,,Wieso wagst Du es noch immer, mir zu widersprechen Saphir. Hast Du nicht nach aller der Zeit endlich verstanden, wer hier das sagen hat?" Alturiels Augen funkelten mich zornig an. Ich entgegnete nichts und ließ meinen Blick zu Boden sinken. Es wäre ohnehin gleich, was ich sagen würde. Ohnehin würde er seine Wut an mir herauslassen, das wusste ich. ,,Bist Du noch nachtragend wegen Deiner Mutter? Das liegt doch schon eine gefühlte Ewigkeit zurück." meinte er gleichgültig. Wütend hob ich meinen Blick. ,,Ihr seid ein Monster." Knurrte ich leise, auch wenn ich wusste, dass ich das bereuen würde. Fest packte der große Elf mich am Hals und drückte mich gegen die Wand, sodass ich nach Luft ringen musste. Doch sein Griff wurde bloß immer fester und er kam mit seinem Gesicht ganz nah an meines heran. ,,Saphir" flüsterte er bedrohlich ,,Ich habe Dir bereits vieles genommen, aber ich bin noch lange nicht fertig mit Dir. Es gibt nichts, dass ich Dir nicht nehmen könnte. Dein Leben gehört mir, ohne mich bist Du ein Nichts." Tränen sammelten sich in meinen Augen, ich wollte schreien, doch ich konnte ja nicht einmal atmen. Alturiels Mund verzog sich zu einem sadistischen Grinsen. Er ließ mich los, sodass ich mit meinen Knien unsanft auf dem harten Steinboden aufschlug. ,,Saphir, Saphir, Saphir" höhnte Alturiel belustigt. ,,Saphir, wacht auf!"
Ich schreckte hoch, Rodrik hatte sich besorgt über mich gebeugt und hielt mich an den Schultern. ,,Ihr habt im Schlaf geweint und um Euch geschlagen, ist alles in Ordnung?" Ich nickte stumm und hielt mir den Kopf. Zum Glück war es nur ein Traum gewesen, ich war nicht mehr in Markarth. Ich lag neben einem Baum im Gras, es dämmerte bereits und Rodrik fütterte das Pferd mit Gras und Blättern. Wir waren schon einige Tage unterwegs, und befanden uns nun im Fürstentum Falkrenring. Bis Rifton waren es zwei, vielleicht noch drei Tage. Ich war erschöpft, die letzten Tage waren wir durchgehend geritten oder gelaufen, die Thalmor waren sicher schon hinter uns her. Ab und an jagte Rodrik ein Wild, von dem er trinken und ich essen konnte. Ich aß zwar nicht gerne Fleisch, aber wenn man wirklich Hunger hatte, musste man sich eben arrangieren. Seufzend stand ich auf und legte mir Pfeil und Bogen an. ,,Wenn ich schon einmal wach bin, sollten wir auch weitergehen. Immerhin haben wir noch eine längere Reise vor uns." Rodrik nickte und streichelte den Kopf des Pferdes. ,,Es ist müde, wahrscheinlich sollten wir ihm eine Pause gönnen. Wir verlieren zwar Zeit, aber bevor uns das Tier noch an Erschöpfung stirbt... In ein paar Stunden können wir sicherlich wieder reiten." ,,Nun gut, also lasst uns gehen." Rodrik nahm die Zügel in die Hand und wir liefen weiter nach Westen. Immer in Richtung Heimat. ,,Wie alt seid Ihr eigentlich?" fragte ich Rodrik nach einer Weile neugierig. Er sah zwar aus wie ein junger Mann, hatte aber wahrscheinlich schon sehr viel mehr Jahre hinter sich, immerhin war er unsterblich. ,,Etwa hundertzehn denke ich, irgendwann hört man auch auf zu zählen. Es ist schon einige Zeit her, dass ich das Geschenk des Blutes empfangen habe. Ich habe es mir nicht direkt ausgesucht, es war eine sehr spontane Entscheidung. Ich war schwer verletzt, ohne das unsterbliche Blut, wäre ich gestorben. Es hat schon etwas Gutes, sich mit einem Vampirzirkel gutzustellen. Und tja, wäre ich damals gestorben, säßet Ihr wahrscheinlich noch in Markarth." entgegnete er lächelnd. Da hatte er wohl recht. Ich war so dankbar, dass er mir geholfen hatte. Auch wenn ich zunächst unsicher gewesen war, so hatte er doch sein Wort gehalten. ,,Danke" sagte ich leise. ,,Ihr braucht mir nicht zu danken, immerhin habt auch Ihr mich vor einem qualvollen Tod bewahrt. Silberminen und unsterbliches Blut, nein, das verträgt sich so gar nicht. Außerdem hats doch auch irgendwie Spaß gemacht, den ekelhaften Thalmor eins auszuwischen." grinste er zufrieden. ,,Ich hoffe wir erreichen Rifton bald. Ich möchte unbedingt noch einmal meine Heimat sehen, bevor