Chapter 60 ~ Is this love?

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SCARLETT POV

Sekunden, Minuten, Stunden, Tage vergingen, in denen ich mich im Bett verkroch. Nicht Zuhause, sondern bei Brandon. Ich brauchte Abstand. Abstand von allem. Bruno verstand es. Er wusste nicht, was genau zwischen Justin und mir passiert war, aber er verstand es, warum ich noch nicht Heim kommen wollte. Ich wollte es nicht riskieren, Justin zu sehen. Obwohl ich kaum glaubte, dass er bei mir auftauchen würde, um sich zu entschuldigen. Wahrscheinlich war er dabei sein Geld zu zählen und kam nicht zum Ende. Vielleicht, war er mit einer anderen im Bett, fasste sie genauso wie mich an. Über all, am ganzen Körper, konnte ich seine federleichten, elektrisierenden Berührungen spüren. Der Wunsch ihn zu sehen, ihn zu fühlen, auf jede nur erdenkliche Art und Weise, tauchte erneut in mir auf, so wie jedes mal, wenn ich an ihn dachte. Das hiess; immer, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde.

Ich hatte mein Handy abgeschaltet und seit Tagen nicht mehr angeschaltet. Mary wollte mich besuchen und rief öfters bei Brandon an, aber ich lehnte ab. Ich wollte keinen sehen. Ich wollte mich ja schon selber nicht mehr im Spiegel sehen. Dies tat ich auch nicht, weil ich genau wusste, dass ich schrecklich aussah. Brandon verbrachte jede freie Minute in meiner Nähe, wenn er mal nicht arbeiten musste.

Wir hatten uns ausgesprochen. Ich erzählte ihm alles und er hörte mir zu. Er verstand alles. Jede meiner Handlungen. Er verurteilte mich nicht oder machte mir irgendwelche Vorwürfe. Er verzieh mir meinen Fehler ohne Bedingungen oder sonstigem. Er war einfach für mich da, weil es keiner so gut konnte, wie er.
Ich wusste nicht, welchen Tag wir hatten, oder welches Datum. Aber ich wusste, dass es langsam an der Zeit war, in mein Leben zurück zu kehren. Als eine stärkere, kältere Scarlett. Ich musste mit Justin abschliessen. Ein für alle mal.

-After eight days-

JUSTIN POV

Meine Hände pochten, meine Finger konnten sich kaum bewegen, aber es war mir egal. Das alles war mir egal. Ob ich mir nun meine Hand brechen würde, oder nicht, es war doch alles sowieso nur scheiss egal. Mit meinen ungeschützten Hänen schlug ich zum millionsten Mal gegen den harten Boxsack. Ich konnte von diesem Gefühl von Schmerz in den Fingerknöcheln nicht genug bekommen. Es war genau das Richtige, um sie aus meinem Kopf zu verdrängen. Dies hielt jedoch nur solange, bis ich auf den Sack schlug. Sobald der Schmerz zu lindern begann, tauchte ihr Bild in meinem Kopf auf. Ihre vor Schock geweiteten, grünen Augen, ihr enttäuschter Blick, der alleine nur mir galt. Als hätte mir jemand ein Messer ins Herz gerammt und es umgedreht, fühlte sich meine linke Brust taub vor Schmerz an. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als an diesen unfassbar starken Schmerz, der nur ihr galt. Nur wegen ihr fühlte ich so. Nur wegen ihr konnte ich nicht schlafen, nichts essen, nicht trinken, nicht einmal richtig atmen. Sie hat mir alles genommen. Die grosse Mauer, die ich um mich herum gebaut hatte, um meine Gefühle zu kontrollieren, hatte sie zerstört. Nur mit diesem verletzten, enttäuschten Blick, mit dem sie mich ein letztes Mal anschaute, bevor sie auf ihrem Fahrrad davon fuhr. Bevor sie mich alleine und verzweifelt stehen liess.

Ich hatte sie versucht anzurufen, war bei ihr zuhause, aber es brachte nichts. Sie war weder zu erreichen, noch in ihrer Wohnung. Bruno wollte nicht einmal ein Wort mit mir wechseln, als er mich vor der Tür stehen sah. Stattdessen schlug er mir diese genau vor der Nase zu.

Ich hatte es verdient.

"Hör auf damit, du hast genug den Boxsack vergewaltigt", meinte plötzlich Ryan und zog mich an meinen Armen weg. Ich wehrte mich nicht gegen seinen Griff. Stattdessen sah ich ihn einfach nur an. Zum ersten mal in meinem Leben, wünschte ich mir, nicht so abgefuckt zu sein, sondern eher jemand wie Ryan. Jemand, der ehrlich ist und der weiss, was er tun kann und was nicht.

"Man, du sieht völlig fertig aus."
"Ich kann nicht mehr. Fuck", ein ungewohnter Druck in meinem Hals machte sich bemerkbar und meine Augen fingen an zu brennen. "Ach du scheisse, Bieber. Du weinst!"

Tat ich das? Ich wusste es nicht. Ich hatte schon vergessen, wie man weinte. Konnte ich das überhaupt?

"Komm her Mann", er zog mich in seine Arme und klopfte mir auf den Rücken. "Du solltest schlafen. Dich ausruhen, um einen freien Kopf zu kriegen." Ryan liess mich los und schlug mir sanft auf die Wange. "Ich kann nicht. Immer, wenn ich die Augen schliesse, sehe ich sie vor mir", ich konnte es nicht über's Herz bringen, ihren wundervollen Namen auszusprechen. Ich konnte nicht. Es würde mich wahrscheinlich nur noch mehr umbringen.
"Ich hab dich noch nie so erlebt. Du bereitest mir sorgen Bruder"

Ich antwortete auf seine Aussage nicht. Ich wusste ja selbst nicht mal, was mit mir los war. Fühlte sich Liebe etwa so schrecklich an? War das überhaupt Liebe, was ich für sie empfand? Oder etwas stärkeres, was bisher noch nicht existiert hat? War sowas denn möglich?

Ich ging aus dem Raum, in dem Tyson mir die Erlaubnis gegeben hat, einen Boxsack aufzuhängen, um Aggressionen abzubauen, und lief in mein Zimmer.

Automatisch nahm ich mein Handy in die Hand, um zu sehen, ob sie meine Nachrichten gelesen und darauf geantwortet hat. Oder, ob sie mich doch noch zurück gerufen hat. Aber es war nichts. Weder eine Nachricht noch ein Anruf. Es war so erbärmlich, dass ich mir solche Hoffnungen machte. Als ob sie mir jemals verzeihen würde.

Ich würde niemals vergessen, wie sie plötzlich vor meiner Haustür aufgetacht war und mich küsste. Ohne Vorwarnung, einfach so.

Eine Chance hatte ich bekommen. Sie hatte mir nur eine einzige Chance gegeben und die hatte ich schneller verspielt, als gedacht.

Ich erhaschte einen Blick auf das Datum, als mich die Realität, die ich so lange versucht hatte zu verdrängen, eiskalt wieder einholte. Heute war es soweit. Heute war ihr Kampf. Der Kampf, für den sie sich so lange vorbereitet hat. Den würde sie nicht verpassen, da war ich mir sicher. Aber es war nicht das, was mir Sorgen machte. Es war eher die Tatsache, dass ihr Damon womöglich Vilenes verabreicht hat, sie ohne ihr Wissen auf Drogen gesetzt hat, damit sie gewinnt.

Nach langem hin und her überlegen, beschloss ich etwas dagegen zu unternehmen. Mir war klar, dass sie mich nicht sehen wollte. Mir war auch klar, dass sie mir vielleicht nicht glauben wollte, so wie Jazzy, trotzdem konnte ich das nicht zulassen. Wenn ihr während des Kampfes schlecht wird, nutzt der Gegner das sofort aus. Ich könnte es nicht ertragen, zu hören, dass sie zusammen geschlagen wurde, ohne dass sie sich wehren konnte.

Meine Beine trugen mich wie mechanisch aus meinem Zimmer. "Yo, wo willst du hin?! Wolltest du nicht duschen?"
Ich hatte keine fucking Zeit zum duschen!
"Ich muss.. Ich..", die Gedanken und Gefühle, die in mir tobten, verwirrten mich. Ich musste zuerst nach Worten suchen, um einen halbwegs normalen Satz hinzukriegen.

"Ich muss und ihr müsst zu Scarlett und...", was war denn bloss los mit mir?! Ich umterbrach mich selber und sammelte mich. Ich musste mich beruhigen, sonst würde ich unnötige Zeit verschwenden. Ein Blick auf meine goldene Uhr verriet mir, dass ich noch ganze zwei Stunden hatte. Zwei Stunden, die jedoch im Nu vergehen konnten.

"Ihr müsst zur Arena fahren. Heute findet ein Kampf statt", ich machte eine kurze Pause, "Scarlett muss vom Kämpfen abgehalten werden. So wie ich Damon kenne, wird er sie zuerst mit Vilenes aufputschen, damit sie den Kampf gewinnt. Ich will nicht zulassen, dass ihr schlecht wird und sie zusammen geschlagen wird."
"Sie wird nicht auf dich hören, Justin. Schon vergessen?", erinnerte mich Tyson und sah mich unsicher an.
"Deshalb werdet ihr dort auftauchen, während ich mich um etwas anderes kümmere", erklärte ich und schnappte mir meinen Helm. "Wir treffen uns später dort"

"Warte!", hielt mich Mason auf. Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm. Abwartend sah ich ihn an.
"Was sollen wir tun?"
"Mir wäre es am liebsten, wenn ihr ihn umbringt. Natürlich sollt ihr das nicht tun. Tut das, was ihr für richtig haltet. Ich... Ich vertraue euch", dann drehte ich mich um und stürmte aus dem Haus zu meinem Motorrad.

Mein Ziel? Brandon Dearings Haus.

Underground FightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt