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„Holt sofort Dr. Brandt!"

„Hey, komm schon, schau mich an. Mach deine Augen auf und sieh mich an."

Irritiert öffnete ich meine schweren Lider. Was war los? Wer war das? Jemand berührte mich und sprach mit mir. Aber das war nicht Vater, die Stimme war viel höher.

„Komm schon. Ja, gut. Bleib bei mir, ja? Schau mich an."

Ich war so schrecklich müde.

„Verdammt, das ist viel zu viel Blut", hörte ich eine weitere Stimme. „Und sie hat sich eingenässt."

„Okay, du machst das gut, Süße. Schau mich weiter an. Wir werden uns um dich kümmern. Dr. Brandt wird gleich hier sein."

Jemand berührte meinen Arm. „Sie scheint die Pulsader getroffen zu haben. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Das muss sofort genäht werden."

Ich verstand überhaupt nicht, was um mich herum passierte. Es war hell, schon wieder Tag. Dabei war es doch gerade erst Nacht geworden. Und diese Menschen hatte ich noch nie gesehen. Wo war Vater? Ich war einfach nur verwirrt.

„Lasst mich mal sehen."

Eine dunkle Stimme. So erschöpft ich auch war, meine Muskeln spannten sich augenblicklich an. Die Stimme war so ähnlich wie die von Vater.

„Legt sie auf die Trage, sie muss sofort in ein Behandlungszimmer. Los, schnell. Sie verblutet sonst."

Ich schloss wieder die Augen. Obwohl ich Angst hatte, war ich viel zu müde. Die Menschen berührten mich, doch ich bekam nicht mehr viel davon mit. Nur wenig später war ich schon wieder eingeschlafen. Die Menschen hatten mir zwar befohlen, wach zu bleiben, aber ich schaffte es einfach nicht, ihrem Befehl zu gehorchen. Die Müdigkeit war stärker. Sie hatte gesiegt.

Als ich die Augen wieder öffnete, war alles verschwommen. So wie manchmal, wenn Vater mich verprügelte. Aber das war nicht passiert. Nein. Meine Erinnerung war blass, aber ich glaubte, ich hatte mich selbst bestraft. Mit einem Stift, der mir nicht gehörte. Danach waren Menschen aufgetaucht, doch was anschließend passiert war, wusste ich nicht mehr.

Ich spürte etwas in meinem Gesicht. Etwas, das zwischen meiner Nase und meinem Mund lag. Aber es war kein Knebel. Mein Mund war frei und ich glaubte, ich könnte sprechen, wenn ich wollte. Daher wusste ich nicht, was es war.

Erschöpft atmete ich ein und aus und versuchte, meine Umgebung besser zu erkennen.

„Oh, du bist wach! Das freut mich. Moment, ich hole Dr. Brandt und Dr. Frank."

Irgendein Mensch schien mit mir in meinem Zimmer zu sein, doch ich erkannte nur noch Umrisse, als dieser Mensch bereits mein Zimmer verließ. Mein Zimmer. Ja, ich war wieder in dem Zimmer, in dem ich die Kamera noch nicht entdeckt hatte. Dieses große schwarze Ding hing noch immer an der Wand. Vielleicht war es ja doch eine große Kamera. Eine andere als die, die Vater in meinem alten Zimmer aufgehängt hatte.

Ich war so schrecklich müde. Gerade wollte ich wieder die Augen schließen, da hörte ich Schritte, die sich mir näherten. Mein Körper spannte sich an, jedoch kaum wahrnehmbar. Dazu war ich zu erschöpft. Ich hatte keine Kraft.

Zwei Menschen kamen auf mich zu. Ein Mann und eine Frau, wenn ich das richtig erkannte. Ich versuchte, in meinem Bett ein wenig von ihnen weg zu rutschen. Sie sollten mir eigentlich nicht böse sein, schließlich hatte ich mich bestraft. Ich hatte etwas richtig gemacht, oder nicht?

Die beiden verschwommenen Gesichter sahen allerdings nicht besonders glücklich aus. Was war los?

„Du bist wieder wach, das freut uns. Dr. Frank kennst du ja schon. Sie ist hier, um mit dir über das zu sprechen, was du getan hast. Ich bin Dr. Brandt und habe heute Nachtschicht."

Lost GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt