,,Ich kann immer noch nicht wirklich nachvollziehen, warum wir nicht einfach mit Aela und den anderen aufbrechen können" gähnte Rodrik und streckte sich ,,dann müssten wir nicht so früh schon wieder auf den Beinen sein, wir sind doch gestern erst angekommen." ,,Das hab ich Euch doch schon zur Genüge erläutert" entgegnete ich seufzend und sah die Straße, die hoch zu Jovaskrr führte, hinauf. Aela war noch nicht aufgetaucht, und auch von den Männern meines Vaters war bisher niemand vor der Beflaggten Mähre aufgeschlagen. Vielleicht waren wir wirklich etwas früh dran, die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen, aber ich wollte auf keinen Fall riskieren, dass irgendetwas unseren Plan aufhalten könnte. ,,Was nicht heißt, dass ich es verstehen muss" beschwerte Rodrik sich. Ich war ihm einen kurzen Blick zu und zuckte als Antwort nur mit den Schultern, dann hielt ich weiter Ausschau nach Aela, was sich um diese düstere Tageszeit ohne die vampirische Nachtsicht als fast unmöglich herausstellte. Ich hatte nur wenig Lust Rodrik noch intensiver in meine Gefühlswelt einzuführen, die letzten paar Tage hatten mir schon gereicht. Über Brynjolf hatte er schon einige Urteile gefällt, zumindest bei meinen aktuellen Verwirrungen wollte ich mir nicht noch mehr hineinreden lassen, als es ohnehin schon geschehen war. Zunächst einmal galt es die akkute Bedrohung durch die Silberne Hand zu bewältigen. Auf dem Rückweg nach Rifton dann dürfte Rodrik mir dann so lange und so viel ins Gewissen reden, wie es ihm beliebe. Mein Entschluss Himmelsrand zu verlassen stand nun fest, auch wenn meine Gedanken immer wieder unwillkürlich zu Vilkas wanderten.
Als die Sonne langsam begann aufzugehen, konnte ich etwas weiter weg eine Person erkennen, die sich uns näherte. Tatsächlich war es Aela, die mit geschultertem Bogen, einem kleinen Ledertornister und einem eingerollten Pergament die Straße herunter gelaufen kam. ,,Seht Ihr, da ist sie auch schon" flüsterte ich Rodrik, der noch immer ein langes Gesicht zog, zu. ,,Hätten wir mit dieser ganzen Heilungsgeschichte noch etwas gewartet, wäre ich jetzt nicht so müde und würde auch gar nicht erst meckern" erwiderte mein Freund, als Aela uns erreichte. ,,Guten Morgen Schildschwester" begrüßte sie mich etwas zu enthusiastisch und zwinkerte Rodrik zu, der plötzlich gar nicht mehr so mürrisch zu sein schien. Ich schmunzelte und antwortete: ,,Guten Morgen Schildschwester, wie ich sehe, seid Ihr nicht mit leeren Händen gekommen." ,,Natürlich nicht" meinte Aela und drückte mir die Rolle und Rodrik den Tornister in die Hand ,,auf der Karte ist ein Weg vermerkt, dazu einige Randnotizen von Vilkas, von wo er es am sichersten hält sich dem Grab zu nähern, und auch wo er den Feind potentiell vermutet" Ich nickte und öffnete die Karte um mir einen groben Überblick zu verschaffen, während Aela fortfuhr: ,,In dem Tornister sind ein paar Vorräte, allerdings werden sie wohl höchstens für Euch beide reichen, wenn ich zu viel mitnähme, würde Vilkas wohl doch Verdacht schöpfen, und das wollt Ihr ja nicht, Saphir." Ich schüttelte stumm den Kopf und rollte die Karte wieder zusammen. Wenn die Bosmer selbst keine Vorräte dabei haben sollten, könnten sie sicher problemlos auf die Jagd gehen, nicht ohne Grund waren sie als die besten Jäger Tamriels bekannt. ,,Wie seid Ihr eigentlich an eine Karte von Vilkas persönlich gekommen?" fragte Rodrik neugierig. ,,So schwer war das nicht" antwortete die Gefährtin ihm ,,aber Ihr könnt mir glauben, wenn ich Euch sage, dass er davon nichts mitbekommen hat" dann wandte sie sich mir zu ,,allerdings hätte ich noch eine kleine Frage." ,,Nun denn, fragt mich" forderte ich sie auf. Prüfend sah sie mich an und sprach: ,,Gestern vor den Waldelfen hatte ich Euch nicht so indiskret fragen wollen, doch bitte verratet mir eines. Euer Argument, dass Ihr einen Vorteil gegenüber der Silbernen Hand haben wollt leuchtet mir doch sehr ein, doch warum darf Vilkas von der ganzen Sache nichts wissen? Wieso soll er nicht erfahren, dass Ihr Euch gerade in Weißlauf aufhaltet?" Verlegen räusperte ich mich und meinte knapp: ,,Ich glaube nicht, dass er so glücklich darüber wäre, wenn er von meiner Anwesenheit Wind bekäme." Aela kniff ihre Augen ungläubig zusammen und entgegnete: ,,Also vor ein paar Tagen schien er noch sehr erfreut über Eure Anwesenheit gewesen zu sein." ,,Und nicht nur das" fügte Rodrik spitz hinzu und warf mir einen herausfordernden Blick zu. Verärgert schüttelte ich den Kopf. Wieso meinte jeder sich in meine Angelegenheiten einzumischen? Ich holte tief Luft und sagte: ,,Was zwischen dem Herold der Gefährten und mir vorgefallen ist, geht alleine ihn und mich etwas an. Und da es mich etwas angeht, kann ich Euch versichern, dass es – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt – besser ist, wenn er nichts von meiner Anwesenheit in der Stadt erfährt. Besonders nicht" ich sah Aela eindringlich an ,,so kurz vor einem Kampf." Die Gefährtin und Rodrik tauschten einen skeptischen Blick aus, dann erwiderte sie: ,,Wie Ihr meint, ich werde es ja doch noch erfahren." Misslaunig zuckte ich mit den Schultern und antwortete nichts weiter. ,,Nun gut" meinte Aela schließlich seufzend ,,bevor Ihr loszieht" sie nahm den Bogen und den reichlich gefüllten Köcher von ihren Schultern und hielt mir beides entgegen ,,wenn Ihr Vilkas und uns wirklich eine Hilfe sein wollt, dürft Ihr nicht ohne den Bogen in den Kampf ziehen." Hastig steckte ich die Karte weg und nahm dankbar die schöne Waffe entgegen. Mein alter Bogen war ja leider bei meinem waghalsigen Sprung vor einigen Tagen zu Bruch gegangen, doch auf Aela war Verlass. Nachdem ich den Köcher geschultert hatte, fuhr ich mit den Fingern über das glatte Holz und bewunderte die Schönheit der mir so nützlichen Waffe. ,,Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet" sagte ich und schenkte der Gefährtin ein Lächeln. Sie grinste nur und entgegnete: ,,Ich habe das Ding nicht gebaut, ich habe es nur überbracht. Fast so schön wie Euer alter, oder?" ,,Vielleicht sogar noch schöner" flüsterte ich, noch immer den Bogen betrachtend. ,,Ich glaube unsere Freunde sind auch gleich da" bemerkte Rodrik und deutete in die Richtung der aufgehenden Sonne. Ich folgte seinem Blick und konnte Faenol und die anderen und entgegenkommen sehen. Sie trugen nicht mehr die Wachrüstungen, sondern diese, die sie auch damals getragen hatten, als sie noch meinem Vater gedient hatten. Auch waren sie mit Bögen und Schwertern gerüstet. ,,Irgendwie hab ich das schon einmal gesehen" meinte Rodrik.
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Saphir [~Vilkas FF]
أدب الهواةSechs Jahre nachdem ihre Mutter gewaltsam ermordet und sie selbst entführt worden war, gelingt es der jungen Waldelfe Saphir sich aus der Gefangenschaft der Thalmor zu befreien. Zurück in der Freiheit muss sie jedoch merken, dass sie von nun an auf...