Ich kniete auf der Bank im Tempel von Mara und hatte meine Hände fest zusammengefaltet. Die Sonne war schon lange untergegangen und Vilkas war noch immer nicht zurückgekehrt. Langsam begann ich daran zu zweifeln, ob er überhaupt wiederkäme. Ich war zwar nie wirklich religiös gewesen, aber wer wenn nicht die Göttin der Liebe konnte mir jetzt helfen, wenn schon keine irdische Macht zur Verfügung stand. Maramal, der Priester von Mara in Rifton, war nicht im Tempel. Vielleicht schlief er, vielleicht war er aber auch im Auftrag seiner Göttin unterwegs. In Gedanken flehte ich, dass sie mir Vilkas zurückbringen sollte. Ich wünschte mir die Versöhnung mit ihm so sehr, fast schon mehr als endlich Alturiels Kopf von seinen Schultern zu schlagen. Traurig beobachtete ich das Flackern der Kerzen neben der Statue der Göttlichen, die liebend ihre Arme ausbreitete. Würde sie meine Gebete tatsächlich erhören? Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich angestrengt darauf an Vilkas zu denken. Ich versuchte mir sein Gesicht so detailliert wie möglich ins Gedächtnis zu rufen. Vielleicht half es ja.
Ich zuckte zusammen, als ich hörte, dass die Tür aufging. Hatte Mara meine Gebete tatsächlich gehört? Fest presste ich meine Augenlieder zusammen, ich traute mich nicht hinzusehen. Am Ende war es vielleicht nur Maramal, oder gar ein Bettler der nach Almosen fragen wollte. Schritte kamen näher, bald konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und drehte mich erwartungsvoll um. Im schwachen Licht der Kerzen war es erst schwer zu erkennen, doch dann erkannte ich, dass es nicht Vilkas war.
,,Eurem Gesicht nach zu urteilen habt Ihr gerade sicher nicht für mich gebetet" lachte Brynjolf traurig und setzte sich neben mich auf die Bank. Enttäuscht löste ich mich aus meiner Gebetshaltung und nahm neben ihm Platz. Wo war Vilkas nur verblieben? ,,Was macht Ihr hier?" fragte ich Brynjolf schließlich neugierig. Er zuckte bloß mit den Schultern. ,,Ab und zu komme ich her" entgegnete er knapp und sah mich an. Ich lächelte schwach und ließ meinen Blick dann zu Boden sinken. ,,Wie geht es Maramal denn so?" Den Rothwardonen kannte ich schon, so weit ich mich zurück erinnern konnte. Selbst länger als Brynjolf. Es war sehr schade, dass er heute nicht da war, andererseits wäre es wahrscheinlich auch einfach zu viel für mich in wiederzusehen. Der Tag war schon anstrengend genug gewesen. Brynjolf seufzte leise und erwiderte dann: ,,Ob Ihr es glaubt oder nicht, er hat erst vor kurzem geheiratet. Eine junge Dunkelelfe aus Morrorwind. Die beiden scheinen sehr glücklich mit einander, da hat Mara sicherlich ihre Finger im Spiel gehabt." Das zu hören freute mich sehr. Es war ohnehin schön, einmal gute Nachrichten mitgeteilt zu bekommen. Diese Welt war ein oft so kalter und grausamer Ort. ,,Wie schön" bemerkte ich leise und schenkte ihm ein Lächeln. ,,Und was macht Ihr hier?" Brynjolf schaute mich interessiert an. Ich schüttelte den Kopf und erwiderte: ,,Mich lächerlich machen. Vilkas ist nach unserer Umarmung vor dem Bienenstich fortgegangen und bisher nicht wiedergekehrt. Ich hab mir gedacht, vielleicht bringt es ja etwas zu beten." ,,Macht Euch nichts daraus, nicht immer werden die Gebete erhört" entgegnete er traurig und ließ seinen Blick durch den Raum wandern.
Schweigend beobachtete ich wie die Flammen der Kerzen tanzten. Eine Weile lang sagte keiner von uns etwas. Die Stille war allerdings nicht unangenehm, sie hatte eher etwas Beruhigendes. Selten kam ich so zur Ruhe wie in diesem Moment.
Schließlich wandte sich Brynjolf wieder mir zu und fragte leise: ,,Erinnert Ihr Euch noch an den Tag an dem es passiert ist?" Seufzend entgegnete ich: ,,Als wäre es gestern gewesen. Jedes kleine Detail, sei es auch noch so schrecklich, hat sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt." ,,Ich erinnere mich auch noch genau" begann er ,,Delvin hatte Euch und Eurer Mutter am Abend einige Süßkuchen vorbeibringen wollen, die er von Keerava stibitzt hatte. Allerdings konnte er Euch nicht auffinden, Helga war wohl außer sich vor Wut und unterstellte Euch den Diebstahl ihres Eigentums. Delvin war sich sicher, dass etwas passiert sein musste. Zusammen zogen wir los um den Weg nach Shors Stein abzusuchen." Er legte eine kurze Pause ein und richtete seinen Blick auf den Kerzenschein. Die Flammen spiegelten sich in seinen grünen Augen, sodass diese beinahe wie von Magie benetzt schienen. ,,Ich fand sie zu erst. Ein schrecklicher Anblick, von Euch weit und breit keine Spur. Ich wollte nach Euch suchen, doch Delvin überzeugte mich bald davon, dass Euer Leben sicherlich schon ein Ende gefunden hatte. Außerdem, wo hätte ich suchen sollen? Wir trugen Eure Mutter zur Grabe und für Euch pflanzten wir einen Strauch blauer Bergblumen" in seinen Augen bildeten sich Tränen ,,Hätte ich doch nur gewusst, dass Ihr in einer der größeren Städte gewesen seid. Saphir bitte glaubt mir" er wandte sich wieder zu mir ,,ich hätte Euch geholfen, wenn ich bloß gewusst hätte wie." Ich nickte ruhig. ,,Es ist alles gut Bryn" erwiderte ich. Brynjolfs grüne Augen musterten mich nachdenklich. ,,Ihr seht so anders aus. Nicht nur seit damals. Etwas hat sich verändert seit Ihr das letzte Mal hier wart. Ihr seht irgendwie besser aus.",,Na vielen Dank" antwortete ich mit einem leisen Lachen. Brynjolf zog einen Mundwinkel hoch und meinte: ,,Nein ich meine, Ihr seht nicht mehr so unruhig aus. Außerdem seid Ihr nicht mehr so dünn und auch Euer Blick hat sich verändert. Auch wenn ich Euch lieber bei uns in der Gilde gehabt hätte, bin ich doch froh, dass Ihr zu den Gefährten gefunden habt." Lächelnd nickte ich.
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Saphir [~Vilkas FF]
FanfictionSechs Jahre nachdem ihre Mutter gewaltsam ermordet und sie selbst entführt worden war, gelingt es der jungen Waldelfe Saphir sich aus der Gefangenschaft der Thalmor zu befreien. Zurück in der Freiheit muss sie jedoch merken, dass sie von nun an auf...