Irgendwann ist immer das erste Mal

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Ein paar Tage waren nun ins Land gezogen, und ich fragte mich, ob Rodrik seine Worte wirklich ernst gemeint hatte, oder ob es sich hier eher um den Hochmut eines verzweifelten Verbrechers handelte. Oder machte er sich vielleicht einen Spaß daraus, mir falsche Hoffnungen zu machen? Wenn bald Bruder Verulus zurückkäme, könnte er seinen Plan sowieso nicht mehr umsetzen. Die Wachen könnte er vielleicht noch täuschen, aber einen Mann, der sich mit nichts außer Toten beschäftigte? Nein, ich denke nicht, dass er das schaffen würde. Ich war gerade dabei die Küche zu fegen, als Alturiel mir einen Funken Hoffnung schenkte. ,,Du kannst hier gleich weiter machen. Unten in den Mienen gibt es schon wieder einen Toten. Dein neuer Freund, tja war ja wohl eine kurze Bekanntschaft." sein fieses Grinsen würde ihm bald noch vergehen, hoffte ich zumindest. Ich folgte ihm wieder hinunter, doch zu meiner Überraschung wartete dort bereits eine Wache. ,,Passt darauf auf, dass sie keine Dummheiten macht." Sagte Alturiel zu dem Wachmann und deutete auf mich. Der Mann nickte. Fragend schaute ich Alturiel an, warum kam er nicht selbst mit? ,,Ich habe auch noch bessere Dinge zutun als Dich den Tag über zu bewachen. Keine Angst Süße, wir sehen uns später wieder, ob Du willst oder nicht." Meinte er in seinem wie immer herablassenden Ton. Dann machte er Kehrt und lief wieder nach oben. Ich schaute ihm hinterher, hoffentlich war es das letzte Mal, dass ich ihn sah. Zumindest das letzte Mal in Gefangenschaft. Es schien sich plötzlich alles zu fügen. Wenn Rodrik tatsächlich schaffen würde, unbemerkt mit mir aus der Mine zu kommen, gäbe es keinen Alturiel der uns bewachen würde. Nervös folgte ich der Wache nach draußen. Ich hoffte so sehr, dass alles funktionieren würde. Endlich frei zu sein, endlich nach Rifton zu können und Brynjolf zu sehen. All das schien nun zum Greifen nah. Innerlich betete ich zu allen acht Göttlichen, dass sie mir beistehen würden. Ich war zwar nie sonderlich religiös gewesen, aber wenn es einen passenden Moment gäbe damit anzufangen, dann war dieser jetzt gekommen. Wir kamen an der Halle der Toten an, holten den Karren und liefen hinunter zur Miene. Mein Herz klopfte immer schneller, je mehr wir uns dem Eingang des Gefängnisses näherten, desto schneller wurde mein Herzschlag. Es musste einfach funktionieren, bitte. Ich schluckte, als uns die Eisentür geöffnet wurde. Ich schob den Karren wieder hinunter. Als wir den Karren die Holztreppe hinunter getragen hatten, erblickte ich Rodrik. Er lag an der selben Stelle, an der auch vor einigen Tagen der alte Mann gelegen hatte. Vermutlich entsorgten die Insassen so ihre Leichen. Ich erschrak, als ich ihn berührte. Er war eiskalt. Das Herz rutschte mir tief hinunter. War er wirklich tot? Konnte das sein? ,,Was ist denn los? Habt Ihr noch nie einen Toten gesehen?" fragte mich die Wache verwundert. Natürlich hatte ich schon genug tote gesehen und auch berührt, um sagen zu können, dass dieser Mann tot war. ,,Alles gut. Ich bin nur immer wieder überrascht wie kalt sie sind." Stotterte ich. Gemeinsam hoben wir Rodriks Körper auf den Karren und trugen ihn die Treppe hinauf. Meine Hände zitterten vor Aufregung, hoffentlich bemerkte mein Gegenüber dies nicht. Rodrik lag da wie tot. Sein dunkles, kurzes Haar war zerzaust, die Augen geschlossen, darunter schwarze Ränder und an seinem spitzen Bart klebte Staub. War er vielelicht an der Erschöpfung gestorben? Nicht viele hielten die Minen aus. Oder ging sein Plan so gut auf, dass er auch mich täuschen konnte? Aber er war so kalt. Ich schüttelte still den Kopf, irgendwas war hier nicht richtig. Angestrengt schoben wir den Karren den Weg hinauf. Wenigstens half der Wachmann mir und lief nicht nur wie Alturiel nebenher um sich zu beschweren, warum ich nicht schneller sein würde. Als wir an den Gefängniswärtern vorbei liefen, wurde mir ganz heiß. Hoffentlich würden sie keinen Verdacht schöpfen. Umso erleichterter atmete ich auf, als wir es endlich nach draußen geschafft hatten. Mit Tageslicht schien alles ein bisschen weniger bedrückend. Ich blickte Rodriks Körper an. Auch im Licht sah er tot aus. Entweder machte er gerade seinem Namen wirklich alle Ehre, oder er war tatsächlich gescheitert. Was auch immer passieren würde, ich musste mich darauf einstellen. Wir erreichten bald die Halle der Toten. Ich schob den Wagen hinein und der Wachmann folgte mir. Der süßliche Geruch von Ölen und Verwesung stieg in meine Nase. Es war definitiv kein angenehmer Geruch, aber gerade konnte ich an nichts außer eine mögliche Flucht denken. Wir stellten den Karren in eine Ecke ab und legten Rodrik auf den Steintisch, auf dem wir die Leichen immer untersuchten und präparierten bevor wir sie zu Grabe trugen. ,,Nun los, macht Eure Arbeit." Knurrte der Wachmann und stellte sich breitbeinig vor die Tür. Im Kerzenschein, der den Raum schwach erhellte, sah ich ein Zucken in Rodriks Gesicht. Mein Herz klopfte wieder schneller. Lebte er tatsächlich noch? Ich überlegte was ich tun sollte, doch dann kam mir eine Idee. ,,Oh!" schrie ich auf. Verwirrt entgegnete der Wachmann: ,,Was ist los? Habt Ihr eine Made entdeckt?" Ich schüttelte den Kopf und deutete ängstlich auf Rodriks Körper. ,,Er lebt noch glaube ich. Er hat sich bewegt!" ,,Unmöglich. Ihr wollt mich doch an der Nase herumführen. Wartet ab bis ich das Alturiel erzählt habe." Ich schüttelte vehement den Kopf. ,,Nein wirklich. Seht selbst." Ansgestrengt stöhnte er auf und nahm seinen Helm ab. ,,Na gut. Aber danach macht Ihr Eure Arbeit ja?" sagte er schließlich. Er stellte sich neben mich und legte seinen Kopf auf Rodriks Brust. ,,Ich höre weder einen Herzschlag, noch sehe ich Atmung, es kann nicht sein dass-" Doch weiter kam er nicht. Blitzschnell hatte Rodrik sich aufgerichtet und... seine Zähne in seinen Hals gebohrt? Ich konnte es förmlich mit ansehen, wie dem erschrockenen Wachmann innerhalb weniger Sekunden das Leben ausgesaugt wurde. Sein Gesicht färbte sich weiß und er brach zusammen. Genüsslich leckte Rodrik sich über die blutverschmierten Lippen und sprang auf. Rodrik war also tatsächlich ein Vampir? Das würde erklären, wieso sein Körper sich wie tot anfühlte. Meine Mutter hatte mir immer gesagt, es handele sich nur um Märchen, es gebe keine Vampire, genauso wie es keine Werwölfe gebe. Anscheinend hatte sie mich noch vor den Übeln dieser Welt beschützen wollen, doch was würde mich da draußen noch alles erwarten? ,,Überrascht?" fragte Rodrik und grinste mich an. ,,Ein wenig." Gab ich zu. Er beugte sich zu dem leblosen Körper des Wachmanns hinunter und zog ihm sein Schwert aus der Scheide. ,,Schwert oder Bogen?" fragte er mich. Verwirrt sah ich ihn an, bis ich begriff, dass er mich fragte, ob ich das Schwert nehmen würde, oder Pfeil und Bogen, die der Wachmann auf seinem Rücken trug. ,,Bogen." Sagte ich bestimmt. Rodrik grinste, löste Bogen und Köcher von dem Rücken und warf mir beides hinüber. Ich legte mir den Köcher um. Dort waren zum Glück noch reichlich Pfeile drin. Den Bogen nahm ich in die rechte Hand, bereit ihn bald zu nutzen. Rodrik nahm dem Wachmann noch das Schild ab und flüsterte: ,,Jetzt oder nie." Ich nickte bestimmt. Er reichte mir seine rechte Hand und ich ergriff sie. ,,Seid Ihr bereit?" fragte er mich, bevor wir die Tür öffneten. ,,Ich bin bereit nach Hause zu gehen." Erwiderte ich. Rodrik lächelte und rief: ,,Na dann los!" er trat die Tür auf und wir stürmten hinaus. Wir rannten so schnell wir konnten, ich verkrampfte meinen Griff um Rodriks Hand. Ich hatte so eine Angst, dass wir erwischt werden würden. Noch hatte uns niemand bemerkt, doch gleich müssten wir an der Festung vorbeilaufen, um auf die Straße die zum Tor führte zu gelangen. ,,Mächt Euch bereit Euren Bogen bald zu benutzen Saphir." Flüsterte Rodrik mir zu, dann passierten wir die Festung. ,,Hey, Ihr da, stehen bleiben!" hörte ich eine Wache rufen. Panisch klammerte ich mich noch fester an Rodriks Hand. Wir ignorierten den Befehl natürlich und liefen weiter. ,,Das ist das Mädchen! Sie versucht zu fliehen!" Oh nein, sie hatten mich erkannt. Jetzt würde sicherlich Alturiel informiert werden, und sich selbst auf die Jagd nach uns begeben. Ich versuchte noch schneller zu laufen. Meine Lunge brannten bereits wie Feuer und meine Beine schmerzten, aber ich blendete das so gut es ging aus. Wir rannten die Steintreppen hinunter und liefen dabei einige Zivilisten fast um. Sie schauten uns nur verstört an, machten aber keinerlei Anstalten uns aufzuhalten. Plötzlich tauchten vor der Treppe zwei Wachmänner auf. Rodrik ließ meine Hand los, und ergriff sein Schwert. Ich zog ebenfalls einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn auf die Sehne. Meine Hände zitterten. Ich hatte meinen Bogen noch nie auf einen Menschen gerichtet, und jetzt war ich gezwungen jemanden zu töten. Rodrik sprang mit dem Schwert auf den einen Wachmann los, ich spannte den Bogen, zielte, schloss meine Augen und flüsterte mir zu: ,,Kinn hoch Saphir, Ihr dürft Euch nicht von Bogen führen lassen, der Bogen muss sich von Euch führen lassen." Dann ließ ich los und öffnete die Augen wieder. Ich hatte den Mann genau ins Herz getroffen, stumm sackte er vor mir zusammen. Es fühlte sich seltsam an, jemanden getötet zu haben, aber mir blieb nicht lange Zeit zum Trauern. Rodrik griff wieder meine Hand und zog mich weiter mit sich Richtung Tor. Wir konnten es schon sehen. Ich konnte meine Freiheit schon sehen. Kurz bevor wir es erreichten, tauchten plötzlich sechs weitere Wachen auf. Rodrik und ich nickten uns zu, dann ließen wir einander los und stellten uns den Wachen entgegen. Ich begann im Eiltempo Pfeile aus meinem Köcher zu ziehen und auf die Männer zu zielen. ,,Am besten auf den Hals." Rief Rodrik mir zu. Ich tat wie er verlangte, und ein weiterer Wachmann ging zu Boden. Er hustete und keuchte, Blut befleckte den Boden, doch ich konnte ihm nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenken. Ich hörte das Klirren der Schwerter hinter mir. Wieder zielte ich, wieder traf ich. Ich war schnell, verdammt schnell, sonst wäre ich schon längst tot gewesen. Ich drehte mich zu Rodrik um, doch dieser war verschwunden. Ich wurde noch panischer, hatte er mich etwa doch zurückgelassen? ,,Du hast keine Chance, gib auf Saphir, damit wir alle noch einen ruhigen Nachmittag verbringen können." Hörte ich Alturiels Stimme. Er stand oben auf dem Treppenabsatz und schaute mich zornig an. Neben ihm Thalmor in goldener Rüstung, die ihre Pfeile auf mich richteten. Ich wusste, dass sie mich nicht töten würden, sie brauchten mich lebendig, wofür auch immer. Also fasste ich all meinen Mut zusammen und sprintete durch das Tor. ,,Ergreift sie!" hörte ich Alturiel rufen. Dann hörte ich viele Schritte die mir folgten. Ich lief und lief. Ich war schon außerhalb der Stadtmauern, vielleicht würde ich es ja doch noch schaffen. ,,Lauf Saphir, lauf!" hörte ich die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf. Ja Mama, dieses Mal würde ich laufen. Ich schaute kurz nach hinten, Alturiel lief bestimmt hinter mir her, gefolgt von den bewaffneten Thalmor. Wenn ich mich nicht beeilte, würde er mich bald kriegen. Mein Herz klopfte so stark, dass ich es in meinem ganzen Körper spürte. Ich wollte es schaffen, nein, ich musste es schaffen. Doch langsam spürte ich, wie meine Kraft meine Beine verließ. Alturiel war schon knapp hinter mir. Ich schloss die Augen und versuchte noch einmal alles zu geben. Vergeblich, ich spürte wie mich Alturiel hinten am Kleid packte. Also war nun alles aus? Plötzlich merkte ich, dass ich hochgehoben wurde. ,,Da seid Ihr ja!" rief Rodrik erleichtert und zog mich hoch auf sein Pferd. Durch das ganze Adrenalin hatte ich gar nicht bemerkt, dass sich mir Hufgetrabe genähert hatte. ,,Ich habe uns nur einen kleinen Vorteil verschafft, denkt daran. Ich habe versprochen Euch hier rauszuholen und ich werde dieses Versprechen auch halten." Sagte er bestimmt und trieb das Pferd weiter an. Ich drehte mich um, hektisch wies Alturiel die anderen Thalmor an zum Stall zu laufen und die Pferde zu holen. Ich klammerte mich an Rodrik fest und schloss die Augen. Wir waren schon so nah dran, wir mussten es einfach schaffen. Ich stellte mir Brynjolfs Gesicht vor. Wie würde er wohl reagieren mich nach all den Jahren wiederzusehen? Ich wollte es herausfinden. ,,Es kann sein, dass Ihr gleich noch einmal schießen müsst." Sagte Rodrik ernst. Ich nickte. Ich hatte noch nie vom Pferd aus geschossen, wie sollte ich das schaffen? In meiner Rechten hielt ich noch immer den Bogen fest. Bald hörte ich die Hufen vieler Pferde auf den Boden schlagen. Ich drehte mich um, es war fast so wie damals. Alturiel und seine Männer preschten uns auf den Pferden hinterher, aber wir waren schneller. ,,Zielt auf die Beine der Pferde, nicht auf die Reiter. Glaubt mir, das ist effektiver." Meinte Rodrik bestimmt, der das Pferd immer weiter antrieb. Ich versuchte mich mit den Beinen fest am Pferd zu halten und zog einen Pfeil aus dem Köcher. Ich visierte Alturiels Pferd an. Tatsächlich fiel es mir viel schwerer, auf ein unschuldiges Tier zu schießen, als auf einen Menschen oder gar einen Elfen. Ich atmete tief durch und schoss meinen Pfeil ab. Ich verfehlte das Pferd, traf dafür aber ein anderes am Huf, was sich irritiert aufbäumte und seinen Reiter abwarf. Auch einige der anderen Pferde gingen daraufhin durch. Alturiel aber blieb fest im Sattel sitzen und formte seine Augen zu schlitzen. ,,Ich werde Dich kriegen, kleine Saphir. Vor mir gibt es kein Entkommen." Schrie er wütend. Ich zog einen weiteren Pfeil. Wackelig visierte ich wieder Alturiel. ,,Für Brynjolf." Flüsterte ich mir selbst zu und ließ den Pfeil fliegen. Diesmal traf er das Pferd des sadistischen Elfen und es fiel wiehernd zu Boden. Alturiel wurde abgeworfen und auch die restlichen Pferde gingen durch. Es waren wohl eben keine Schlachtrösser. ,,Gut gemacht." Sagte Rodrik erleichtert. ,,Waren das alle?" ,,Ja das waren alle." Antwortete ich und klammerte mich wieder an Rodrik fest. Alturiel schaute uns zornig hinterher. ,,Ich werde Dich in die Finger bekommen, und dann wirst du nicht einmal mehr laufen können, so sehr mache ich dich fertig" schrie er uns laut hinterher. Ich schaute den immer kleiner werdenden Alturiel noch kurz an, dann drehte ich mich wieder nach vorne. Es war so unwirklich, ich konnte es kaum fassen. Ich konnte endlich mein Gefängnis hinter mir lassen. Diese große, graue und widerliche Stadt, die Thalmor, den Hass. ,,Gern geschehen." Lachte Rodrik. Wir ritten noch einige Stunden ohne Pause, aber als es dämmerte, merkten wir, dass das Pferd eine Pause brauchte. Und auch ich brauchte eine Pause. Wir ließen uns in einem kleinen Waldstück nieder, wo wir von den Bäumen geschützt wurden. Wir stiegen ab und Rodrik band das Pferd mit den Zügeln an einem Baum fest. Erschöpft brach ich zusammen und lag auf dem kalten Waldboden. Auch wenn es nicht sonderlich angenehm war, so war es mir hundertmal lieber als die schwüle Hitze der Schlossküche in Markarth. Rodrik lachte und meinte: ,,Ich hab Euch doch gesagt, dass ich nicht vorhatte, lange zu bleiben." Er legte sich neben mich und streckte sich aus. ,,Wie lange wart Ihr überhaupt dort gefangen?" fragte er mich nach einer Weile neugierig. ,,Ich weiß es nicht. Jahre. Mit dreizehn haben sie mich entführt, ich habe keine Ahnung wie alt ich bin. Vielleicht bin ich sechzehn, vielleicht bin ich zwanzig, ich kann es nicht sagen." Verzweifelt schlug ich mir die Hände ins Gesicht. ,,Es wird alles gut." Sagte Rodrik beruhigend. ,,Und sechzehn seid Ihr sicher nicht mehr, Ihr seid eine schöne junge Frau." Ich wurde rot und richtete mich auf. ,,Wo wollt Ihr eigentlich hin?" fragte ich ihn leise. ,,Zurück zu meinen Leuten, ich bin Mitglied eines kleinen Vampirzirkels in Rift. Wir haben dort eine kleine Höhle zu unserem Zuhause gemacht, bisher sind wir noch unentdeckt geblieben, also sage ich Euch lieber nicht wo wir genau sind. Wo müsst Ihr denn hin?" Das war eine gute Frage. Ich wusste, dass ich zurück nach Rifton wollte, allerdings wäre Rifton der erste Ort, an dem die Thalmor mich suchen würden. Diesen Teil des Plans hatte ich noch gar nicht bedacht, da ich erst einmal einfach nur ans Verschwinden gedacht hatte. ,,Ich möchte noch einmal in meine Heimat, Rifton. Allerdings werde ich dort nicht lange bleiben können, die Thalmor werden sicher nach mir suchen. Er wird nach mir suchen." Entgegnete ich nachdenklich. ,,Was wollen die denn eigentlich von Euch?" fragte Rodrik neugierig. Ich zuckte mit den Schultern und erwiderte nur: ,,Ich weiß es nicht. Das haben sie mir nie gesagt." Müde stand ich auf und streichelte den Kopf unseres Pferdes. Rodrik stand ebenfalls auf und sagte bestimmt: ,,Ich werde Euch nachhause bringen. Versprochen. Ich lasse Euch nicht alleine, bis Ihr vor den Stadttoren angekommen seid." Ich lächelte ihn dankbar an. Unsicher flüsterte ich: ,,Kann ich Euch um einen Gefallen bitten?" Neugierig schaute er mich an. ,,Natürlich, wenn es in meiner Macht steht ihn zu erfüllen. Was gibt es denn?" Ich seufzte. ,,Könnet Ihr mich vielleicht umarmen? Meine letzte Umarmung ist so lange her, dass ich mich schon gar nicht mehr daran erinnern kann, wie sich das anfühlt." Er nickte mitleidig und legte seine Arme um mich. Ich drückte mich fest an ihn und begann zu schluchzen. Obwohl sein Körper eiskalt war, hatte ich noch nie so eine Wärme gespürt wie durch diese Umarmung. In diesem Moment begriff ich erst, was mir alles gefehlt hatte. Der ganze aufgestaute Schmerz, die Angst und die Trauer der letzten Jahre überrollten mich wie eine Lawine. Endlich war ich frei, doch wie würde mein Leben nun weitergehen? Ich hatte niemanden. Ich hatte vielleicht Brynjolf, falls er sich überhaupt an mich erinnern konnte. All die Jahre hatte ich mir nur gewünscht ihn wiederzusehen, dabei hatte ich doch gar keine Ahnung, wie er auf mich reagieren würde. Ich vergrub meinen Kopf in Rodriks Brust und krallte mich fest. Rodrik streichelte meinen Rücken und flüsterte sanft ,,Alles wird gut. Ihr seid jetzt frei, er kann Euch nichts mehr tun."

Saphir    [~Vilkas FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt