Chapter 20 ~ Mister I'msoprettyandhot

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"Ich kann jetzt nicht, Brandon." ich seufzte, fuhr mir durch meine ausnahmsweise mal offnenen Haare und verdrehte genervt die Augen. Da ich den ganzen Tag so ziemlich jedem aus dem Weg gegangen bin - einschliesslich Bruno, musste Brandon ja hier bei meiner Arbeit auftauchen. Können mich denn die Menschen nicht einfach ein Mal in Ruhe lassen? Ist das zu viel verlangt? Meine Laune ist gleich null und das nicht nur, weil ich meine Prüfung nun mehr als nur verhauen habe, nein. Es geht eher darum, dass ich kein Geld habe und, dass Logan mir irgendwie immernoch im Hinterkopf herumspukt. Er hat sich zum Glück bei mir nicht mehr gemeldet, seit dem letzten Kampf, der ungefähr zwei Wochen her ist. Das komische an dem ganzen ist, dass sich Justin auch nicht mehr gemeldet hat.
Wahrscheinlich hat er eine andere gefunden, bei der er schneller landen konnte, als bei mir oder ich bin ihm wohl zu langweilig geworden, wer weiss. Natürlich nervte es mich ein Bisschen, dass er mir nicht egal ist - ich leugne nichts - aber so ist das nun mal im Leben. Ich werd schon irgendwie damit klar kommen.
"Warum gehst du seit Tagen nicht an dein Handy? Ich muss wissen, wo du dich herumtreibst, das weisst du doch! Ich bin verdammt noch mal dein Manager!" er warf seine Arme in die Luft und krazte sich schliesslich am Kinn, wo ein ganz schwacher drei Tage Bart zu sehen ist. Seine eisblauen Augen, die mich nicht mal eine einzige Sekunde aus den Augen liessen, leuchteten vor Zorn oder vor Leidenschaft, das kann ich nicht genau beurteilen.
"Ich hab' grad andere Sorgen, okay. Lass mir ein Bisschen Zeit für mich. Ich.... Ich bin einfach überfordert im Moment, verstehst du?" aus irgendeinem Grund bekam ich Tränen in den Augen, die ich aber natürlich versuchte zu unterdrücken. Ich war nie eines dieser emotionalen Menschen und das will ich auch jetzt ganz sicher nicht sein.
Brandon bemerkte dies jedoch und sofort wurde seine Miene weicher, was mich erleichterte. Ich mochte es nicht mich mit ihm zu streiten, da er ziemlich hart im nehmen ist. Ein knallharter Geschäftsmann eben.

"Okay Scar, was ist los?" er kam mir einen kleinen Schritt näher. Seine Krawatte lockerte er etwas. Wahrscheinlich ist er sofort nach der Arbeit hier in die Pizzeria gekommen und hatte deshalb keine Zeit sich umzuziehen, was mich aber nicht störte, im Gegenteil.
Da ich immernoch vergeblich nach einem Haargummi suchte, knurrte ich kurz genervt auf.
"Ich bin einfach müde und hab Stress, verstehst du?"
"Warum glaube ich, dass du mich gerade anlügst, Baby?"
Warum nennt er mich so? Sofort kam mir Justin in den Sinn...

'Chérie...oh man, bitte nicht!'

"Brand...."
"Komm schon, was ist?" unterbrach er mich mit sanfter Stimme. Ich sah kurz auf meine Armbanduhr und stellte fest, dass ich nur noch fünf Minuten Mittagspause hatte.
"Es ist nichts, wirklich. Ich muss jetzt echt arbeiten. Wir sehn uns, bis dann." kurz umarmte ich ihn. Ohne auf seine Antwort zu warten, lief ich davon zurück in die Küche.

JUSTIN POV

"Wow, das ist ja total krass!" schrie Jaxon laut und weitete seine Augen. Sofort fiel sein Blick auf den grossen, roten Boxsack, der in der Mitte des Trainingsraumes stand. Ja, ich habe ihn endlich zum training mit genommen. Da heute sein Geburtstag ist, erfülle ich ihm mal den Wunsch. Ich bin der beste Bruder den er je hatte, hat er selbst gesagt. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass ich der einzige bin...

"Bevor du irgendetwas anfässt oder sonst was mit den Geräten anstellst, solltest du dich einwärmen und ganz wichtig, mir gut zuhören." streng sah ich den kleinen Zwerg an. Jaxon nickte aufgeregt und fuhr sich durch seine blonden Haare. "Also, als aller erstes, darfst du Mom kein Wort sagen, sonst bekommst nicht nur du, sondern auch ich grosse Schwierigkeiten."
Ich bin zwar schon einundzwanzig und lebe nicht mehr bei meinen Eltern, aber trotzdem weiss ich, wie gut meine Mom mir schlechtes Gewissen machen kann, so dass ich es für die nächsten zehn Jahre bereue und glaubt mir, das ist echt nicht schön.
"Keine Sorge." schmunzelte mein sechzehn Jahre alter Bruder.
"Na dann, los geht's." ich klopfte ihm auf den Rücken und lachte.
-
"Wo wart ihr?" unser Dad beäugte uns genau. Ich krazte mich am Hinterkopf und schloss die Tür hinter mir zu. "Wir haben die Stadt erkundigt, das ist alles." gelangeweilt zuckte ich mit den Schultern, wohl bedacht, dass ich lüge. Eine kurze Weile starrte mir Dad in die Augen. Ich hielt kalt seinen Blick stand.

'Nicht mit mir, alter Mann, dieses Spiel kann ich besser spielen.' Dachte ich und grinste innerlich, als er den Kopf schüttelte und ins Wohnzimmer verschwand.

Dass ich gelogen hatte, war ja sowas von klar, aber er weiss auch, dass ich dies nie zugeben würde. Allein schon wegen meines zu grossen Egos.
Jaxon sah mich anerkennend an. "Wie kannst du so gut lügen?" "Halt die Klappe Jax, du musst es hier nicht gleich so rumposaunen." zischte ich flüsternd und verdrehte über seine Dummheit die Augen. Meine Lederjacke hing ich am Eingang auf und lief hoch in mein altes Zimmer, wo noch einpaar Anziehsachen im Schrank waren. "Jahrelanges Training." antwortete ich schliesslich auf seine Frage und zwinkerte ihm zu, bevor ich ins Bad verschwand um mich zu duschen.

SCARLETT POV

"Bis dann Chef!" rief ich lachend und stieg auf mein Fahrrad. Er winkte mir ein letztes mal und ich fuhr davon. Es ist ziemlich warm und draussen nur leicht dunkel. Der perfekte Abend. Die Sterne schienen klar. Ich geniese diese Freiheit und Ruhe für einen kurzen Augenblick für mich alleine.
Wie ich es liebe, wenn meine Haare im Wind wehen. Ich seufzte und bog nach links. Natürlich konnte diese Ruhe ja nicht lange halten. Ein Motorrad sauste mit vollster Geschwindigkeit an mir vorbei, driftete aber nach wenigen Metern plötzlich zurück genau in meine Richtung, so dass er knapp vor mir stehen blieb. Ich verlor mein Gleichgewicht und dann passierte es: ich liess geschockt den Lenker los und fiel kreischend auf den Boden. Direkt auf meine Hand. Ein leises knacksen war zu hören. Ich stöhnte schmerzhaft auf.
"Du Mistkerl!" schrie ich ihn an. Er stieg hastig von seiner Maschine und zog seinen Helm aus. Und wie hätte es anders kommen sollen, haben wir hier Mister 'Ichbinjasoschönundheiss' vor mir stehen, der mich geschockt musterte.
"Schau nicht so, hilf mir!" jammerte ich und versuchte aufzustehen, da ich mich aber irgendwie in einer ziemlich komischen Position, in der ich halb auf dem Rücken, halb auf meiner Hand - nebenbei zu bemerken meiner rechten Hand - befinde stellt sich das als viel komplizierter da, als ich dachte.

Justin schlang seine Arme um meinen Bauch und zog mich hoch auf die Beine, auf denen ich aber auch nicht wirklich richtig stehen konnte, ich stand unter Schock. Meine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an und in meinem Kopf bildeten sich Sternchen, die ich überall anfig zu sehen. Ich bekam einen starken Druck im Kopf und mein Atem ging schneller. "Scar?!"
Ich konnte nicht antworten. Die Luft fehlte mir wortwörtlich. "Scheisse, Scar?! Alles okay?" ich spürte, wie Justin panisch an meinem Oberkörper rüttelte. Meine Augen flatterten mir langsam zu. Ich lehnte mich an seine Brust.
"Ich bin so müde..." mein Handgelenk fing plötzlich an höllisch wehzutun. Mein Herz raste.

"Verdammte Scheisse, Scarlett!"

Tief nahm ich Luft. "Mein Gott, schrei nicht so!" ich öffnete genervt meine Augen. Justin starrte mich mit leerem Blick an. "Ich dachte du wärst am sterben!" schrie er mich zurück an. Der Druck in meinem Kopf ging langsam weg. Ich drückte ihn sofort von mir. Naja, so gut es eben mit einer Hand ging.

"Du Idiot!" fing ich an.
Er zog seine Augen zu kleinen Schlitzen. "Sogar, wenn du halb im Koma bist, schaffst du es mich anzuschreien und als Idioten zu bezeichnen, ist das gerade dein fucking Ernst?!" er sah mich verwirrt an.
"Du bist doch an dem ganzen hier schuld!" ich wagte einen Blick auf mein Handgelenk. Sofort stockte mir der Atem. Meine ganze Hand ist blau-lila verfärbt. Oh nein!

Justin zog scharf die Luft ein. "Ich glaube, du hast dir da gerade einen Knochen gebrochen, von dem ich nicht mal gewusst habe, dass er existiert."
"Also erstens, du hast mir mein Handgelenk gebrochen und zweitens, danke für's Mitleid." zischte ich ihn an und tippte mit meinem Zeigefinger mein nun angeschwollenes Handgelenk. Ich zischte. Autsch. "Und jetzt?" Justin sah mich entschuldigend an. "Geh einfach weg und lass mich in Ruhe." schmollte ich und hob meine Tasche auf.
Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich abschätzend an. "Was?"
"Ich ruf Tyson an, er holt uns mit dem Auto ab und dann geht's ab ins Krankenhaus."
"Nein danke auf deinen Frauenversteher-Freund habe ich gerade so gar keine Lust."
Justin sagte nicht's dazu sondern seufzte nur.

"Ich ruf jetzt Brandon an." unterbrach ich die kurze Stille. Seine Augen weiteten sich. "Auf keinen Fall."
"Das hast aber nicht du zu bestimmen. Du hast dich seit mehreren Tagen nicht gemeldet und jetzt meinst du, ich tu das, was du von mir verlangst?!"
Justin knirschte nervös mit den Zähnen. "Ich hatte halt keine Zeit." er krazte sich am Hinterkopf.
"Wow, tolle Ausrede." lachte ich ironisch, verdrehte die Augen und kramte mein Handy aus der Tasche.
"Ob du willst oder nicht, ich rufe jetzt meinen Manager Brandon an."

Und dies tat ich dann auch. Ob das eine gute Idee war? Um ehrlich zu sein.. Nein. Nein, ganz und gar nicht..

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