Vertrauen

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,,Alles wird gut Saphir, ich kann Euch gut verstehen, ehrlich" sagte Vilkas ruhig und ich schmiegte mich noch fester an seinen wärmenden Körper. Wir saßen eng umschlungen auf der kalten Steintreppe, über die wir zuvor nach unten gelangt waren. Ich hatte mich inzwischen beruhigt und Vilkas versuchte mir gut zuzureden. Auch zitterte ich nicht mehr ganz so sehr, weil er mich warmhielt. ,,Wisst Ihr" begann er seufzend ,,ich rede nicht gerne über mich selbst, aber vielleicht sollte ich Euch nun auch endlich einmal etwas entgegenkommen. Vor allem nach dem, was Ihr mir alles erzählt habt." Neugierig hob ich meinen Kopf und sah zu ihm auf. Er sah mich kurz an und schaute dann wieder weg. ,,Ich kann mir nur bedingt vorstellen, wie Ihr Euch gerade fühlen müsst, aber ich weiß, wie es ist ohne einen Vater groß zu werden. Dennoch hatte ich das Glück, dass unser Vater meinen Bruder und mich als kleine Welpen zu den Gefährten gebracht hat. Ich kann mich kaum noch an ihn erinnern. Er zog eines Tages in den großen Krieg und kehrte nie wieder zurück. Von einer Mutter wissen wir auch nichts, vermutlich ist sie bei der Geburt verstorben, da Vater uns sonst wahrscheinlich nicht nach Weißlauf mitgenommen hätte."

Nachdenklich strich er mir durch mein fast schon trockenes Haar. Es überraschte mich, dass Vilkas so etwas von sich erzählte. Es stimmte schon, er war nicht gerade ein Mann, der viel von sich sprach, auch wenn er stark von sich überzeugt schien. Dass er mir nun etwas anvertraute, zeigte mir, dass er bereit war sich mir zu öffnen. Ich lächelte ihn an, doch er blickte noch immer nicht zu mir.

,,Auch wenn ich die Gefährten und meinen Bruder hatte" fuhr er fort ,,kenne ich diese finsteren Momente der Einsamkeit und des sich verloren Fühlen. Wenn mein Vater heute vor mir stünde und mir sagen würde, dass er gar nicht gestorben wäre, würde ich ihm auch nicht verzeihen wollen, dass er Farkas und mich zurückgelassen hat." Ich ließ meine Hand zu seiner Wange wandern und entgegnete gerührt: ,,Danke, dass Ihr das mit mir teilt. Auch ich möchte Euch näher kennenlernen. Immerhin haben wir uns schon die gegenseitige Liebe bekundet." Vilkas lachte kurz auf und sah mich dann an. Seine eisblauen Augen glänzten. ,,Ich hätte das nicht sagen dürfen" murmelte er verlegen. Ich grinste. ,,Nehmt Ihr es also zurück?" fragte ich ihn neckisch. Nun grinste auch er und wir legten unsere Lippen auf einander.

Auch wenn alles in meinem Leben gerade zusammenzubrechen schien, ich konnte mich so glücklich schätzen, dass ich einen Mann an meiner Seite hatte, der mich liebte. Vilkas und ich kannten uns noch gar nicht lange und auch hatte ich seine anfänglichen Sticheleien nicht vergessen, aber das zwischen uns fühlte sich so echt an. Wieder küsste ich ihn und drückte mich an ihn.

,,Saphir?" schon wieder wurden wir unterbrochen. Verlegen lösten Vilkas und ich uns voneinander und drehten uns in die Richtung aus der die Stimme kam. Nurelino stand ein paar Stufen unter uns und sah uns traurig an. ,,Was wollt Ihr?" fragte ich ungeduldig und warf ihm einen zornigen Blick zu. Vilkas legte beruhigend einen Arm um mich. ,,Ich dachte nur" begann der Bosmer zögerlich ,,vielleicht haben Ihr und Eure Freunde ja Hunger. Ich würde Euch an meine bescheidene Tafel einladen." Gerade als ich etwas erwidern wollte, kam Vilkas mir zuvor: ,,Gerne kommen wir mit. Etwas im Magen zu haben wäre nicht schlecht, wir hatten immerhin kein Frühstück." Ich musste kurz an die zwei toten Kaninchen denken, die er am Morgen angeschleppt hatte. Auch wenn mir die Tiere leidgetan hatten, war ich trotzdem froh, dass ich sie nicht essen hatte müssen. Vorwurfsvoll schaute ich Vilkas an, wieso sprach er plötzlich für mich? Aber recht hatte er, zu Essen sollten wir lieber nicht nein sagen. Auch wenn die Kälte überwog knurrte langsam mein Magen. Wir liefen also gemeinsam die Treppe hinunter, auch wenn ich nur ungern auf die Einladung einging. Vilkas schob mich von hinten leicht an, wahrscheinlich befürchtete er, ich würde es mir doch noch anders überlegen. Unten angekommen drehte Nurelino sich um und fragte: ,,Was ist mit Euren anderen beiden Freunden, brauchen die nicht auch etwas im Magen?" Vilkas und ich sahen uns kurz an, dann entgegnete ich: ,,Nein, ich denke nicht." Rodrik war immerhin ein Vampir, und die Hochelfe konnte meines Erachtens auch ruhig verhungern. Der Bosmer nickte verwirrt, sagte aber nichts. Dann bog er nach rechts in den Gang hinein und wir folgten ihm schweigend.

Saphir    [~Vilkas FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt