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Clara

"Clara Scott? Ich habe jetzt Zeit für Sie." Ich erhebe mich von meinem Stuhl und laufe auf Dr. Körner zu. Wir geben uns die Hand. "Schön Sie wieder hier zu sehen. Kommen Sie doch rein." Ich laufe in den Raum, den ich in den letzten Jahren viel zu oft schon gesehen habe. Ich setze mich auf das Sofa und bediene mich direkt an der Schokolade, welche in einer Schale angerichtet ist.
"Um ehrlich zu sein, war ich echt überrascht von dem Anruf ihrer Eltern." Nimmt er nun gegenüber von mir Platz.
"Naja immerhin haben Sie ihnen gesagt, dass ich nicht mehr komme." Zucke ich mit den Schulter. "Tut mir leid." "Schon okay."
"Also wo fangen wir heute an? Erzählen Sie erstmal was sich in den letzten Monaten getan hat. Eine Beziehung oder ähnliches?"
Und schon fängt es an. Dieses Reden. Was haben Sie gemacht? Wie fühlen Sie sich und so weiter?
"Ich bin in keiner Beziehung." Mache ich kurz eine Pause. "Mein kleiner Bruder Elias wohnt jetzt bei mir. Das ist auch der Grund, weshalb ich hier bin und sonst hat sich nicht viel geändert. Gleiche Schule, gleiche Freunde." Er nickt und schreibt etwas in seinem Buch auf.
"Ihr Bruder also. Wie alt ist er denn?" "Gerade erst 10 geworden." Antworte ich direkt.
"Das ist wirklich jung. Und Sie passen ganz alleine auf ihn auf? Das ist doch bestimmt eine große Verantwortung für junges Mädchen wie Sie oder?"
"Es geht schon. Maria, meine Haushaltshilfe hilft mir. Sie holt ihn auch gerade von der Betreuung ab." Er nickt und schreibt wieder etwas auf.
"Haben Sie in der Zeit Drogen konsumiert, während ihr Bruder bei Ihnen ist? Also außer Alkohol."
"Ja." Gebe ich ehrlich zu. Jetzt muss man noch ehrlich sein, aber später erzählt man diesen Leuten nur was sie hören wollen, so denken Sie man hat sich weiterentwickelt und es geht einem besser.
"Und was?"
"Hauptsächlich Marijuana und Kokain."
"Kein LSD? Wie früher?" Ich schüttel sofort den Kopf.
"Nein. Nach diesem einen Bad-Trip wo ich ihnen erzählt habe und ich Monate danach noch Halluzinationen hatte, habe ich das nicht mehr genommen." Erkläre ich etwas ausführlicher. Ich hatte schon mehrere Badtrips, aber dieser war anderst. Danach habe ich die Finger davon gelassen.
"Ja ich erinnere mich. Das ist auf jeden Fall schonmal ein Fortschritt." Darauf nicke ich nur und warte bis er fortfährt.
"Haben Sie etwas davon alleine konsumiert oder auf Partys oder andere Situationen?" Ich kann es kaum erwarten bis ich hier raus bin.
"Kokain hauptsächlich nur auf Partys, vielleicht auch 3, 4 Mal alleine zuhause und Gras meistens alleine zuhause um zu chillen oder mit Freunden."

So geht das noch eine ganze Weile weiter. Ich erzähle ihm von meinem Leben, er stellt Fragen dazu und schreibt alles in sein Buch.
"Dann sind wir für heute fertig. Ich würde sagen nächsten Wochen gleicher Tag, gleiche Uhrzeit."
"Ja das passt."
"Gut. Und nächste Woche Donnerstag müssen Sie auch ins Krankenhaus wegen des Drogentests. Sie wissen ja wie das läuft. Gleicher Tag und gleiche Zeit wie die Jahre davor."

Was ich nicht alles für meinen kleinen Bruder tue?
Ich gehe schon seit ich 15 bin, fast 16, zu Dr. Körner, aber es ist nicht so als hätte ich je aufgehört mit den Drogen. Der Trick ist kurz vor dem Drogentest nichts zu nehmen, aber sonst kann man soviel konsumieren wie man will. Was ich schon alles gemacht habe, um in diesem Test zu betrügen. Ich habe mein eigenes Urin in einer Flasche mitgenommen und dann in den Becher gefüllt oder Sophie dort mithin geschleppt, dass sie für mich in den Becher pinkelt, weil ich den Termin vergessen habe.
Ich glaube ich wurde nur 3 oder 4 mal mit Drogen in meinem Urin erwischt in den ganzen Jahren. Aber meine Eltern sind auch nicht blöd. Sie wussten, dass ich trotzdem konsumiert habe. Es geht auch eher darum, wie man richtig damit umgeht. Denn wenn man nicht das Ziel hat damit aufzuhören und es nicht will, dann wird das auch nichts. Da kann der Therapeut noch so viel reden.

Nele

"Frau Fink?" Kommt Elias am Ende des Unterricht zu mir nach vorne. Er sieht schon viel glücklicher aus, genau wie davor. "Ja Elias."
"Danke nochmal wegen gestern. Und ich wollte ihnen mitteilen, dass ich es mir anderst überlegt habe und ich würde gerne beim Schulorchester mitmachen."
Sie hat es geschafft! Er macht wirklich mit und er bleibt hier. Also geht sie für ihn wieder in diese Therapie. Aber wofür? Ich habe wirklich lange überlegt, doch irgendwie weiß ich nicht genau was ich denken soll.
"Ach das freut mich wirklich. Es findet jeden Montag direkt nach der Schule statt im Musiksaal. Du kannst nächste Woche direkt hingehen." Er nickt und verlässt dann den Saal. Morgen würden wir unsere erste Klassenarbeit schreiben in Englisch. Ich müsste heute nochmal drüberschauen, aber ich habe sie nicht so schwer gemacht. Das müsste jeder hinbekommen. Reine Vokabelabfrage und etwas über England erzählen auf deutsch. Die Flagge zeichnen können, Name der Queen und so Sachen.

Zuhause speichere ich dann die Finale Version ab und klappe meinen PC zu. Das reicht für heute mit Arbeit. Man denkt garnicht das Lehrer ein anstrengender Beruf sein kann. Naja ich arbeite in der Grundschule, dass geht wirklich noch, aber Gymnasiallehrer haben da echt viel zutun.
Vor dem Unterricht drucke ich noch die Klassenarbeit aus und gehe dann zu meinem Klassenzimmer.
"Okay. Ihr könnt jetzt anfangen." Starte ich die Zeit, nachdem wir die Aufgaben nochmal durchgegangen sind und alle Fragen beantwortet haben. Während alle ruhig schreiben bereite ich unsere nächste Stunde vor. Deutsch.

"Ihr habt noch 10 Minuten. Schaut dass ihr langsam fertig werdet."
Ich beobachte meine Schüler und bemerke, dass Elias schon eine ganze Weile fertig ist. Naja war auch nicht anderst zu erwarten, aber trotzdem.
Ich sammel die Arbeiten ein und wir machen mit dem normalen Unterricht weiter.
Nach dem Unterricht bleibe ich noch etwas länger und fange schonmal an die Arbeiten zu korrigieren. In der Schule bin ich produktiver, als zuhause, dass kann man ruhig etwas ausnutzen. Gegen 15 Uhr packe ich dann meine Sachen ein und zusätzlich bin ich auch fast fertig mit der Arbeit. Hat sich echt gelohnt hier zu bleiben. Wie zu erwarten ist es bei jedem gut gewesen. Elias hat keinen einizigen Fehler, wahrscheinlich musste er dafür nicht mal lernen.
Meine Tasche lege ich mir über die Schulter und will gerade mein Klassenzimmer verlassen, als ich mit jemand zusammenstoße und meine Tasche zu Boden fällt.
"Ohh Entschuldigung." Sage ich schnell und bücke mich. Als ich wieder nach oben schaue, bemerke ich, dass es sich um Clara handelt, mit der ich gerade zusammengestoßen bin. "Clara." Flüstere ich leise. "Nele." Lacht sie leicht zurück. "Ich wollte eigentlich nur Elias abholen." Meint sie und zeigt in Richtung Betreuung.
"Danke." Rutscht es mir so raus. Omg wtf? Reiß dich zusammen.
"Danke? Für was?" Clara wirft mir einen etwas verwunderten Blick zu. "Das mit Elias und dem Orchester." Auf einmal nickt sie leicht. "Ach das. Nichts zu danken. Ich musste garnicht nachhelfen. Er wollte es ganz alleine."
Ich grinse sie leicht an. Mein Blick wandert kurz an ihr herunter und dann wieder hoch in ihr Gesicht.
"Ich wollte mich noch entschuldigen wegen letztens. Ich weiß ich hätte mich da raushalten sollen. Ich wollte... ich wollte nur helfen." Ich bemerke erst garnicht, wie nah wir voreinander stehen. Ich kann ihr Parfum riechen. Sie trägt immer das Gleiche und es riecht jedes Mal so gut.
"Weißt du, ich wüsste wie du es wieder gut machen könntest."

Die Lehrerin meines Bruders (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt