,,Könnt Ihr auch nicht einschlafen?" fragte ich leise, als ich spürte wie Vilkas von hinten sanft mit den Fingern durch mein Haar strich. ,,Vielleicht will ich das auch gar nicht" flüsterte er nur. Ich drehte mich zu ihm um und sah ihm in die Augen. Er lächelte und berührte mich mit der Hand an der Wange. ,,Wie könnte ich auch nur für eine Sekunde meine Augen von Euch lassen, in dem Wissen, es könnte das letzte Mal sein, dass ich Euch bei mir habe" erklärte er traurig. Ich seufzte kurz und rückte ein Stück näher an den Nord heran, der darauf seinen Arm um mich legte. Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Um Vilkas den Abschied von mir zu erleichtern, hatte ich versucht ihn auf Distanz zu halten. Dieser Plan war von ihm durchkreuzt worden, und ich war nicht stark genug gewesen, ihm zu widerstehen. Vermutlich war ich es, die den Abstand zu ihm gebraucht hatte, um mir meine Entscheidung zu erleichtern. Was passiert war, war passiert. Ich bereute es zwar nicht, jedoch wusste ich, dass der Abschied mir nun deutlich schwerer fallen würde. Innerlich war ich zerrissen. Ein Teil von mir wollte Himmelsrand verlassen und so die Schrecken der Vergangenheit vergessen können, der andere Teil wollte nichts mehr als bei Vilkas zu bleiben. Ihn und mich verband eine komplizierte Vergangenheit. Oft war es wahrhaft nicht einfach zwischen uns gewesen, einfach war es auch heute nicht, aber anders. Ich hatte das Gefühl, dass ich jetzt erst wirklich Vilkas kennenlernen durfte, dass ich mir endlich eingestehen durfte, wie gern ich diesen Mann hatte und es bereute, ihn verlassen zu haben. Alle Zweifel der letzten Wochen waren wie verflogen, nun war ich mir sicher, dass wir einander guttun könnten. Sehr sogar. Mein Entschluss Himmelsrand zu verlassen stand fest, aber konnte ich das nun überhaupt noch? Nachdenklich legte ich meine Hand an sein Gesicht und streichelte über seinen Bart. Erwartend blickte er mich an, doch eine Antwort hatte ich noch immer nicht. Mit einem leisen Seufzer lehnte ich mich zu ihm hinüber und gab ihm einen Kuss. Dann meinte ich leise: ,,Das kann ich gut nachvollziehen." Meine Augen füllten sich mit Tränen. Warum ausgerechnet jetzt? Besorgt musterte Vilkas mich. ,,Ist alles in Ordnung?" Ich schüttelte den Kopf. Es war als säße mir ein dicker Kloß im Hals, der kein Wort vorbeiließ. Eine Träne bahnte sich bereits den Weg über meine Wange, da legte der Nord beide Arme um mich und zog mich fest an ihn heran. Schluchzend schmiegte ich mich an seine Brust und schloss die Augen. In den letzten Tagen und Wochen war einfach zu viel passiert und ich spürte nun deutlich, dass meine Tage in Rifton gezählt waren. Das schon seitdem Vilkas im Bienenstich aufgetaucht war. Ich war Brynjolf nichts mehr schuldig. Wäre es wirklich notwendig, für einen Neuanfang Himmelsrand zu verlassen? Aelas Worte schossen durch meinen Kopf. Sie hatte recht, ich würde Vilkas verlieren. Jetzt, wo ich ihn gerade erst gefunden hatte. Ich erinnerte mich an den Schmerz, den ich verspürt hatte, als Vilkas mir offenbart hatte, dass er mir nicht in die Schlacht folgen würde. Wollte ich diesen wirklich noch einmal spüren müssen? Noch nie waren wir einander so sehr verbunden gewesen, wie zum jetzigen Zeitpunkt. Dennoch, zu viele Dinge in Himmelsrand erinnerten mich an die vergangenen Zeiten. Vielleicht brauchte ich auch die Distanz zu Vilkas, um sicher sein zu können, dass das was ich für ihn empfand wirklich ehrlich war. Ich liebte ihn, das wusste ich, aber das gesamte letzte Jahr hatte ich damit verbracht, um meinen verstorbenen Verlobten zu trauern, von dem ich mir nun einmal nicht mehr sicher war, ob er mich wirklich jemals hätte so lieben können, wie ich es mir immer gewünscht hatte. Damals hatte ich mich einfach viel zu sehr in der Idee von uns – Brynjolf und mir – verbissen. So sehr, dass ich selbst nach der schmerzhaften Trennung von Vilkas ohne Zögern zu ihm zurückgekehrt war. Vilkas gegenüber wollte ich fairer sein. Sicher sein, dass diese wunderbaren Gefühle die er in mir auslöste keine bloße Antwort auf ungestillte Bedürfnisse meinerseits waren. ,,Saphir?" fragte Vilkas nach einem kurzen Schweigen besorgt. Seufzend hob ich den Kopf und sah ihn traurig an. ,,Ich will Euch nicht schon wieder verlieren" sagte ich knapp und biss mir auf die Lippe um meine Tränen zurückzuhalten. ,,Saphir" begann er ernst ,,das ist doch gar nicht möglich." Ich legte meine Hand wieder an seine Wange und entgegnete: ,,Redet doch keinen Unsinn. Ihr wisst doch genauso gut wie ich, dass unsere Wege sich wieder trennen werden. Ich werde nach Valenwald gehen, und Ihr werdet die Gefährten anführen" ich lächelte schwach ,,und das weise und gewissenhaft". ,,Ihr müsst nicht gehen" meinte Vilkas ruhig. ,,Ich weiß es nicht, vielleicht muss ich es doch" gab ich nachdenklich von mir. ,,Wenn ich nicht wüsste, wie sehr Euch diese Entscheidung ohnehin schon zerreißt, würde ich Euch bitten bei mir zu bleiben" nachdenklich musterte er mich und strich mir ein paar Strähnen aus dem verweinten Gesicht ,,aber so" fuhr er fort ,,kann ich Euch nur den Rat geben, auf Euer Herz zu hören. Ich will nicht zwischen Euch und Eurem Seelenfrieden stehen. Wenn Ihr Himmelsrand verlassen wollt, dann geht. Erwartet nur nicht, dass ich aufhören werde an Euch zu denken. Ihr geht mir seit unserer ersten Begegnung nicht mehr aus dem Kopf." ,,Ihr wisst, dass Ihr mir die Entscheidung damit nicht gerade leichter macht" erwiderte ich gerührt. Lächelnd sagte der Nord: ,,Das war nicht meine Absicht. Eigentlich möchte ich Euch damit nur sagen, dass ich bereit wäre, auf Euch zu warten. Wenn Ihr schon keinen Grund habt zu bleiben, habt Ihr vielleicht Gründe um nach Himmelsrand zurückzukehren." Ich nickte bestimmt. ,,Davon habt Ihr mir in den letzten Stunden mehr als genug gegeben" meinte ich mit einem Grinsen ,,aber nicht nur in den letzten Stunden." Vilkas grinste ebenfalls und flüsterte: ,,Es wäre mir eine Ehre Euch in naher Zukunft wieder in Jovaskrr begrüßen zu dürfen." ,,Und das obwohl Ihr anfangs der Meinung wart, dass ich nicht hierher gehören würde" neckte ich ihn. ,,Nunja" seufzte er schuldbewusst ,,wenig von den Dingen die ich Euch damals entgegen gebracht habe, haben der Wahrheit entsprochen." ,,Ihr habt mir das Leben gerettet" bemerkte ich ,,ohne Euch wäre ich sowieso nie hier gelandet." Ermunternd sah ich ihn an und fügte hinzu: ,,Und wenn Ihr mich nie gerettet hättet, hätte ich auch all das hier nie erlebt." Bei den Göttern, was war denn bloß los mit mir? Ich war schrecklich verliebt in ihn, wie hatte ich mir das bloß nicht eingestehen können? ,,Sprecht nicht so" entgegnete Vilkas ernsthaft ,,es klingt als stündet Ihr in meiner Schuld. Dabei" er machte eine kurze Pause und schaute mich noch eindringlicher an ,,bin ich es, der in Eurer Schuld steht." Fragend legte ich meinen Kopf schief. ,,Ihr habt mich verändert" erläuterte Vilkas ,,und habt Seiten an mir zum Vorschein gebracht, von denen ich nicht einmal im Geringsten geahnt hatte, dass sie existierten. Ihr wisst doch, ich war zum Krieger erzogen worden, Gefühle nicht mit inbegriffen. Zumindest nicht solche, die Ihr in mir auslöst." ,,Ich weiß" erwiderte ich mit einem Lachen ,,dafür habt Ihr Euch aber ganz schön gemacht seitdem wir uns kennen." ,,Was auch immer es ist, das Ihr an Euch habt" nachdenklich musterte er mich ,,jeder Widerstand ist zwecklos. Schon damals, als ich Euch das erste Mal in Markarth erblickt habe... ich wusste nicht was es war, aber es verunsicherte mich und" nun kam der sonst so wortgewandte Herold ins Stocken. ,,Lasst die Vergangenheit doch Vergangenheit sein" schmunzelte ich ,,die Gegenwart gefällt mir gerade ohnehin viel besser." Auch wenn die Worte meines Geliebten mich zutiefst rührten, ließen sie den Zweifel an meiner Entscheidung in mir nur weiter wachsen. Immerhin wusste ich nun, dass er auf mich warten würde, auch wenn ich ihm das eigentlich nicht antun wollte, aber wer wusste schon, was die Zukunft für uns bereit hielt und wie es tatsächlich ablaufen würde, wenn ich mit den Männern meines Vaters nach Valenwald gehen würde. ,,Mir auch" sagte Vilkas leise ,,ich wünschte die Sonne würde nie wieder aufgehen." ,,Leider wird sie das" meinte ich bedrückt ,,und deshalb möchte ich keine Sekunde mehr verschwenden." ,,Wie meint Ihr das?" fragte er verschwörerisch. ,,So" entgegnete ich bestimmt und küsste den Nord ebenso stürmisch wie er es einige Stunden zuvor im Hof getan hatte. Ich wollte nicht mehr reden, es gab ohnehin viel bessere Ausdrucksweisen für meine Gefühle als Worte. Überrascht sah Vilkas mich an. ,,So kenne ich Euch ja gar nicht" flüsterte er und versuchte mich zu küssen, doch ich hielt ihn zurück und schüttelte neckisch meinen Kopf, während ich ihn sanft hinunter drückte um mich auf ihm zu platzieren. Mit einem erwartenden Grinsen sah er mich an. Ich umfasste seine Handgelenke und hielt sie über seinen Kopf bevor ich mich zu einem weiteren Kuss nach unten beugte. Dass Vilkas mir körperlich mehr als überlegen war, wusste ich natürlich, aber er wehrte sich nicht, ganz im Gegenteil. Er ließ mich einfach machen. Das war auch gut so. Ich wusste genau was ich wollte und ich würde es mir auch nehmen. Mit Lächeln auf den Lippen ließ ich mich sinken und sah Vilkas beherrschend an, der mir einen leicht überforderten aber doch lüsternen Blick zuwarf. Mir entfuhr ein leiser Seufzer, als ich ihn in mir spüren konnte. Der Nord musterte mich erwartend. Wieder lächelte ich und ließ meine Hände sanft von seinen Handgelenken gleiten während ich mich langsam auf und ab bewegte. ,,Ihr steckt voller Überraschungen" bemerkte Vilkas erregt ,,ich weiß schon, warum ich Euch liebe." Er legte seine Hände an meine Hüften und ließ sie langsam hinaufwandern, bis sie, nach einigen Umwegen, an meinem Nacken angekommen waren. Bestimmt zog er mich zu sich hinunter und küsste mich. Nun packte er meine Handgelenke und hielt sie hinter meinem Rücken, bis er mich bewegungsunfähig gemacht hatte. Die freie Hand vergrub er in meinen Haaren und schaute mir tief in die Augen während er die Kontrolle über das Geschehen zurückgewann. ,,Vilkas" entfuhr es mir mit zittriger Stimme. Er zog mich wortlos in einen weiteren Kuss hinein. Ich versuchte meine Hände zu befreien, doch war der Griff des Nords einfach zu fest für mich, also blieb mir nichts anderes übrig als mich ihm widerstandslos hinzugeben.
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Saphir [~Vilkas FF]
FanfictionSechs Jahre nachdem ihre Mutter gewaltsam ermordet und sie selbst entführt worden war, gelingt es der jungen Waldelfe Saphir sich aus der Gefangenschaft der Thalmor zu befreien. Zurück in der Freiheit muss sie jedoch merken, dass sie von nun an auf...