,,Weißt Du? Maramal hat gesagt, dass ich auch einmal in seinem Tempel heiraten darf." sagte ich fröhlich und schaute Brynjolf an. Es war noch früh am Morgen, die Sonne war aber schon aufgegangen. Brynjolf und ich liefen an der Stadtmauer entlang zur Gilde um Schlossknacken zu üben. Er lachte nur und entgegnete: ,,Ja vielleicht werdet Ihr das eines Tages, aber dann müsst Ihr erstmal jemanden finden, der Euch aushält!" Beleidigt verschränkte ich meine Arme und erwiderte trotzig: ,,Ihr seid gemein, aber wahrscheinlich habt Ihr recht, es wird kein Kinderspiel." Brynjolf rollte angestrengt mit den Augen. ,,Ach Saphir, Ihr werdet schon noch jemanden finden. Ihr habt doch noch viel Zeit, nicht einmal ich denke ans Heiraten, und ich bin schon ein paar Jahre älter als Ihr. Macht Euch die Welt doch nicht so kompliziert, alles hat seine Zeit. Jetzt sollten wir die Zeit nutzen, um Euch das Knacken der Schlösser näher zu bringen. Eure Mutter würde mir den Kopf abreißen, aber glaubt mir, das kann Euch irgendwann noch nützlich werden. Wenn Ihr doch nur in allem so talentiert wärt wie mit dem Bogen, dann würde Euch nichts im Wege stehen um eine ganz eigene Gilde zu gründen. Also kommt, wir müssen üben. Ihr wollt doch hoch hinaus."
Ein lautes Klopfen riss mich aus dem Traum und ich schreckte hoch. Verdammt, war ich etwa wieder eingeschlafen? Ich lag noch halb auf dem Bett, hatte aber sogar die Schuhe schon angezogen. Vilkas würde hoffentlich nicht allzu wütend sein. ,,Kommt rein!" rief ich schlaftrunken und die Tür öffnete sich. Vilkas sah mich prüfend an und warf mir dann meinen alten Lederharnisch zu, den ich von dem Waldelf erbeutet hatte. Er roch nicht besser und auch mein Blut hatte ihm nicht gut getan. Ich betrachtete das Loch, das der Pfeil hinterlassen hatte. Es sah so klein und unscheinbar aus, und doch wäre ich an dieser Verletzung fast gestorben. Seufzend legte ich mir den Harnisch an und befestigte die Armschienen, die Vilkas mir ebenfalls zuwarf. Diese dürftige Rüstung war natürlich kein Vergleich zu der edlen Stahlrüstung die er trug. Über seiner Brust lugte ein kleiner Wolfskopf, ebenfalls aus Stahl, hervor. Er schwieg die gesamte Zeit, was mir sehr unheimlich schien. Aber so war er eben, er mochte mich nicht und fürchtete, ich könnte doch noch eine Bedrohung darstellen. Auch wenn Kodlak gemeint hatte, er würde noch auftauen, konnte ich mir das gerade überhaupt nicht vorstellen. ,,Euer Schwert liegt schon draußen im Hof, Farkas hat es ein wenig gereinigt. Nun kommt, ich hab schon lange genug gewartet" knurrte der Nord unfreundlich, als ich mich erhoben hatte. Ich nickte stumm und folgte ihm zur Tür hinaus.
Ich war sehr nervös, weil ich wusste, dass ich mich eigentlich nur blamieren konnte. Ein Schwert zu schwingen zählte nun wirklich nicht zu meinen Talenten. Nachdem wir die längliche Halle durchquert hatten, mussten wir durch eine massive Holztür die Treppen hinauf. Vermutlich verließen wir nun den Bereich der Quartiere. Endlich konnte ich wieder etwas Tageslicht erblicken, das durch die Fenster fiel. Sie waren zwar dünn und kaum durchsichtig, aber es war Licht. Was den großen Raum, in dem wir uns befanden, hauptsächlich erhellte, war eine riesige Feuerstelle in der Mitte. Sie hüllte alles in einen warmen und wohligen Schein. Drumherum war ein reichlich gedeckter Tisch mit allerlei Speisen und Getränken. Vermutlich sollte man hier allzeit speisen können, wenn man von einem Auftrag zurückkam. Der Teil durch den wir liefen, war durch Holzsäulen und einem kleinen Zaun abgetrennt, einige Waffenständer befanden sich an den Wänden. Hier und da fand man ein Schränkchen oder eine Holzbank. Der Essensbereich war also deutlich abgetrennt. Auf der anderen Seite des Raumes befand sich eine kleinere Tür, an den Wänden links und rechts von uns jeweils zwei größere. Diese führten bestimmt nach draußen. In einer Ecke fegte gerade eine ältere Frau, sonst war niemand im Raum. Das war sie also, das war Jovaskrr, die Methalle der Gefährten. Es fühlte sich seltsam an, in diesen Hallen zu stehen. Ich hätte in meinem Leben nie gedacht, dass ich das alles hier einmal in echt sehen würde, geschweige denn, dass ich von den Gefährten angeworben werden könnte.
Staunend blickte ich umher. ,,Was soll denn das? Bewegt Euch!" fuhr Vilkas mich an. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich stehengeblieben war. Hastig schritt ich zu ihm, der an einer Tür auf mich wartete. Als er sie öffnete und wir hinaustraten, musste ich meine Augen zusammenkneifen. Das helle Tageslicht hatte ich seit Wochen nicht mehr gesehen, ich musste mich erst einmal wieder daran gewöhnen. Wir standen unter einem kleineren Holzdach. Ein länglicher Tisch und ein paar Bänke vor uns, links und rechts Körbe, Schränkchen und andere Behältnisse. Auch hier fanden sich einige Waffenständer mit Bögen, Köchern und Schwertern. Eine junge Frau saß auf einer der Bänke und schnitzte an einem Pfeil. Sie hatte langes, rötliches Haar und wirkte sehr groß, vermutlich eine Nord. Ihr Gesicht zierten drei grüne Streifen, die vermutlich als Kriegs- oder Jagdbemalung dienen sollten. Ihre leicht grünen Augen musterten mich kritisch, als Vilkas und ich an ihr vorbeikamen.
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Saphir [~Vilkas FF]
FanfictionSechs Jahre nachdem ihre Mutter gewaltsam ermordet und sie selbst entführt worden war, gelingt es der jungen Waldelfe Saphir sich aus der Gefangenschaft der Thalmor zu befreien. Zurück in der Freiheit muss sie jedoch merken, dass sie von nun an auf...