,,Wir sollten eine kurze Rast einlegen, die Pferde werden es uns danken" meinte Vilkas erschöpft als wir den Weißfluss erreichten. Wir alle brauchten eine Pause, die Mittagssonne stand hoch am Himmel und wir waren seit der Flucht aus Rifton nicht von den Pferden abgestiegen. Es war ein Wunder, dass sie uns überhaupt noch trugen. ,,Irgendwo wo Schatten ist" sagte Rodrik und zog sich seine Kapuze noch tiefer ins Gesicht. ,,Setzt Euch doch unter die Tanne dahinten" entgegnete Vilkas abschätzig, während er an seinen Zügeln zog.
Als wir abgestiegen waren, führte ich mein erschöpftes Tier an den rauschenden Fluss um es zu tränken. Sehnsüchtig betrachtete ich das kühle Nass, wenn die Pferde genug hätten, müsste ich mir definitiv auch etwas davon genehmigen. Ein sanfter Wind blies mir ins Gesicht, er war allerdings nicht sonderlich frisch. An die Kälte der vergangenen Tage kam aber auch wenig heran. Allein bei dem Gedanken daran, wie ich von Krankheit übermannt am Feuer versucht hatte mich aufzuwärmen, fröstelte es mich schon.
Rodrik kam mit seinem edlen Thalmorross ebenfalls an das Flussufer und grinste mich von der Seite an. ,,Ich hab Euch doch gesagt, dass er wiederkommen wird. So viel Drama in Rifton und das alles um Nichts" flüsterte er. Ich verdrehte die Augen. ,,Ihr habt gut reden" antwortete ich nur und schaute zu Vilkas hinüber, der etwas weiter von uns entfernt an einer kleinen Biegung des Wassers seine Klinge von dem Blut des vergangenen Kampfes befreite. Er sah sehr nachdenklich und ernst aus, also eigentlich wie immer. Trotzdem beunruhigte es mich, wir waren zwei ganz andere Personen als wir aus Weißlauf aufgebrochen waren. Auf unserer Reise war einfach viel zu viel passiert. Ich hatte Brynjolf schon fast aus meinem Kopf verbannt gehabt, doch nun spukte er dort wieder umher. Seufzend streichelte ich meinem Pferd, das sich nun nicht mehr für das Wasser interessierte, über die Nüstern und wandte meinen Blick wieder Rodrik zu. ,,Bleibt Ihr eigentlich bei uns in Weißlauf?" fragte ich meinen Freund neugierig. Er zuckte mit den Schultern. ,,Ich denke schon. Wohin sonst? Außerdem will ich doch wissen, wie Eure Geschichte ausgeht" lachte er. Ich lächelte ihn an und erwiderte: ,,Ich freue mich, wenn Ihr an meiner Seite seid." ,,Ist da in Weißlauf auch noch ein Platz für mich?" hörten wir Marelias Stimme hinter uns. Wir drehten uns um, die Elfe stand mit ihrem Pferd an den Zügeln vor uns. Im Gürtel trug sie noch immer das befleckte Schwert. ,,Ich denke schon" entgegnete ich unsicher ,,was soll denn überhaupt Euer Sinneswandel? Vor wenigen Tagen noch geht Ihr mir an die Gurgel und jetzt kämpft Ihr an unserer Seite?" Misstrauisch musterte ich sie. ,,Über meine Beweggründe gibt es nicht viel zu sagen. Manchmal verändert man sich eben" sagte sie gleichgültig. ,,Außerdem sind manche Eurer Argumente etwas überzeugender als die der Thalmor" fügte sie noch spitz hinzu und warf Rodrik einen unauffälligen Blick zu. Dieser versuchte gerade angestrengt sein Pferd von dem Ufer wegzubewegen, dieses war aber anscheinend noch lange nicht fertig mit dem Trinken. Bald schon wies Vilkas uns an wieder auf die Pferde zu steigen und wir setzten unsere Reise fort.
Nicht mehr viele Wegstunden trennten uns von Weißlauf und bald ritten wir auch schon durch Flusswald, ein kleines Dorf südlich der Stadt. Die Menschen auf den Straße wirkten aufgebracht und ängstlich, doch wir hatten keine Zeit stehen zu bleiben und zu fragen, Vilkas wollte zügig ans Ziel kommen. Als wir schließlich in den Ebenen vor Weißlauf ankamen, war mir klar, wieso die Menschen in Flusswald so panisch gewesen waren. Vilkas blieb als erster stehen und sah sich fassungslos um. Das Gras war an vielen Stellen zertrampelt, in der Ferne konnte man erkennen, dass einige Höfe verwüstet worden waren. Einer war sogar ganz niedergebrannt. Je näher wir der Stadtmauern kamen, desto weiter häuften sich die Leichen. Ich meinte einige als Angehörige der Kaiserlichen Armee erkennen zu können, unter ihren edlen Rüstungen schaute roter Stoff hervor. Rot war die Farbe der Kaiserlichen, demnach waren die anderen Toten, die blau bekleidet waren, vermutlich die Sturmmäntel. Vilkas galoppierte schnell weiter. Wir anderen sahen uns hilflos an, folgten ihm aber schnell. Was auch immer sich hier abgespielt hatte, es konnte nichts Gutes bedeuten.
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Saphir [~Vilkas FF]
FanfictionSechs Jahre nachdem ihre Mutter gewaltsam ermordet und sie selbst entführt worden war, gelingt es der jungen Waldelfe Saphir sich aus der Gefangenschaft der Thalmor zu befreien. Zurück in der Freiheit muss sie jedoch merken, dass sie von nun an auf...