Wir waren bereits mehrere Tage unterwegs, nur ab und zu legten wir für einige Stunden Rast ein. Meine Entführer mieden tagsüber die Straße und so ritten wir hauptsächlich durch die Wildnis. Jeden Tag wurde mir mehr bewusst, dass das hier kein Alptraum war, aus dem ich aufwachen konnte. Der große Elf Alturiel hatte meine Mutter ermordet. Sie war tot. Ich betete innerlich, dass zumindest jemand ihren Körper fand, bevor er von wilden Tieren zerfleischt würde.Schaurige Gedanken rasten durch meinen Kopf, ich konnte sie nicht aufhalten. Meinen Gefühlen konnte ich aber noch immer keinen Lauf lassen, ich war wie in Schockstarre. Ich schlief nicht, ich aß nicht und ich sprach auch nicht. Vielleicht würde ich ja einfach sterben?
,,Dort legen wir Rast ein!" rief Alturiel laut. Es war schon ziemlich spät, die Sonne war lange untergegangen. Sein Pferd wurde langsamer. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren. Nicht nur, dass ich sowieso nur den Boden sah, ich war auch noch nie wirklich weit weg von zuhause gewesen. Mit meiner Mutter war ich ein paar Male in Weißlauf gewesen, aber sonst hatten wir Rifton nie wirklich verlassen.
Bald stieg Alturiel ab und hob mich hinunter. Wir waren an einer kleinen Höhle angekommen, ein paar der Hochelfen hatten ein kleines Feuer gemacht, die anderen banden die Pferde an Bäumen fest und fütterten sie mit ein wenig Gras. Alturiel setzte mich ab und lehnte mich gegen einen Baum.
,,Saphir, Saphir, Saphir. Ihr müsst Euren kleinen Hungerstreik leider aufgeben, wir werden Euch nicht sterben lassen" sagte er kopfschüttelnd und lief zu seinem Pferd. Stumm beobachtete ich, wie er ein trockenes Stück Brot und eine Feldflasche aus der Satteltasche zog und wieder auf mich zukam. Er kniete sich zu mir hinunter und hielt mir das Brot vor meinen Mund, aber ich schüttelte nur den Kopf und versuchte mich wegzudrehen. Ich würde ohnehin nichts hinunterbekommen, und von diesen Monstern wollte ich auch nichts zu Essen oder zu Trinken annehmen.
,,Wenn sie nicht will, lasst sie doch einfach sterben. Wir werden sicherlich sowieso noch genug Ärger mit haben" mischte sich einer der anderen ein. Angestrengt schüttelte Alturiel den Kopf und richtete sich auf. ,,Seid Ihr eigentlich wirklich so dumm, oder tut Ihr nur so?" fuhr er den Elfen an. ,,Genau das ist der Grund, warum ich selbst mitgekommen bin. Hätte ich Euch den Auftrag überlassen, würdet Ihr wahrscheinlich nicht einmal das richtige Kind gefunden haben. Sie bleibt am Leben, tot nützt sie uns nichts!" Seine Augen funkelten zornig, der andere Elf sah ihn eingeschüchtert an.
Welche Rolle spielte ich überhaupt für diese Thalmor? Warum mussten sie mich am Leben erhalten, was bei den Göttern hatten sie vor?
Alturiel wandte sich wieder mir zu. ,,Wenn Ihr nicht einfach esst, muss ich Euch wehtun, wollt Ihr das?" fragte er mich in einer seltsam ruhigen Stimme. ,,Ihr wollt mir doch keinen Ärger bereiten,oder?" Ich fürchtete mich vor ihm, auch wenn mein Lebenswille nicht sonderlich stark war, so wollte ich dennoch nicht erfahren, zu was er noch alles fähig war.
Zitternd öffnete ich meinen Mund ein Stück und biss in das harte Brot. Es wäre mir leichter gefallen Steine zu schlucken. Ich kaute angestrengt darauf herum und riss mich zusammen, es nicht auszuspucken. Erleichtert atmete ich auf, als ich es endlich heruntergeschluckt hatte. Es lag mir wie ein Stein im Magen, obwohl es nur ein winziges Stück war. Alturiel lächelte zufrieden und hielt mir ebenfalls die Feldflasche an den Mund, woraus ich ein paar Schlucke Wasser nahm. Er streichelte mir durch die Haare und flüsterte: ,,Braves Mädchen." Dann wandte er sich wieder seinen Männern zu.
Ich konnte noch immer nicht glauben, dass das alles gerade wirklich passierte. Ich wollte einfach nur nachhause, und all das vergessen. Würde ich Rifton jemals wiedersehen? Würde ich Brynjolf jemals wiedersehen? Würde ich jemals wieder ein Schwert oder einen Bogen in den Händen halten? Ich wusste es nicht. Erschöpft lehnte ich meinen Kopf gegen den Baumstamm. Ein wenig Schlaf würde mir sicherlich nicht schaden. Tatsächlich schaffte ich es nach einer Weile in einen unruhigen und leichten Schlaf zu fallen.
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Saphir [~Vilkas FF]
FanfictionSechs Jahre nachdem ihre Mutter gewaltsam ermordet und sie selbst entführt worden war, gelingt es der jungen Waldelfe Saphir sich aus der Gefangenschaft der Thalmor zu befreien. Zurück in der Freiheit muss sie jedoch merken, dass sie von nun an auf...