Chapter 6 ~ Chérie

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'Scheisse, scheisse, scheisse.' wiederholte ich immer wieder in Gedanken. Das kann doch nicht wahr sein!
Ich öffnete meine Augen, die ich vor schreck geschlossen hatte - fragt mich nicht wieso, ich weiss es selber nicht, und blickte direkt in das Gesicht von Mary, die mich grinsend ansah. Warum lacht sie jetzt?!

Ich nahm meinen Mut zusammen und drehte mich langsam um. Als ich dann sah, wer vor mir stand, fielen mir fast meine Augen aus.
"Du?!" sagte ich mit einem verblüfften und gleichzeitig auch einem verärgerten Ton. Versteht mich nicht falsch, mir ist gerade ein Stein vom Herzen gefallen, da hier vor mir zum Glück nicht die Polizei steht. Aber ich könnte ihn dafür töten, dass er mir so einen Schrecken eingejagt hat.
"Schön dich auch wieder zu sehen." lachte er.
"Könntest du mich bitte los lassen. Ich muss weg. Oder willst du, dass uns die Polizei wirklich erwischt?" zischte ich genervt. Er verdrehte die Augen und liess mich los.
"Können wir los?" ich sah Mary auffordernd an. Aber sie sah nicht danach aus, als ob sie jetzt gehen würde. Stattdessen beäugte sie Justin ganz genau. Er stand nun in einer grauen Jogginghose und einem Sweatshirt vor uns. Seine Haare sind verwuschelt und sein Gesicht leicht rot und verschwitzt, warum gefällt mir das?

"Uhm, tut mir Leid aber.. Ich muss los." sagte mir Mary.
"Ja, lass uns gehen." ich wollte gerade an ihr vorbei, als sie plötzlich den Kopf schüttelte.
"Ich.. Das geht nicht."
"Was?" fragte ich verwirrt.
"Ich kann dich nicht nach Hause fahren, weil.. Weil ich dringend etwas zum erledigen habe."
Sie kam auf mich zu, umarmte mich stürmisch und lief mit schnellen Schritten weg. Ich blieb wie angewurzelt stehen.
'Das ist doch jetzt nicht ihr ernst?!'
Ein Räuspern holte mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich zu Justin und musterte zuerst ihn, dann die drei Jungs, die hinter ihm standen und mich mit grossen Augen anstarrten. Was ist ihr Problem?
"Nuuun.." Justin zog das u in die Länge und grinste.
"Wir sind dann mal weg. Lasst euch nicht zu viel Zeit, die Bullen könnten jeden Moment kommen." sagte der blonde von vorhin, zwinkerte mir zu und dann liefen die Jungs weg.
Jetzt waren es nur noch zwei. Mist!
"Da du ja jetzt nicht weisst, wie du nach Hause fahren sollst, schlage ich dir vor, dich von mir Fahren zu lassen." er nahm einfach so meine Hand und zog mich mit sich. Also stärker als ich, war er. Das musste ich leider zugeben.
"Ich komm schon alleine klar. Wirklich." sagte ich monoton.
"Hände hoch!" schrie jemand.
Sofort bekam ich Panik. "Oh mein Gott!"
"Los!" schrie er. Das liess ich mir nicht zwei Mal sagen. Schnell schnappte ich mir den Helm, den er mir gab und setzte mich hinter ihn.
"Halt dich gut fest!" schrie er und startete den Motor.
Ich krallte mich an ihn, als er gnadenlos mit höhster Geschwindigkeit losfuhr.
Ich hatte ja schon gewusst, dass er kein Sonntagsfahrer ist, aber dass er so schnell fahren muss, dass kann ich nicht akzeptieren. Schon jetzt denke ich mir die richtigen Worte für eine ordentliche Standpauke aus, die er von mir später zu hören bekommt.
Ich würde es ja am liebsten jetzt gleich tun, aber das gestaltet sich nun etwas schwer, da er mich wohl kaum hören kann.
Ich beschloss einfach die Fahrt zu geniessen - so gut es eben ging. Wenn er um die Kurve fährt bekomme ich schon Angst, aber so schlimm ist es nun auch nicht. Ich konnte es sogar wirklich fast schon geniessen. Wäre da nicht die Tatsache, dass mein Leben gerade von einem Vollidioten abhängt.
Aber ich glaube wohl kaum, dass er mich umbringen wollen würde. Denn dann wäre er ja selber auch tot. Oder nicht?!
Okay, ich glaube ich schweife wohl ziemlich vom eigentlichen Thema ab. Tut mir Leid. Was auch immer.
Ich spürte, wie seine Maschine langsamer wurde, bis er plötzlich ganz abbremste und abstieg. Ich sah ihn verwirrt an. Erst jetzt fiel mir auf, dass er ja gar keinen Helm anhatte. Den hatte ich ja an.
Oh, wie nett!

"Sag mal, bist du bescheuert? Fahr das nächste Mal langsamer! Willst du, dass wir sterben?!" fing ich sofort an, als ich meine Stimme wieder gefunden habe und stieg vom Motorrad.
"Und ausserdem, warum fährst du mich nicht nach Hause?!" zischte ich mit einer - meiner Meinung nach zu hohen Stimme, aber das ist mir jetzt nun wirklich egal. Justin musste sich ein Lachen unterdrücken.
"Was?" fragte ich genervt.
"Woher soll ich denn wissen, wo du wohnst, wenn du mir nicht mal deinen Namen verraten willst. Geschweige denn von deiner Adresse."

Ups.
Ich spürte, wie meine Wangen anfingen zu glühen.

"Oh." murmelte ich nur peinlich berührt und sah auf den Boden.

"Du bist ganz schön zickig."
"Sagtest du bereits." konterte ich unbeeindruckt.
Er zuckte mit den Schultern und kam langsam auf mich zu.
"Ich rufe Bruno schnell an, damit er mich hier abholt." sagte ich schnell. "Ist Bruno dein Freund?" fragte er sofort und liess mich nicht aus den Augen. "Nur mein Mitbewohner. Aber ich wüsste nicht, was dich das zu interessieren hat. Ich ruf ihn kurz an, Moment."
"Warte. Ich kann dich doch fahren." wie ein Raubtiert baute er sich vor mir auf und kam mir immer näher. Seine Nähe machte mich.. Nervös?!
"Nein, schon okay. Danke für deine Hilfe." ich lächelte.
"Bitteschön. Und ich fahre dich gerne nach Hause. Das ist echt kein Problem."
Ich biss mir auf die Unterlippe. Sollte ich es zulassen? Ich meine, da ist doch nicht's dabei! Oder?
"Ich weiss nicht..." grübelte ich nachdenklich.
"Irgendwie bist du ziemlich verklemmt." stellte er fest.

'Wenn du bloss wüsstest..'

"Kann sein."
"Wieso?" fragt er und sah mich eindringlich an. Mein Hals wurde trocken. Ich schluckte.
"Ich vertraue Menschen nicht so schnell." ich zuckte mit den Schultern. Er nickte verstehend. "Was muss ich dafür tun?"
"Am besten nichts." ich lachte kurz. Er runzelte die Stirn.

"Nagut, fahr mich nach Hause. Wenn dich das glücklich macht." ich verdrehte lachend die Augen. Sein Grinsen kehrte wieder zurück.
"Cool. Also, wo wohnst du?"

Ich nannte ihm die Adresse und er fuhr schliesslich los.

Schon nach kurzer Zeit blieb er vor dem Wohnblock stehen. Dieses Mal fuhr er etwas langsamer, was mich die Fahrt geniessen liess.
"Danke." sagte ich und gab ihm den Helm zurück. Er nickte mir zu.
Gerade, als ich mich auf den Weg machen wollte in den Wohnblock rein zu gehen, hielt er mich auf.
"Hey, warte." rief er. Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um. Er winkte mich zu sich rüber. Ich lief auf ihn zu. "Hm?"
"Da ich dich nach Hause gefahren habe und für dich sogar langsamer gefahren bin, was überhaupt nicht meine Art ist, könntest du mir wenigstens deinen Namen verraten, wie wär's?" er zwinkerte mir kokett zu.
"Hm.. Nein." sagte ich knapp. Sein Mund klappte auf. "Was? Das kannst du doch nicht machen!" rief er fassungslos. Ich fing an zu lachen.
"Sagt wer?"
"Du spielst unfair, Chérie."
Kurz beschleunigte sich mein Herzschlag. Chérie
"Tja, so ist das nun mal. Und, französischer Akzent steht dir." jetzt zwinkerte ich ihm zu. Er schüttelte lachend den Kopf.
"Nagut, wie du willst. Aber verlass dich drauf, dass ich deinen Namen noch heraus finde. Und ich weiss, Französisch ist ja auch bekanntlich die Sprache der Liebe. Ich könnte es dir doch beibringen." sein Grinsen wurde pervers. Ich hob meine Augenbrauen.
"Natürlich." sagte ich ironisch und lachte.
Er setzte seinen Helm auf.
"Bye, bye Chérie." sagte er, bevor er den kleinen Schlitz, wo sich seine Augen befinden am Helm runter klapte und mit einem kurzen Hupen zum Abschied davon fuhr.
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JUSTIN POV

"Man, du hast recht Alter. Sie ist heiss." fing Tyson an, sobald ich ins Haus kam. "Du hast mit ihr geflirtet." stellte ich bitter fest.
"Ich hab sie nur begrüsst." er hob die Hände und sah mich provozierend an. Ich sah ihn mit zusammen gekniffenen Augen an. "Das will ich auch hoffen."
"Wow, bist du etwa eifersüchtig?" lachte er.
"Das hab ich nicht nötig." zischte ich und lief in mein Zimmer.
Sie würde mir sowieso nicht mehr lange wiederstehen können, da bin ich mir mehr als nur Sicher.

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