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Bis zur Abenddämmerung irrte Ravy durch den Wald. Mit hektisch klopfendem Herzen hielt er nach diesen Wesen Ausschau. Suchte sie regelrecht, weil er sich selbst davon überzeugen musste, dass es real war. Dass er es sich wirklich nicht eingebildet hatte. Dass sein Verstand ihm in dieser verschwommenen Nacht voller Party und Alkohol nicht doch einen Streich gespielt hatte.

Denn selbst, wen er davon wirklich und wahrhaftig überzeugt gewesen wäre... Brauchte er einen Beweis. Irgendetwas, das ihm sagte, dass er sich nicht doch bloß einredete, dass alles echt und real gewesen war.

Irgendwo war es traurig. Ziemlich sogar. Doch ganz gleich, was er auch tat... Er konnte sich von diesem Gedanken einfach nicht selbst abbringen.

Und so sehr er sich selbst dafür auch verfluchen und schelten wollte... Suchte er noch weiter, als die Sonne hinter den Wipfeln zu verschwinden schien und die Schatten immer länger wurden. Das Licht unter den Bäumen immer schwummriger.

Dass er bisher noch nichts gefunden hatte, ließ ihn schlucken. Er zweifelte an seiner Entscheidung, ob er wirklich so lange bleiben und so lange suchen sollte, bis er irgendetwas fand. Ob er das überhaupt wollte...

Vielleicht konnte er auch einfach am morgigen Tag weitersuchen? So lief er dann wenigstens auch nicht Gefahr sich in der Dunkelheit zu verlaufen oder doch noch die Orientierung zu verlieren. Dieser Gedanke allein versetzte ihn in einen beinahe panischen Zustand.

Immer unruhiger und nervöser sah er sich um. Die Kälte spürte er mittlerweile überhaupt nicht mehr. Zu sehr war sie bereits in seinen Körper gezogen.

Bloß noch den unangenehmen Schweiß, welcher ihm über die Stirn rann, spürte er auf seiner Haut. Sonst war diese gänzlich taub.

Immer hastiger huschte sein Blick umher. Und dies, obwohl ihm sogar bewusst war, dass er so in den immer tiefer und dunkler werdenden Schatten bloß noch weniger erkennen konnte. Obwohl er wusste, dass es schlimmer werden würde.

Aber er schaffte es einfach nicht diesen paranoiden Impuls zu unterdrücken. Schaffte es nicht, sich zusammenzureißen und eben nicht in jeder Sekunde alles im Auge haben zu wollen. Bildete sich ein, dass dies möglich war, obwohl es doch eben offensichtlich nicht war.

Kaum dass die Dämmerung vorüber war und er selbst kaum mehr die Hand vor Augen erkennen konnte, spürte er einen Blick auf sich. Stechend. Brennend. Augenblicklich zuckte er zusammen. Dieser war zuvor ncht dort gewesen... Und es erinnerte ihn an jenen... Aus der Schule!

Es wurde wirklich immer besser...

Nervös schluckend begann er langsam aber sich seine Entscheidung, erneut hierher zu kommen und sich selbst ein zweites Mal in Lebensgefahr zu bringen, zu bereuen.

Vor allem, als er sich ausmalte, wie unschuldige Wanderer wohl reagieren würden, wenn sie seine zerfleischte Leiche finden würden. Was seine Freunde sagen und wie sie sich fühlen würden. Welche Freudentänze seine Familie tanzen würde...

Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, sein Brustkorb schien zu zerbersten, das Blut rauschte ihm in den Ohren, sein Puls dröhnte in seinen Knochen und der Blick... Ja, dieser fremde Blick ätzte sich regelrecht in seinen Nacken.

Er wusste nicht, wem dieser Blick gehörte. Wusste nicht, aus welcher Richtung er ihn traf. Und konnte, so sehr er es auch versuchte, in der Ferne einfach keine roten Augen ausfindig machen.

Es machte ihn schrecklich unruhig. Dort war etwas, was ihn beobachtete. Doch er selbst konnte es einfach nicht sehen. Es machte ihm Angst, dass er eben nicht wusste, wann und von wo er überfallen werden würde. Ob er das überhaupt würde.

Freak - unknow Angel [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt