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So, nun kommt auch hier das erste Kapitel des Jahres 2021 <3

Ich hoffe, ihr seid alle gut im neuen Jahr angekommen und wünsche euch jetzt ganz viel Spaß beim Lesen! :-*

Ganz liebe Grüße <3
eure Mary-Ann

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„Sie ist also inzwischen wach?"

„Ja, das war sie. Bis sie eine erneute Panikattacke erlitten hat."

Julia schüttelte betroffen den Kopf. Die Nachricht, dass das Mädchen aufgewacht war, hatte sie sofort aufgescheucht und zu dem Zimmer getrieben, in das man das Mädchen nach dem Aufwachraum gebracht hatte. Hier sprach sie nun mit der Ärztin, die das Krankenzimmer soeben verlassen hatte.

„Was hat zu der Panikattacke geführt?"

„Es war vermutlich ein Zusammenspiel aus verschiedenen Gründen. Ich habe der Kleinen erklärt, was wir bei der OP gemacht haben und das scheint sie schwer mitgenommen zu haben. Dr. Frank, die Psychologin, die für sie zuständig ist, hat mich schon vorgewarnt, dass die Kleine womöglich gar nicht versteht, was ich ihr erkläre. Ich habe versucht, es in einfachen Worten zu schildern, aber das hat nicht funktioniert. Das Mädchen leidet laut Dr. Franks Einschätzung höchstwahrscheinlich an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Aber die Diagnose ist bisher nur eine Mutmaßung, Dr. Frank konnte das Mädchen noch nicht selbst sprechen. Dazu war die Kleine nicht lange genug bei Bewusstsein."

Julia nickte. Man brauchte keinen Abschluss in Psychologie oder Weiterbildungen zur Therapeutin, um zu erkennen, dass eine PTBS eine naheliegende Diagnose war.

Julia rang einen Moment mit ihrer nächsten Frage, doch sie musste sie stellen.

„Und können Sie schon Aussagen über ihren allgemeinen Zustand machen? Etwas, was uns mehr darüber verraten kann, was sie durchgemacht hat?"

Die Ärztin nickte langsam. „Sie haben gesagt, Sie gehören zur Polizei?", versicherte sie sich noch einmal.

„Ja, Kriminalpolizei aus Berlin. Ich unterstütze in diesem Fall. Frau Balz müsste Sie darüber informiert haben."

„Ja, das stimmt, das hat sie."

Dr. Sailer holte einmal tief Luft. Was sie über das Mädchen wusste, schien sie selbst schwer mitzunehmen.

„Wir haben eine Ärztekonferenz angesetzt, um ausführlicher über den Zustand des Mädchens zu sprechen. Was ich Ihnen jetzt sage, ist also nur das, was ich bisher weiß. Aber... das ist nichts Gutes, Frau Schneider."

Ihr Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an.

„Der Oberkörper des Mädchens ist überzogen von kleineren und größeren Narben. Vor allem an den Armen und am Rücken. Ihre Handgelenke zeigen deutliche Spuren von Fesselung auf, vermutlich wiederholt und über längere Zeit hinweg. Und... ich habe in meiner gesamten Laufbahn als Ärztin noch nie so blasse und reine Haut an einem Kind in ihrem Alter gesehen. Ich sage das nur ungern und möchte mir gar nicht vorstellen, was das für dieses Kind bedeutet haben könnte, aber diese Haut hat seit Jahren keine Sonne gesehen."

Dr. Sailer schüttelte den Kopf und schien einen Moment abwesend zu sein.

„Wir warten noch auf die Testergebnisse, aber die werden das mit ziemlicher Sicherheit bestätigen. Nach allem, was wir bisher über dieses Mädchen herausfinden konnten, war sie nicht erst seit wenigen Tagen oder Wochen in der Gewalt ihres Entführers. Wir sprechen von Jahren, Frau Schneider. Jahren. Und es waren offensichtlich keine schönen Jahre. Großflächige Blutergüsse an ihrem Bauch zeigen, dass sie erst vor wenigen Tagen verprügelt, eventuell sogar getreten wurde. Und die Röntgenaufnahmen zeigen alte Brüche, die teilweise schlecht verheilt sind."

Lost GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt