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Hey ihr Lieben,

da ich das Kapitel schon fertig habe, wollte ich es euch nicht vorenthalten ;-) Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen! :-)

Ganz liebe Grüße und ein schönes Wochenende euch allen <3
Eure Mary-Ann

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Ich war aufgeregt. Sehr aufgeregt. Alle waren hier, Julia, Vater, Mama und Emily und Julia hatte gesagt, dass auch Dr. Frank vor der Tür wartete. Sie wollten mir das zeigen, was draußen war. Draußen. Ich war noch nie draußen gewesen! Bevor Vater mich in das Auto gebracht hatte, hatte ich nie mein Zimmer verlassen dürfen. Noch nie hatte ich gesehen, was dort war. Ich war schon immer neugierig gewesen, hätte gerne gewusst, wo Vater hinging, wenn er mich verließ oder wo er herkam, wenn er mich besuchte. Aber ich hatte mich nie getraut. Türen waren verboten und Vater hatte mir schon sehr früh erklärt, wie hart er mich bestrafen würde, wenn ich nur versuchen würde, mich der Tür zu nähern, während sie offenstand. Außerdem war die Welt gefährlich. Alles, was nicht mein Zimmer war, war gefährlich. Deshalb war ich auch so nervös. Machte ich gerade einen großen Fehler?

Aber ich hatte mir vorgenommen, mich heute an die neuen Regeln zu halten! Vater hatte gesagt, dass ich alles tun durfte, was ich wollte und dass Türen nicht mehr verboten waren. Also würde ich es ausprobieren. Ich würde einen Blick nach draußen werfen. Einen Blick in die gefährliche Welt.

Sarah hüpfte aufgeregt durchs Zimmer. Sie schwärmte mir vor, wie schön es draußen war. Das klang so gar nicht gefährlich. Und sie war ein Kind, sie durfte nicht lügen.

„Es wird dir gefallen, Emily! Du wirst es lieben!"

Ich versuchte ihr zu glauben, auch wenn es mir nicht so ganz gelang. Das, was ich vorhatte, war mein Leben lang verboten gewesen. Vier große Menschen würden mich dabei begleiten – sie konnten mich jederzeit bestrafen! Sie konnten mich so hart bestrafen, wie Vater es immer angedroht hatte. Sollte ich das wirklich riskieren?

Nein, solltest du nicht! Hör auf Lilly, sie weiß, was richtig ist. Sie würde Nein sagen!

„Das wird so schön, Emily!", riss Sarah mich wieder aus meinen Gedanken und ich sah in ihr strahlendes Gesicht.

Sie darf nicht lügen, sie darf nicht lügen! Wenn sie sagt, dass es schön wird, dann muss es schön werden!

Meine Nervosität wurde immer größer. Sollte ich das wirklich tun? Aber ich hatte es schon gesagt, alle schienen sich zu freuen. Ich konnte nun nicht mehr sagen, dass ich es nicht wollte. Denn dann wären sie bestimmt enttäuscht. Und ich wollte Vater nicht enttäuschen. Ich wollte, dass er mich liebte.

Julia hatte bereits den seltsamen Stuhl mitgebracht, den sie Rollstuhl nannten. Eine der Frauen, die Ärztin war, hatte gerade noch irgendetwas an den Dingen, die neben mir standen, gemacht und geprüft. Nun nickte sie.

„Also gut, Emily ist soweit. Von meiner Seite aus spricht nichts dagegen."

Ich erkannte, wie die Gesichter der großen Menschen bei ihren Worten strahlten. Sie schienen sich wirklich sehr zu freuen.

„Na dann wünsche ich dir viel Spaß, Emily. Genieß es draußen."

Unbehaglich nickte ich und antwortete mit einem gehauchten „Danke".

Die Frau lächelte und verabschiedete sich. Wenig später hatte sie das Zimmer verlassen.

Mein Herz klopfte schneller. Ich wusste, was ich jetzt tun musste. Ich musste aus meinem Bett steigen und in den Rollstuhl sitzen.

„Wir können los, Emily! Gleich geht's los!" Sarah stand plötzlich direkt an meinem Bett und ihre Augen leuchteten. Überfordert sah ich sie an. „Du musst nur noch aufstehen, dann können wir los."

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