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Nele

Seit dem Elternabend habe ich Clara nicht mehr gesehen und so langsam bekomme ich sie auch wieder aus meinem Kopf. Es kann doch nicht sein, dass ich ständig an sie denken muss?! Heute im Unterricht machten wir nicht gerade viel und es sind nur noch wenige Minuten bis zum Schulschluss. Gott sei Dank. Wochende habe ich mehr als nötig. Eva und ich wollen so einen richtigen Mädelsabend machen mit Wein, Gesichtsmasken und romanischen Filmen. Darauf freue ich mich schon die ganze Woche.
"So ihr könnt schonmal zusammen packen. Den Rest der Aufgaben macht ich bitte bis Montag fertig. Das sollte jetzt nicht mehr so viel sein." Teile ich meinen Schülern mit und packe selber meine Sachen ein, als mir ein Blatt Papier in die Hände fällt. Er ist für unsere Schulorchester. Da fällt mir ein, dass ich Elias fragen wollte, ob er da mitmachen will. Da noch einige Geiger fehlen.

"Elias. Kannst du nochmal kurz zu mir kommen?" Bitte ich ihn, worauf er mit einem Nicken antwortet. Er ist keine Person der großen Wort. Als alle ihre Sachen eingepackt haben und gegangen sind, kommt Elias zu mir nach vorne ans Pult.
"Sie wollten mich sprechen." Seine Augen schauen knapp an vorbei, um keinen Blickkontakt aufbauen zu können.
"Ja also ich habe mir vielleicht überlegt, ob du nicht in unser Schulorchester gehen möchtest? Sie suchen dort noch ein paar talentierte Musiker." Ich halte ihm den Zettel entgegen und ohne etwas zu sagen, nimmt er mir den Zettel aus der Hand und ließt es sich durch.
Er hebt seinen Blick vom Blatt und schaut mich eindringlich an.
"Nein danke." Entgegnet er mir sehr monoton und will mir den Zettel wieder zurückgeben.
"Ohh... ähm... Bist du dir sicher? Du spielst sehr gut." Doch auf meine Aussage erwidert er nichts. Er redet oft nur wenn man ihn dazu auffordert oder ihm eine direkte Frage stellt.
"Nimm den Zettel einfach mal mit. Vielleicht überlegst du es dir ja in ein paar Tagen anderst und wenn ja, dann sag mir Bescheid." Er zieht das Papier wieder zu sich hin, da er realisiert hat, dass ich es nicht nehmen würde. Mit seinen Augen überfliegt er nochmal den Zettel und faltet ihn daraufhin so, dass er perfekt in seine Jackentasche passt.
"Elias kommst du?" Höre ich eine männliche Stimme aus Richtung Tür. Dort steht ein großer junger Mann. Er hat blonde Locken und trägt eine Art Schuluniform. Er ist wahrscheinlich auf dieser Privatschule in der Stadt. Aber wer ist das?
"Dennis!!" Ruft Elias freudig und läuft hastig auf ihn zu und ich  vorsichtig hinterher.
"Clara ist noch in der Schule. Deshalb hol ich dich ab." Erklärt der Mann. Elias und er machen eine Art Handschlag, was eigentlich ganz cool aussieht.
Ich tauche hinter den beiden auf und der große Mann mustert mich kurz, genauso wie ich ihn.
"Und wer sind Sie wenn ich fragen darf?" Lache ich etwas um meine neugiere zu überspielen.
"Das ist Dennis. Clara's Freund." Kommt Elias ihm zuvor, während Dennis gerade wieder seinen Mund schließt.
"Genau." Sagt Dennis daraufhin und bestätigt somit Elias.
Clara's Freund?? Fester Freund? Oder nur normaler Freund?
Aber das kann ich jetzt auch schlecht fragen. Wie angewurzelt stehe ich hier.
"Gut dann mal auf." Er nimmt Elias einen Rucksack ab und die beiden verschwinden in den großen Flur. "Auf Wiedersehen."

Aber würde ein normaler Freund ihren kleinen Bruder von der Schule abholen? Wohl eher nicht oder?
Außerdem sieht dieser Dennis unfassbar gut aus. Seine Locken und seine Augen. Er ist außerdem bestimmt sehr sportlich, so sieht immerhin sein Körper aus.
Also ist sie vergeben! Aber wieso spüre ich so ein Stechen in der Brust? Ich kenne sie doch garnicht und eigentlich könnte mir es auch egal sein. Es sei denn. Ich schlucke schwer. Nein das kann nicht sein. Es sei denn, ich habe mich ein bisschen in sie verknallt. Oh Gott bitte nicht. Sie ist immerhin die Schwester meines Schülers und dann anscheinden auch noch vergeben. Am Ende ist sie noch minderjährig, was ich aber schnell wieder ausschließe, weil ich sie ja in der Bar gesehen habe und sie fährt Auto.
Fuck! