,,Bald haben wir es zum Gebirge geschafft" verkündete unser Wegführer Vilkas ,,vielleicht sollten wir erst dahinter Rast einlegen." Unauffällig warf er mir einen besorgten Blick zu. Rodrik und ich trotteten der Gruppe der Gefährten und verbliebenen Waldelfen mit einem kleinen Abstand hinterher. ,,Es sei denn, jemand traue sich den Aufstieg der Erschöpfung wegen nicht zu" meinte er dann. Ich schüttelte langsam den Kopf und sah zu den anderen hinüber, die gegen Vilkas' Plan nichts weiter einzuwenden hatten. Also ging der Marsch erst einmal weiter. Wäre ich alleine mit Rodrik unterwegs gewesen, hätte ich ohne zu Zögern offenbart, dass ich mir eigentlich nicht einmal mehr den Weg bis zum Gebirge hin zutraute. Die Wunde unter meiner Brust schmerzte und pulsierte. Nach dem Sieg über die Silberne Hand, hatte Vilkas ein Stück seines Hemdes herausgeschnitten um damit den Schnitt in meinem Harnisch zu stopfen, doch leider hatte dies nicht viel bewirkt. Die Kälte kroch unablässig tiefer in meine Rüstung und ich fror bitterlich, versuchte es mir aber so wenig wie möglich anmerken zu lassen. Ich hatte mir die Kapuze aufgesetzt und hüllte mich die meiste Zeit in meinen dünnen Umhang, um mich zumindest etwas wärmer zu halten. Vermutlich konnte ich Vilkas wenig vormachen, allerdings würde er wohl nicht auf die Idee kommen, die Konfrontation mit mir zu suchen. Seit unserem Abschied hatte sich bei mir und in mir viel verändert. Obgleich mir nun bewusst war, dass ich Vilkas noch immer liebte – oder erneut – wusste ich ebenso, dass ich Himmelsrand verlassen würde. Deshalb musste ich ihn auf Abstand halten – zu seinem und zu meinem Schutz. Auch nach dem Kampf am Grab von Ysgramor hatten wir kaum ein Wort miteinander gewechselt. Als er realisiert hatte, dass ich wieder sterblich war, hatte er sich nur versichert, dass meine Verwundung nicht von tödlicher Natur war und erfragt, warum ich ihm und den anderen gefolgt war. ,,Oft genug habt Ihr mich gerettet, nun war ich einmal an der Reihe Euch zu retten" hatte ich geantwortet. Auch Vilkas schien nicht wirklich gewusst zu haben, wie er mit meinem plötzlichen Erscheinen umgehen sollte, auch wenn ich vermutete, dass er von Anfang an geahnt hatte, ihm zur Hilfe zu eilen. Warum sonst hatte er solch ein riskantes Unterfangen in die Wege geleitet? Vielleicht war Vilkas verletzt und verwirrt gewesen, aber er würde seinen Kopf niemals so sehr verlieren, dass er sich und seine Schildgeschwister in Gefahr bringen würde. Ob Aela es ihm erzählt hatte? Nun spielte es jedenfalls keine Rolle mehr. Ich wollte nur weg. Einfach weg. Ich musste der Situation so bald wie möglich entfliehen und nach Rifton zurückkehren. Daher teilte ich auch niemandem mit, wie schlecht es um meine Gesundheit stand. Wenn ich Rodrik dazu überzeugt kriegen würde, könnten wir, nach der geplanten Rast, die Gruppe verlassen und nach Windhelm marschieren. Immerhin war die Stadt nicht weit von dem Gebirge entfernt und ich brauchte ein warmes Bett, vielleicht sogar einen Heiler. Also musste ich nur noch ein paar Stunden ausharren. Der Gedanke an ein warmes Bett und eine dampfende Suppe in einer nicht allzu fernen Herberge gab mir Kraft für den Aufstieg, auch wenn ich mich ab und zu von Rodrik stützen lassen musste, was außer ihm aber augenscheinlich niemand mitbekam. Als er fragte, ob mit mir alles in Ordnung sei, behauptete ich, nur unter der Erschöpfung der letzten Tage zu leiden, und dass es mir, sobald wir Rast einlegen würden, sicher schlagartig besser gehen würde. Ein warmes Feuer würde mir sicherlich nicht schaden.
Die Sonne war fast ganz untergegangen, als wir endlich den Fuß des Gebirges erreicht und es somit erfolgreich überquert hatten. Ich fror noch immer heftig und hatte nun auch mit starker Müdigkeit zu kämpfen. Glücklicherweise gab Vilkas bald das Signal, einen geeigneten Ort für ein notdürftiges Nachtlager gefunden zu haben. Faenol bot an, mit ein paar anderen Bosmern loszuziehen und für Fleisch zu sorgen. Rodrik und Aela gingen gemeinsam Feuerholz suchen, während Vilkas und Farkas ein wenig von dem Schneematsch von der ohnehin feuchten Wiese abtrugen um eine geeignete Feuerstelle zu finden. Ich verschwand ebenfalls unter dem Vorwand nach Feuerholz zu suchen. Tatsächlich aber brauchte ich etwas Ruhe, für Körper und Seele.
Erschöpft lehnte ich mich gegen eine Tanne und atmete tief ein. Es ging mir ziemlich schlecht, vielleicht hätte ich doch lieber etwas sagen sollen, doch jetzt waren wir erst einmal hier. Sicherlich würde etwas Schlaf schon ausreichen, damit es mir besser gehen würde. Komischerweise hatte ich gar keinen Hunger, eher war mir ein wenig übel. Alles an das ich denken konnte, war ein warmes Feuer und Schlaf. Sanft neben den wärmenden Flammen einzudämmern... ich zuckte kurz. Beinahe wäre ich im Stehen eingenickt. Ich schüttelte meinen Kopf hin und her um etwas wacher zu werden. Das half nur wenig. Seufzend zog ich meinen Umhang beiseite und sah an mir hinunter. An dem dunkelblauen Hemdfetzen konnte ich nicht erkennen, ob es noch blutete, also ließ ich meine Hand zögerlich nach unten wandern, um mir den Schnitt genauer anzusehen. ,,Saphir" erschrocken drehte ich mich zur Seite und erblickte Vilkas, der ein paar Äste auf den Armen trug. Anscheinend hatte er sich meinem Vorhaben anschließen wollen. Erschöpft sah ich ihn an und entgegnete: ,,Vilkas?" ,,Geht es Euch gut?" fragte der Nord besorgt und musterte mich. Ich nickte schwach und zwang mich zu einem Lächeln. ,,Dürfte ich dann vielleicht kurz mit Euch sprechen? Es gibt da noch etwas, das mir auf dem Herzen liegt" erklärte Vilkas und warf mir einen erwartenden Blick zu. Ich stützte mich mit der Hand am Baumstamm ab und versuchte ihn so normal wie möglich anzuschauen, dann entgegnete ich: ,,Ich denke nicht, dass gerade der richtige Zeitpunkt für" doch weiter kam ich nicht. Vor lauter Schwindel kippte ich zur Seite. Vilkas reagierte sofort. Er ließ das Holz fallen und fing mich kurz vor dem Boden ab. ,,Saphir, was ist los?" rief Vilkas erschrocken. Ich wollte etwas erwidern, doch dann begann ich mich zu erbrechen. Normalerweise hätte ich mich wohl in Grund und Boden geschämt, doch in diesem Moment gab es nur meinen Körper, und dieser versagte nun einmal. Als ich aufgehört hatte, drehte Vilkas mein Gesicht wieder ihm zu und sah mich prüfend an. ,,Ihr seht gar nicht gut aus" murmelte er und legte seine Hand an meine Wange. In seinen Augen lag große Sorge. ,,Ihr habt Fieber" flüsterte er entgeistert und fluchte leise vor sich hin, während er mich hochhob. ,,Das wird schon wieder" behauptete ich müde ,,ich brauche nur etwas Ruhe und Wärme." ,,Ich denke nicht, dass das ausreichen wird" sagte Vilkas bestimmt. Auf seinen Armen trug er mich zum Lagerplatz, an dem leider noch kein Feuer brannte. Währenddessen versuchte ich bloß mein Bewusstsein nicht zu verlieren. Ich musste zu Rodrik. ,,Was ist passiert?" hörte ich Aela rufen. Erschöpft wandte ich meinen Kopf zur Seite und sah die Gefährtin mit Rodrik und einer Menge Feuerholz zu uns eilen. Farkas, der nun auch bei uns stand, sah mich besorgt an. Ich musste wohl wirklich einen erbärmlichen Anblick abgeben. ,,Sie hat Fieber" erklärte Vilkas mit zitternder Stimme ,,hohes Fieber." Rodrik schüttelte ungläubig den Kopf und fragte: ,,Warum habt Ihr denn nichts gesagt Saphir?" Doch ich war schon zu schwach um groß eine Antwort darauf zu geben. ,,Lasst mich mal" murmelte Aela, legte ihre Äste auf den Boden und trat an mich und Vilkas heran. ,,Es könnte kurz wehtun" flüsterte Aela mir zu und griff dann nach dem Hemdfetzen, der meine Wunde schützen sollte. Mit einem Ruck entfernte sie ihn und es brannte noch schlimmer als ohnehin schon. Ich wagte es gar nicht erst hinzuschauen, doch dafür war ich sowieso zu erschöpft. ,,Das sieht aber nicht gut aus" bemerkte Rodrik. ,,Natürlich sieht das nicht gut aus" knurrte Aela und sah mich nachdenklich an. ,,Vilkas, sie braucht ein warmes Bett. Jemand muss sich um ihre Wunden kümmern und vor allem braucht sie Medizin. Zu Fuß sind wir nicht schnell genug" begann Aela und legte auch einmal prüfend ihre Hand an meine wohl glühende Wange ,,ich werde sie nach Jovaskrr bringen." Ich spürte wie Vilkas seinen Griff festigte. ,,Ihr alleine?" protestierte er ,,Das ist doch viel zu gefährlich!" ,,Hättet Ihr Euer Geschenk nicht aufgegeben, könntet Ihr Euch jetzt persönlich darum kümmern" zischte Aela ,,hier draußen steht es schlecht um sie. Seht sie Euch doch an." ,,Ich will mich ungerne einmischen" meinte Rodrik ,,aber ich bin da ganz Aelas Meinung, Saphir braucht so schnell wie möglich ein warmes Bett und Medizin." ,,Aber ich muss nach Rifton" brachte ich schließlich schwach hervor. ,,Nein meine Liebe, in diesem Zustand schafft Ihr das nicht" sagte Aela bestimmt und begann bereits die Riemen ihrer Rüstung zu lösen. ,,Nun gut" gab Vilkas kleinlaut von sich und sah mich besorgt an ,,sorgt nur dafür, dass sie sicher ankommt." ,,Selbstverständlich. Alleine schaffe ich das aber auch nicht" meinte sie und wandte sich dann an Rodrik: ,,Kommt Ihr mit?" Verlegen lachte mein Freund auf und erwiderte: ,,So schnell wie Ihr Euch bewegt, da können meine Füße nicht mithalten." ,,Müssen sie auch gar nicht" entgegnete Aela verschwörerisch.
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Saphir [~Vilkas FF]
FanfictionSechs Jahre nachdem ihre Mutter gewaltsam ermordet und sie selbst entführt worden war, gelingt es der jungen Waldelfe Saphir sich aus der Gefangenschaft der Thalmor zu befreien. Zurück in der Freiheit muss sie jedoch merken, dass sie von nun an auf...