff, seine Hände verkrampft zu Fäusten ballte und sich auf seinem Stuhl zu dem anderen drehte.
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Freak - unknow Angel [BoyxBoy]
ParanormalWenn Fiktion und Wahrnehmung, Einbildung und Realität, Panik und Geborgenheit, ineinander verschwimmen, dann sind nicht einmal mehr die Pläne des Schicksals vor den herannahenden Gefühlen sicher. Eine Nacht, eine Party verändert Ravys Leben. Während...