ich wieder auf der Flucht bin." ,,Dort wartet jemand auf Euch, oder? Warum sonst solltet Ihr Euch sonst direkt in Gefahr begeben entdeckt zu werden." Ich zuckte nur mit den Schultern und erwiderte: ,,Ich hoffe es." Brynjolf würde sicherlich nicht auf mich warten, ob er überhaupt noch daran glaubte, dass ich am Leben war? Oder überhaupt noch an mich dachte? Rodrik wollte gerade etwas entgegnen, als er plötzlich zusammenzuckte. Er legte sich einen Finger auf die Lippen und flüsterte: ,,Wir sind nicht allein." Was hatte das zu bedeuten? Hatten die Thalmor uns schon gefunden? Nervös blickte ich hin und er. ,,Ihr hättet nie herkommen sollen!" tönte eine tiefe Männerstimme. Darauf kamen vier bewaffnete Männer aus dem Gebüsch hervor. Es waren zwei große Nord, ein Dunkelelfe und ein schmächtiger Waldelf. Sie trugen braune Lederrüstungen und hielten uns scharfe Stahlschwerter entgegen. Nein, das waren definitiv keine Thalmor, trotzdem wollten sie uns nichts Gutes. Ich sah besorgt zu Rodrik hinüber, der jedoch ziemlich entspannt schien. ,,Banditen" flüsterte er mir zu ,,das haben wir bald." ,,Wenn Ihr Leben wollt, müsst Ihr zuerst Eure Taschen leeren, dann überlegen wir uns das vielleicht noch einmal." Knurrte einer der beiden großen Nordmänner. ,,Die rothaarige wäre doch was für uns, meint Ihr nicht?" fragte der andere und alle lachten dreckig. Ich griff mit der Hand Rodriks Arm. Dieser begann zu kichern. ,,Ich glaube, Ihr versteht nicht ganz" begann er ,,wenn jemand hier zur falschen Zeit am falschen Ort ist, dann ja wohl Ihr." Zornig entgegnete der eine Nord: ,,Ihr habt es wohl darauf angelegt, ich werde Euch Euren vorlauten Kopf von den Schultern schlagen!" Rodrik wandte sich kurz zu mir und meinte: ,,Euer Bogen bringt Euch hier nicht weit. Ich besorge Euch schnell ein Schwert, keine Sorge." Er gab mir die Zügel des Pferdes in die Hand und lief mit einer Seelenruhe auf den aggressiven Nord zu, der sein Schwert zum Angriff bereit hielt. ,,Ihr macht es mir ja ganz schön leicht" höhnte dieser und holte aus. Mir entfuhr ein spitzer Schrei, als er seine Stahlklinge in Rodriks Bauch stach. Jetzt war wohl wirklich alles aus. Die ganze Flucht war umsonst gewesen, ich würde Rifton nie wieder sehen. Rodrik schüttelte bloß lachend den Kopf und zog mit einer fast unwirklichen Schnelligkeit sein Schwert und schlug dem Nord den Kopf ab. ,,Das hätte böse ausgehen können" murmelte er und warf mir sein Schwert zu. Als ich es auffing zog er das andere aus seinem Bauch und ging auf den anderen Nord los. Die Banditen wirkten genauso überfordert von der Situation wie ich, aber das mussten wir nutzen. Der schmächtige Waldelf sprintete auf mich zu, der Dunkelelf floh. Vermutlich fürchtete er sich vor Rodrik, und das zu recht. Unsere Klingen kreuzten sich. Ich hatte ewig kein Schwert mehr geschwungen, doch ich versuchte mich an alles zu erinnern, was Brynjolf mir damals beigebracht hatte. Tief atmete ich durch, dann führte ich mein Schwert so gut es ging. Der Waldelf war ebenfalls schnell, ich musste mir etwas einfallen lassen. Ich schlug ein paar Male fest auf sein Schwert, dann versetzte ich ihm mit meinem Fuß einen wuchtigen Tritt zwischen die Beine. Schmerzerfüllt schrie er auf, ich nutze die Ablenkung um ihm die Kehle durchzuschneiden. Wieder spritzte Blut, wie schon in Markarth. Er ging zu Boden. Seine sterbenden Augen blickten mich eindringlich an, bis auch diese das Leben verließen. Wie hypnotisiert stand ich da, kaum war ich aus Markarth raus, schon hatte ich mehrere Morde begangen. Diese Welt war so grausam, ich fühlte mich elend so viel Blut an den Händen zu haben. Rodriks Hand auf meiner Schulter holte mich wieder in die Realität zurück. ,,Alle tot. Wir sollten ihre Taschen durchsuchen. Sie haben sicherlich genug brauchbares dabei. Die Rüstung des schmächtigen Elfen könnte Euch bestimmt passen. Es ist sicherer mit einer guten Ausrüstung zu reisen. Ein Wunder, dass unser Pferd bei dem ganzen Unfug nicht durchgegangen ist." Ich nickte abwesend und fragte leise: ,,Warum hat Euch das Schwert nicht getötet?" Rodrik grinste und zeigte auf die Einstichstelle an seinem Hemd. ,,Denkt dran, nur Silber kann mich ernsthaft verletzen. Und natürlich Feuer, aber diese dummen Nord sahen nicht so aus, als hätten sie die Arkanen Künste beherrscht." Es war immer wieder spannend, von Rodriks Fähigkeiten zu erfahren und sie zu erleben. Ich hätte niemals gedacht, dass es Vampire wirklich gab, besonders nicht, dass auch sie trotz ihrem Drang zu töten Menschen waren. Ich mochte Rodrik, er war nett und definitiv ein starker Begleiter. Gerade hatte er mir das Leben gerettet und mich vor einer weiteren Gefangenschaft bewahrt. ,,Nun los Saphir, wir sollten uns beeilen, schließlich wollt Ihr doch so bald wie möglich nachhause" drängte Rodrik, während er die zwei großen Nord durchsuchte. Ich beugte mich zu dem toten Elfen hinunter und löste den Lederharnisch von seiner Brust. Ich streifte ihn ab und beäugte angewidert die Blutflecken, aber es half nichts. Darunter noch ein kratziges Wollhemd, was ich ihm ebenfalls abnahm. Rodrik hatte recht, wir brauchten jede Ausrüstung, die wir kriegen konnten. Schnell nahm ich ihm auch seine Lederarmschienen hab, für das Führen des Bogens ein Muss. Neben mir bekleidete sich Rodrik schon mit der Ausrüstung des einen Nords. ,,Schön ist was anderes" murmelte er dabei. Ich seufzte, drehte mich mit dem Rücken zu ihm und streifte mir mein Kleid ab. Es war alt, dreckig und hässlich. Alturiel war der Meinung, solange es seinen Zweck erfüllte, konnte ich es auch tragen. Es fühlte sich befreiend an, diesen alten Stofffetzen endlich loszuwerden. Schnell zog ich mir das Wollhemd des Waldelfens über, es roch nicht gerade angenehm, erfüllte aber seinen Zweck. Zum Glück hatte ich am Tag der Flucht meine Arbeitshose angehabt, sonst hätte ich noch die stinkende Hose des Toten nehmen müssen. Ich legte den Harnisch an und befestigte eine Schwertscheide und meinen Köcher daran. Nachdem ich die Armschienen angelegt hatte, schob ich noch das blutverschmierte Schwert in die Scheide und hängte den Bogen an meinen Köcher. Als Kind hatte ich mir immer gewünscht einmal eine echte Rüstung zu tragen und zu kämpfen, doch jetzt fühlte es sich eher wie eine grausame Last als wie die Erfüllung eines Kindheitstraumes an. Ich war froh, aus Markarth entkommen zu sein, aber was diese Welt sonst noch alles bereithielt, war definitiv nicht weniger grausam. ,,Können wir los?" fragte Rodrik ungeduldig. Ich nickte und lief zu dem Pferd, das ruhig graste, als ob nichts passiert wäre. Ein Pferd müsste man sein. Rodrik und ich stiegen auf. ,,Wollt Ihr das Kleid einfach hier liegenlassen?" ,,Behalten will ich es sicherlich nicht. Die Thalmor verfolgen uns sowieso, ich denke sie kennen mein Ziel, also ändert diese Spur nicht viel daran" entgegnete ich trocken. Es war vielleicht nur ein hässliches Stück Stoff, aber es hinter mir zu lassen, war wie ein kleiner Akt der Befreiung für mich. Am liebsten hätte ich es verbrannt, aber wir sollten uns beeilen, nach Rifton zu kommen. ,,Wie Ihr wollt, Saphir. Ihr lebt ganz schön gefährlich, aber die Entscheidung liegt bei Euch" antwortete Rodrik gleichgültig. ,,Nun los" meinte ich ,,lasst uns weiterziehen. Ich habe keine Lust, dass noch mehr Banditen kommen, oder die Thalmor uns erreichen. Wir sollten keine Zeit mehr verlieren." Rodrik nickte bestimmt und trieb das Pferd an. Ich hielt mich an ihm fest, während wir immer schneller wurden. Bald erblickte ich schon in der Ferne das Gebirge, das die Fürstentümer Falkenring und Rift trennte. Ich schloss die Augen und flüsterte mir zu: ,,Bald bin ich zuhause Brynjolf."
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Saphir [~Vilkas FF]
FanfictionSechs Jahre nachdem ihre Mutter gewaltsam ermordet und sie selbst entführt worden war, gelingt es der jungen Waldelfe Saphir sich aus der Gefangenschaft der Thalmor zu befreien. Zurück in der Freiheit muss sie jedoch merken, dass sie von nun an auf...