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Clara

Elias geht direkt auf sein Zimmer, als wir bei mir zuhause ankommen, was mir ganz recht ist. Immerhin soll er mich nicht noch mehr bloß stellen vor ihr.
"Hast du hunger?" Drehe ich mich zu Nele und sie nickt leicht.
"Ich hab noch etwas Nudelauflauf von gestern, wenn das okay ist? Den hat Maria gemacht. Sie ist die beste Köchin die ich kenne."
"Maria?" Sieht sie mich etwas verwundert an. "Meine Haushaltshilfe." Lache ich, da sie für einen Moment etwas eifersüchtig gewirkt hat. "Natürlich. War ja klar, dass du eine Haushaltshilfe hast. Aber ja klar ist das okay." Lacht sie ironisch. "Was soll das denn heißen?" Grinse ich nur. "Ach garnichts." Erwidert sie.
Ich hole die Reste aus dem Kühlschrank und erwärme es in der Mikrowelle.
"Ich hätte nicht gedacht das dein Bruder so reagiert." Beichtet Nele, als wir uns an die Küchentheke hinsetzten, um zu essen. "Ja ich auch nicht... ähm aber.." Fange ich an und mache dann kurz Pause. "Ja?" Schaut mich Nele fragend an, während sie sich eine weitere Gabel in den Mund schiebt.
"Ähm.. ja also ich wollte sagen, dass wir halt... du weißt schon... langsam machen und so." Ganz so wie ich mir die Worte in meinem Kopf zusammengesucht habe, kam es doch nicht raus.
"Also du meinst damit nicht exklusives?" Nele hebt ihren Blick.
"So hab ich das jetzt nicht gemeint, aber ich will es einfach nicht so labeln... Also jetzt noch nicht." Versuche ich mich irgendwie zu retten, aber Nele lacht auf einmal nur.
"Ist schon okay. Ich verstehe das und damit wäre ich auch einverstanden." Legt sie ihre Hand auf meinen Oberschenkel. "Okay gut." Grinse ich und esse weiter.
"Der Auflauf ist echt einer der besten, die ich je gegessen habe." Lacht Nele und ich antworte nur mit "Hab ichs doch gesagt."

Nele

Ich war wirklich so erleichtert, dass Elias es gut aufgenommen hat. Auch wenn er sich am Anfang einen kleinen Scherz erlaubt hatte. Klar war ich traurig, als Clara meinte, dass wenn er ihr sagt, dass er nicht möchte, dass wir uns weiter sehen, sie es auch nicht mehr macht. Auf der anderen Seite kann ich das aber auch verstehen, immerhin kennen wir uns noch nicht so lange und er ist ihr kleiner Bruder.
Tat aber trotzdem etwas weh. Umso erleichtert war ich aber, als er meinte er legt sie nur rein.
Und jetzt sitze ich hier mit ihr, nur weil ihr kleiner Bruder ihr einen kleinen Stups gegeben hat.
"Und wie läufts so mit der Schule?" Frage ich immernoch während wir essen.
"Naja es geht. Ist ein bisschen stressig im Moment wegen den Klausuren und den Vorprüfungen aber sonst geht es." Erwidert sie und räumt unsere beiden Teller weg.
"Wie war eigentlich deine Schulzeit?" Stellt sie nun eine berechtigte Gegenfrage. "Um ehrlich zu sein ziemlich langweilig. Ich war eigentlich nie auf Partys. Ich hab lieber gelernt oder gelesen. Ganz ehrlich, war ich auch nicht immer die beliebteste." Erzähle ich ihr etwas von meinem Leben.
"Und das sagt die Cousine von Eva, welche förmlich fürs feiern gekannz ist." Lacht Clara ironisch.
"Ja ich kann es auch komm fassen. Manchmal denke ich mir ich habe einen Teil meiner Jugend verpasst, aber dann denke ich mir, wäre es anderst gewesen, wäre es jetzt nicht so wie es jetzt ist."
"Mhmm das stimmt schon. Gewisse Dinge kann man einfach nicht ändern, man muss sie so hinnehmen." Zuckt sie leicht mit den Schulter und dann erinnere ich mich wieder an ihre Drogengeschichte. Es macht mich automatisch traurig, wenn ich daran denke. Sie war doch noch so jung.
"Aber immerhin zwingt mich Eva jetzt auf die ganzen Partys. So hole ich immerhin etwas nach. Ich wäre sonst nie auf deine Party gekommen oder in irgendeinen Club."
Mittlerweile haben wir uns auf ihre Couch gesetzt und ich lehne mich etwas an ihr an, während wir weiter miteinander reden.
"Da bin ich aber froh, dass Eva dich dahin geschleppt hat." Grinst sie. "Ich auch." Flüstere ich leise.

"Was war dein Abischnitt?" Will sie neugierig wissen.
"1,4"
"Streber." Lacht Clara und grinst mich frech an.
"Ach ja, bei was für einem Schnitt liegst du im Moment noch? Denn ich glaube du bist ein viel größerer Streber als ich." Necke ich sie etwas.
"Ahh ja denkst du das? Aber da muss ich dir sogar leider recht geben die letzten Jahre hatte ich immer 1,1 und jetzt stehe ich noch auf 1,2 aber man weiß nie was passiert." Zwinkert sie mir zu.
"Wusst ichs doch." Umklammere ich mittlerweile etwas ihren Bauch, wobei ich natürlich aufpasse nicht so fest zu drücken.
"Was hat mich verraten?"
"Naja vielleicht deine heimliche Brille." Antworte ich frech. Sie trägt die Brille eigentlich nie, aber als ich bei ihr war, habe ich diese in ihrem Zimmer gesehen.
"Woher weißt du den von der?"
"Naja sagen wir ich war aufmerksam, als ich in deinem Zimmer war." Grinse ich, obwohl mir bewusst ist, dass sie es nicht sehen kann.
"Aka herumgeschnüffelt." Verbessert sie mich lachend.
"Wenn du es so nennen willst. Bitte. Aber man merkt es auch, wenn du redest. Genau wie bei Elias. Er ist auch wirkich gebildet für sein Alter."
Sie streichelt mir über den Arm, während sie überlegt.
"Unsere Eltern legen großen Wert auf Bildung. Die beste Schulen, die besten Lehrer etc." Erklärt sie.
"Dann sollte ich mich aber geehrt fühlen." Das ist auch etwas, was ich nicht verstehe, dass Elias auf eine öffentliche Schule geht und auf keine Private wie Clara. Genug Privatschule gibt es immerhin.
"Naja meine Eltern war nicht sehr erfreut über die öffentliche Schule. Aber er lebt hier bei mir und da darf ich das dann entscheiden."
"Und wieso keine Privatschule?" Früher war ich immer neidisch auf Leute mit viel Geld und Kinder die auf Privatschulen gehen. Sie sahen immer viel glücklicher, aber mittlerweile ist es mir realtiv gleichgültig.
"Ich wollte dass er eine normale Kindheit hat, wo man spielen kann und sich nicht ständig ums lernen kümmern muss. Denn um ehrlich zu sein Privatenschulen sind echt nicht das Wahre. Es geht nur um Leistung und wer die reichsten Eltern hat."
Ich verstehe sie komplett. Ich glaube für Elias ist das auch schöner, als die ganze Zeit dem Druck der guten Noten ausgesetzt zu sein.
"Ja verstehe ich. Warst du mal auf einer öffentlichen Schule?" Schon als ich die Frage nicht mal fertig ausgesprochen habe, schüttelt sie schon ihren Kopf. "Nein war ich nicht. Fand ich persönlich auch nicht schlimm, weil ich es nicht anderst kannte. Aber jetzt hätte ich wenigstens für die Grundschule eine öffentliche Schule gewählt. Abi auf einer Privatschule wird halt höher angesehen."
"Und was willst du nach deinem Abi machen?"

Ich hätte garnicht gedacht, dass man sich mit Clara so unterhalten kann. Sie ist so offen mir gegenüber und antwortet auch sehr überlegt.
Es ist wirklich schön. Lange hatte ich nicht so eine Verbindung mit jemandem.
"Ich geh studieren. BWL oder Wirtschaftsingenieurwesen und dann übernehme ich irgendwann unsere Firma."
Okay das hätte ich mir auch denken können. "Willst du das auch?" Viele Kinder wollen eigentlich garnicht die Firma ihrer Eltern, aber tun es für das Geld und für die Familie.
"Ja schon. Es macht wirklich Spaß. Aber ich hätte auch keine wirklich andere Wahl. Meine Eltern wären am Boden zerstört. Und warum bist du Lehrerin geworden?"
"Ich wollte schon immer Leuten irgendwas beibringen und ich mag Kinder sehr gerne." Erkläre ich kurz und daraufhin nickt sie nur.

"Kann ich dich was fragen?" Bringe ich heraus, als es eine Weile zwischen uns still war. Aber nicht dieses unangenehme Stille, sondern eher diese, man einfach nur die Anwesenheit des anderen genießt.
"Ja klar." Sagt sie etwas nachdenklich.
"Elias hat vorhin eure Eltern aufgebracht, dass sie nicht sehr begeistert wären. Wissen sie das du, auch auf Frauen stehst?"
Für einen Moment sagt sie nicht, weshalb ich mir die Antwort dann auch selber denken kann.
"Nein. Also ich habe es ihnen nie gesagt, aber sie interessieren sich auch eigentlich nicht für mein Liebesleben. Sie haben noch nicht einmal gefragt, ob ich jemanden date oder so."
Fast alles was Clara über sich erzählt macht mich irgendwie traurig. Sie hatte wirklich keine schöne Vergangenheit und daran sieht man, dass Geld alleine oft nicht glücklich macht.
Anscheinend habe ich zu lange nachgedacht, weshalb sie eine Gegenfrage stellt.
"Wie war es bei dir? Also wie hast du es deinen Eltern gesagt?"
Für einen Moment denke ich an die Zeit damals zurück.
"Ich war ungefähr 18 damals. Ich wusste es eigentlich schon viel früher, aber habe mich nie getraut es zu sagen. Auf jeden Fall war das damals, als ich mit Luisa zusammen gekommen bin und ich habe meine Eltern und meinen Bruder Markus an einen Tisch gesetzt und es einfach straight rausgehauen. Und zu meiner Überraschung haben alle positiv reagiert." Erzähle ich ihr grob. "Das klingt doch mal echt nach nem guten Outing."

Die Lehrerin meines Bruders (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt