Ein unangenehmes Schweigen herrschte zwischen uns vieren an dem Ecktisch im Bienenstich. Nach unserem plötzlichen Aufeinandertreffen hatte ich vorgeschlagen, wir könnten uns bei einem Getränk in der Taverne zusammensetzen. Als Vilkas begriff, dass es sich bei dem Mann mit den grünen Augen um Brynjolf hielt, hatte er den gesamten Weg zurück seinen Arm nicht von mir gelassen und auch jetzt am Tisch rückte er mir bestimmt näher. Brynjolf wirkte ziemlich angespannt und Cynric sah etwas verloren aus. Er hatte wahrscheinlich nicht die geringste Ahnung davon, was genau zwischen mir und den beiden Nord vorging und freute sich bloß mich lebendig und an einem Stück zu sehen.
,,So früh schon? Na gut, was wollt Ihr trinken?" begrüßte uns die mürrische Keerava die mit einem schmutzigen Holztablett unter dem Arm geklemmt vor uns stand. ,,Ich denke mit etwas Wasser wäre uns allen geholfen" antwortete Vilkas schnell. ,,Macht für mich einen Met daraus" brummte Brynjolf. ,,Für mich auch" meinte ich schnell. Vilkas warf mir einen angewiderten Blick zu, aber ich blieb bei meiner Bestellung, die Situation gerade überforderte mich. Nachdem sich nun auch Cynric einen Met wünschte, war Vilkas der einzig Vernünftige an unserem Tisch, der sich noch nicht vor Mittag den Verstand vernebeln wollte. Keerava zuckte nur mit den Schultern und verschwand wieder hinter dem Tresen.
Nach einigen unangenehmen Blickwechseln brach schließlich Cynric die Stille: ,,Und Saphir? Was habt Ihr die letzten Jahre so getrieben? Wir hatten befürchtet, Ihr wärt schon lange von uns gegangen." Ich sah ihn kurz an und erwiderte knapp: ,,Wie Ihr seht lebe ich noch." Eigentlich hatte er deutlich mehr Herzlichkeit von mir verdient, ich hatte meinen Lehrmeister immer sehr geschätzt und freute mich natürlich ihn wiederzusehen, aber die Spannung am Tisch war nur schwer auszuhalten. ,,Und darüber bin ich sehr froh. Wenn Ihr nicht darüber sprechen wollt, ist das vollkommen in Ordnung. Hauptsache Ihr lebt" entgegnete Cynric freundlich und lächelte mir aufmunternd zu. Ich zwang mich auch zu einem kleinen Lächeln und atmete erleichtert auf, als Keerava endlich mit den Getränken kam. Hastig griff ich nach meinem Krug und nahm einen großen Schluck. Keerava schaute mich zornig an, verteilte dann aber den Rest der Getränke in der Runde und verließ den Tisch.
Wieder breitete sich das Schweigen aus. Ich warf Vilkas einen kurzen Blick zu und sah dann zu Brynjolf. Dieser setzte gerade seinen Krug ab und räusperte sich. ,,Und wie waren die letzten Monate für Euch Saphir? Die Thalmor hatten die ganze Stadt nach Euch abgesucht, welch ein Glück, dass Ihr nur eine Nacht geblieben seid" meinte er zu mir und warf Vilkas dabei einen verschwörerischen Blick zu. Auch wenn er allem Anschein nach versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, bemerkte ich, dass ihn diese Aussage reizte. Ich war ebenfalls nicht begeistert von Brynjolfs Wortwahl, konnte es ihm aber auch nicht übel nehmen, wahrscheinlich war er nicht gerade erfreut darüber mich in den Armen eines anderen Mannes zu sehen. ,,Ich bin nach Weißlauf gekommen" begann ich und sah lächelnd zu Vilkas hinüber ,,dort bin ich den Gefährten beigetreten und habe viel Kampferfahrung gesammelt." ,,Anscheinend nicht nur die" murmelte Brynjolf und nahm einen weiteren Schluck. Ich seufzte angestrengt und widmete mich ebenfalls meinem Getränk. Cynric schaute verunsichert zwischen uns hin und her. Mit jeder Sekunde wurde die Stimmung unangenehmer. ,,Und wie läuft das Geschäft so?" überwand ich mich schließlich und sah die beiden Diebe neugierig an. Als Cynric Luft holte, um etwas zu sagen, warf Brynjolf ihm einen zornigen Blick zu und entgegnete knapp: ,,Ich denke nicht, dass es besonders intelligent wäre, unsere Geschäfte mit zwei Mitgliedern der Gefährten zu teilen." Traurig sah ich ihn an und senkte meinen Kopf dann. Eine normale Konversation war wohl wirklich nicht mehr möglich und das war allein meine Schuld.
Hatte ich Brynjolf denn unbedingt sofort um den Hals fallen müssen, als ich aus Markarth entflohen war? Natürlich liebte ich Vilkas, aber ich wollte bei Brynjolf doch nicht in Ungnade fallen. Er lag mir noch immer sehr am Herzen, vielleicht sogar etwas zu sehr. Wieder schwiegen wir uns alle an. Ich schaute angestrengt in meinen Krug hinein und versuchte in meinem Kopf irgendwelche Worte zurechtzulegen.
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Saphir [~Vilkas FF]
FanfictionSechs Jahre nachdem ihre Mutter gewaltsam ermordet und sie selbst entführt worden war, gelingt es der jungen Waldelfe Saphir sich aus der Gefangenschaft der Thalmor zu befreien. Zurück in der Freiheit muss sie jedoch merken, dass sie von nun an auf...