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Ich fühlte mich seltsam. Sehr seltsam. Als würde ich schweben.

Hatte ich mich jemals in meinem Leben so gefühlt? So verwirrend es war, es war auch ein wenig beglückend. Ich fühlte mich so frei – und irgendwie geborgen.

Bis ich meine Augen öffnete.

Mein Blick erstarrte und mit einem Schlag war das Gefühl verflogen.

Wo war ich?

Das, was ich sah, war nicht mein Zimmer! Entsetzt sah ich mich um, mein Blick flog nach rechts und links, doch nichts, was ich sah, kam mir bekannt vor. Das war nicht mein Zimmer!

Mein Herz schlug schneller. Irgendetwas stimmte hier nicht. Irgendetwas stimmte ganz gewaltig nicht. Wo waren meine Wände? Wo war mein Waschbecken? Wo war die Linie auf dem Boden? Wo –

Ich wurde immer unruhiger. Das alles war beängstigend. Wo war Vater? Was hatte er getan? Wieso war ich nicht mehr in meinem Zimmer? Was hatte ich getan? War das eine Strafe? Eine Strafe, die ich noch nicht verstand?

„Oh, du bist wach. Wie schön", riss mich eine mir vollkommen fremde Stimme aus meinen verwirrten Gedanken. Was – das war nicht Vaters Stimme! Sie war viel heller. Höher.

Mit rasendem Herzen starrte ich in die Richtung, aus der sie gekommen war.

Ich erstarrte. Da kam ein Mensch auf mich zu! Aber es war nicht Vater. Nein, es war jemand anderes. Es war – eine Frau? War das eine Frau?

Und da fiel mir schlagartig alles wieder ein. Die Erinnerungen prasselten auf mich ein, heftig und gnadenlos. So wie manchmal Vaters Fäuste. Sie hatten mich gefangen genommen! Man hatte mich ergriffen und in irgendeinem Auto weggebracht. Jetzt schienen sie mich in ein neues Zimmer gesperrt zu haben und diese Frau war womöglich hier, um mir wehzutun.

Panisch zog ich die Bettdecke näher zu mir und kroch in meinem Bett ganz ins Eck, so weit wie möglich weg von der Frau. Doch als ich meinen linken Arm zur Hilfe nehmen wollte, konnte ich diesen nicht bewegen!

Entsetzt hob ich die Decke an und starrte auf meinen Arm. Sie hatten ihn an meinen Körper gebunden! Mit Bändern, die um meinen Arm gelegt waren. Und was war das für ein Schlauch, den ich da in meiner rechten Hand entdeckte?

Mein Herz schlug nun noch schneller. Das alles war nicht mehr nur beängstigend, es versetzte mich in blanke Panik! Was hatten diese Menschen mit mir vor?

„Hey, nur die Ruhe. Es ist alles gut, du bist hier in Sicherheit. Du brauchst keine Angst zu haben. Moment, ich hole Dr. Sailer, sie wird dir alles erklären."

Ich starrte die Frau nur mit aufgerissenen Augen an, während sie mich freundlich anlächelte. Aber das war alles nur gespielt. Vater hatte mich darauf vorbereitet.

Mein Atem ging inzwischen so schwer, dass ich Angst hatte, bald keine Luft mehr zu bekommen. Was wollte diese Frau von mir? Wollte sie nun ernsthaft noch einen zweiten Menschen dazuholen? War es nicht genug, dass sie da war? Zu zweit konnten sie mir noch viel mehr wehtun.

Als sie sich langsam von mir entfernte, spürte ich zwar ein wenig Erleichterung. Doch die Angst, was passieren würde, wenn sie zurückkamen, ließ meine Brust enger werden.

Atme. Atme ganz ruhig. Du kannst das. Das ist nicht das erste Mal, dass du solche Angst hast. Bei Vater schaffst du es auch immer, dich zu beruhigen.

Allerdings wusste ich bei Vater meistens, was mich erwartete. Ich kannte die meisten seiner Strafen und auch wenn sie mir große Angst machten, war es nicht mit dem vergleichbar, was ich jetzt empfand. Trotzdem versuchte ich, meinen eigenen Gedanken zu gehorchen. Ich musste mich beruhigen. Ich musste aufmerksam sein, um mich selbst beschützen zu können.

Lost GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt