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Als es leise an der Tür klopfte, setzte mein Herzschlag einen Moment aus.

„Das werden sie sein. Bist du bereit?", fragte Julia und ich schüttelte ohne nachzudenken den Kopf. Nein, ich war nicht bereit. Nein, nein, nein! Aber ich durfte Vater nicht abweisen. Oh ich hatte einen großen Fehler gemacht! Schnell nickte ich mit dem Kopf und hoffte, dass sie es mir nicht übelnehmen würde, dass ich zuerst nein gesagt hatte.

Verwirrt sah sie mich an.

„Heißt das, du bist nicht bereit? Oder doch?"

Schnell nickte ich wieder. Vater war hier und er würde sehr wütend werden, wenn ich ihn wegschickte.

„Also können sie reinkommen?"

Wieder nickte ich. Julia sah mich mit einem Mut machenden Lächeln an.

„Das freut mich", meinte sie mit zufriedenem Blick. „Und denk daran: Du musst keine Angst haben. Er wird dir nicht wehtun, das verspreche ich dir."

Zweifelnd sah ich sie an. Leider half es nicht, wenn sie mir etwas versprach. Ich wusste doch, dass sie lügen konnte. Ich durfte das nicht, aber die Menschen machten es andauernd. Das hatte Vater mir erklärt.

„Na dann lass ich deine Familie mal rein", erklärte Julia, ehe sie sich auf den Weg zur Tür machte.

Ich verlor keine Sekunde und warf sofort die Decke von mir. Hektisch schob ich mich zum Fußende meines Bettes. Dieses Mal musste ich es schaffen! Ich musste es schaffen, für Vater aufzustehen, so wie er es sich wünschte. So konnte ich ihm hoffentlich zeigen, dass ich ein gehorsames Mädchen war.

„Ihr könnt reinkommen", hörte ich Julias Stimme und mein Puls schnellte weiter in die Höhe. Ich musste mich mehr beeilen! Doch da hörte ich bereits die ersten Schritte, die wieder auf mich zuzukommen schienen.

Schneller! Mach schneller!

Ich ignorierte den Schwindel, die Kopfschmerzen, die Schmerzen in meinem ganzen Körper. Alles, was zählte, war, so schnell wie möglich auf die Beine zu kommen, um Vater dieses Mal glücklich zu machen.

„Oje, Emily. Das hatte ich ganz vergessen zu sagen. Bitte, du musst nicht aufstehen."

Nein, Julia hatte mich entdeckt! Meine Augen weiteten sich entsetzt, doch dieses Mal war ich schneller als letztes Mal. Ich rutschte gerade das letzte Stück über die Bettkante und kam wackelnd zum Stehen, als Julia näherkam. Panisch schüttelte ich den Kopf. Sie durfte mich nicht aufhalten. Das durfte sie nicht! Dieses Mal wollte ich Vater zufriedenstellen.

Und tatsächlich hielt sie in ihren Schritten inne, während sie mich mit einem ihrer seltsamen Blicke ansah. Mitfühlend, flehend, ein wenig traurig. Aber sie blieb stehen! Ich war unheimlich erleichtert und legte schnell noch meinen rechten Arm auf den Rücken. Ganz egal, wie schwindelig mir war, ich würde es schaffen müssen, aufrecht zu stehen, bis Vater mir erlaubte, mich wieder hinzulegen.

Als ich ihn schließlich erblickte, zuckte ich zusammen und mein Körper spannte sich weiter an.

„Ich wollte sie nicht aufhalten", erklärte Julia ganz leise, aber ich konnte sie trotzdem verstehen. „Ich glaube, es ist eine ihrer Regeln. Es würde ihr Angst machen, wenn ich es ihr nicht erlauben würde."

Vater nickte. Auch die Frau mit dem Namen Mama war wieder dabei. Nur die kleine Sarah fehlte. Was war los? Warum war sie nicht dabei? Hatten sie sie bestraft? Konnte sie deshalb nicht kommen?

Doch nun musste ich mich auf Vater konzentrieren. Ich durfte mich nicht ablenken lassen.

„Das hast du toll gemacht, Emily", lobte dieser mich. Verdutzt sah ich ihn an. Hatte ich mich verhört? Hatte er mich wirklich gelobt? „Dann darfst du dich jetzt wieder hinlegen, okay?"

Lost GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt