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Nele

Was? Sofort schweift mein Blick zu Dennis, welcher mich genauso schockiert und traurig anschaut. Anscheindend überdenkt er das nochmal was er vorhin zu mir gemeint hat. Der Sanitäter reanimiert sie mehr mals wieder. Doch immer wieder ging ihr Puls wieder runter.
Ich kämpfe so stark mit den Tränen. Genauso wie Dennis.

Am Krankenhaus kommen gefühlt 100 Ärzte und schneller als man gucken kann, ist Clara in der Menge verschwunden.
"An der Rezeption bekommen Sie weitere Infos." Erklärt uns ein Angesteller und wir beide rennen schon fast hin.
"Sie müssten uns diese Formulare ausfüllen. Sollen wir die Eltern informieren?" Reicht die Sekretärin mir ein Klembrett mit Blättern. "Besser nicht." Dennis Stimme ist hart und die Frau nickt nur. Wir beide setzen uns hin und lesen die Blätter durch.
Name, Geburtsdatum, Krankenkasse, Vorerkrankungen, Medikamente etc...

Ein Glück ist Dennis dabei, der sich in den vielen Punkten besser auskennt wie ich. Auch wenn es mich etwas eifersüchtig macht. Aber jetzt ist nicht die richtige Zeit um eifersüchtig zu sein. Dennis bringt die Formulare wieder zurück, während ich unruhig auf meinem Stuhl warte.

Er nimmt wieder neben mir Platz. "Ich habe Angst." Flüstere ich und er entfällt aus seiner Starre und sein Kopf dreht sich langsam zu mir. "Ich auch."
"Das wie vielte Mal?"
"Was meinst du?"
"Das wie vielte Mal ist sie deswegen hier?" Führte ich aus und Dennis fängt an in seinem Kopf zu zählen, was länger dauert als vermutet.
"8 Mal. Glaube ich. Aber es war nicht immer so schlimm wie jetzt."
8 Mal! Das sie überhaupt noch lebt ist ja ein Wunder.
"Eigentlich hätte sie noch öfters gemusst, aber du kennst Clara. Sie geht nicht gerne hier her." Ich erinnere mich an die Schlägerei und ihre Wunden, wo sie auch nicht hierher wollte. Ich verstehe nicht, warum sie es mit sich selber ausmachen will, als einen Arzt um Hilfe zu bitten.

"Was dauert da so lange?" Beschwert sich Dennis fast lautstark, während ich fast wie erstarrt in meinem Stuhl sitze und mich nichtmal bewegen kann. Am liebsten würde ich jetzt losschreien und losweinen. Aber er hat recht. Wieso dauert es so lange? Wir sitzen bestimmt schon 1 oder 2 Stunden hier.
"Aber vielleicht ist es ja gut. Immerhin ist sie dann nicht..." Ich kann es nicht mal aussprechen. "Naja du weißt schon." Alleine daran zu denken kommen mir wieder die Tränen. "Ja vielleicht." Nuschelt er.

Was soll ich den jetzt machen? Was wenn sie wirklich tot ist? Was passiert dann mit Elias? Sie ist die erste Person, die ich so stark lieb. Sie darf jetzt nicht einfach gehen.
Ich hatte es doch merken müssen. Sie war anderst als sonst. Scheiße, mache ich mir Vorwürfe. Nervös wippt mein Knie auf und ab, mein Zeigefinger tippt im gleichen Takt auf mein Bein.
"Mach dir keine Vorwürfe." Bricht Dennis auf einmal unserer Still. Kann er Gedankenlesen, oder woher wusste er woran ich dachte?
"Man kann es dir ansehen." Er macht es schon wieder.
"Du hast keine Schuld daran. Sophie oder ich hätten es bemerken müssen. Du wusstest nicht wie gut sie das verstecken kann und wie sie sich verhält, wenn sie konsumiert. Ich schon." Etwas traurig schaut er wieder auf den Boden.
"Es ist auch nicht deine Schuld oder die von Sophie." Ich lege meinen Arm um seine Schulter und für einen kurzen Moment legt er seinen Kopf auf meiner Schulter ab.
"Es ist auch nicht ihre Schuld. Sie ist krank." Flüstere ich zusätzlich, als er seinen Kopf wieder wegnimmt.
Eigentlich versuche ich dadurch nur mir selber einzureden, dass wir nichts dafür können. Auch wenn das nur so semi gut klappt.

"Sind Sie die Angehörigen von Frau Scott?" Kommt nach ganzen 3 Stunden endlich ein Mann in weißem Kittel auf uns zu.
Sofort springen wir beide auf. "Ja!" Wir richten uns vor dem Doktor auf und ich fahre mit nervös durch die Haare.
"Also wir haben gute und nicht so gute Nachricht. Sie hat es überlebt."
Sofort überkommt mich ein großer Schlag von Erleichterung und auch Dennis atmet etwas entspannter aus.
"Auch wenn es wirklich knapp war. Sie ist erstmal nicht ansprechbar, was wahrscheinlich noch die nächsten Tage so bleiben wird."
"Können wir zu ihr?" Falle ich dem Arzt fast schon ins Wort. Ich will sie unbedingt sehen.
"Natürlich."

Er weist auf die Tür hinter sich und Dennis und ich folgen seiner Wegdeutung.
Und dann liegt sie da auch schon. Mit einem zusätzlichen Beatmungsgerät in der Nase, verschiedene Schläuche die zu ihrem Körper führen und angeschlossen an ein piepsendes Gerät, was ihren Puls und Atmung misst. Keinen Zentimeter bewegt sie sich. Es ist irgendwie beängstigend. Ich lasse Dennis den Vortritt, der mit ihr kurz redet und ihr dann einen Kuss auf die Stirn gibt.
"Ich lass euch alleine. Ich schau mal nach Sophie." Läuft er an mir vorbei und mit einem Nicken meinerseits, schließt er dann auch schon die Tür hinter sich.
Ganz ruhig nehme ich einen Stuhl und stelle ihn neben das Bett. Ich bin eigentlich gerne mit ihr alleine, aber unter solchen Umständen ist es leicht bedrückend. Vorsichtig nehme ich ihre Hand. Sie fühlt sich so schwer und leblos an.
"Wieso? Wieso machst du nur sowas?" Flüstere ich und versuche nicht in Tränen auszubrechen. Mir is klar, dass ich keine Antwort von ihr bekommen werde. Trotzdem beruhigt es mich etwas mit ihr zu reden.
"Bitte wach auf Clara! Elias braucht dich doch. Und ich dich auch."

Mittlerweile ist es schon dunkel draußen und ich entscheide mich nach Hause zu fahren. Morgen ist auch noch ein Tag.
"Bis morgen mein Schatz." Ich beuge mich über sie und gebe ihr einen kleinen Kuss bevor ich nochmal in der offenen Tür stehen bleibe und sie kurz beobachte. Ich habe Angst, dass wenn ich jetzt geh, irgendwas passiert. Klar ich könnte es auch nicht verhindern, wenn ich dabei wäre, aber es beruhigt mich, zu wissen, dass es ihr den Umständen entsprechend gut geht.
Seufzend schließe ich die Tür hinter mir und rufe mir ein Taxi. Ich schicke den Fahrer zu Clara's Haus und bezahle ihn. Von außen kann ich das Licht drinnen sehen und im Hof stehen auch Sophie's und Dennis's Auto. Nach dem Klingeln wird mir nach kurzer Zeit die Tür von Dennis geöffnet. Als Erstes weht mir der Geruch von Essen in die Nase.
"Du kommst gerade richtig. Essen ist fertig." Dennis schließt hinter mir die Tür.

Zusammen essen wir noch alle das Essen, was Sophie gekocht hat und dann verabschieden sich Sophie und Dennis auch.
Elias ist die ganze Zeit sehr ruhig. Es ist als würde er sich nicht trauen etwas zu sagen. "Solange Clara nicht hier ist, bleibe ich bei dir. Wenn das für dich okay ist?" Versuche ich ein Gespräch ins Rollen zu bringen, doch Elias antwortet nur mit einem leichten Nicken darauf. Weshalb ich ruhig neben ihm auf der Couch platz nehme und genau wie er sturr auf den Fernseher schaue.
"Sie kommt doch bald wieder oder?" Bricht er sein eigenens Schweigen nach 5 Minuten. "Natürlich." Kommt es schnell von mir. "Du kennst doch deine Schwester. Sie gibt so leicht nicht auf." Schenke ich ihm ein kleines Grinsen, was er erwidert. "Da hast du recht."

"Ich glaube langsam ist es Zeit fürs Bett oder?" Frage ich ihn, als er anfängt öfters hintereinander zu gähnen.
Wir schalten unten alles aus und begeben uns den Schlafzimmern.
"Nele?" Kommt noch von ihm, als ich gerade seine Zimmertür schließen will. "Ja?"
"Ähmm.. kannst du... kannst du hier bleiben? Bis ich schlafe." Fügt er noch schnell ein.
"Natürlich."
Langsam laufe ich auf sein kleines Bett zu und Elias hebt schon die Decke etwas hoch, so dass ich mich zu ihm legen kann. Vorsichtig stützt er seinen Kopf an mir ab und ich streichel ihm etwas über den Rücken, um ihm die Amgst zu nehmen, welche er wahrscheinlich hat. "Gute Nacht." Flüstere ich und gebe ihm noch einen Kuss auf den Kopf. "Gute Nacht." Nuschelt er.

Wenn ich genau darüber nachdenke, ist es irgendwie komisch so neben ihm zu liegen. Schließlich ist er auch mein Schüler und Lehrer sollten zu seinen Schülern immer einen gewissen Abstand haben und vorallem nicht mit ihnen in einem Bett liegen, aber er ist auch der kleine Bruder meiner Freundin. Außerdem geht er im Sommer eh auf eine andere Schule und dann ist das ganze auch kein Thema mehr. Bis dahin wird das schon klappen.
Ich warte bis Elias eingeschlafen ist, was nicht wirklich lange gedauert hat. Er war ziemlich fertig nach heute. So leise wie möglich versuche ich mich aus seinem Zimmer zu schleichen und gehe in Clara's Zimmer. Ohne sie hier zu sein, ist leicht ungewohnt. Ich bediene mich an ihrem Kleiderschrank und schalte das Licht im Bad an. Doch ich bleibe sturr im Türrahmen stehen.
Dort lag sie. Mein Blick ist genau auf die Stelle gerichtet, wo sie vorhin fast leblos auf dem Boden lag. Wie Sophie es mir vorhin gesagt hat, hat sie alles aufgeräumt und sauber gemacht. Bilder von vorhin schießen in meinen Kopf und ich muss mich um Türrahmen abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Vorsichtig betrete ich das Bad, ziehe mich um und putze meine Zähne mit einer Zahnbürste, die ich extra bei Clara habe. Bevor ich das Licht lösche im Bad, schaue ich nochmal auf die Stelle und verlasse es schließlich. Ich kuschel mich in ihr Bett und sofort umhüllt mich ihr Geruch. Ich vermisse sie so sehr. Zu meiner Überraschung kann ich nach heute ziemlich gut einschlafen.

Die Lehrerin meines Bruders (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt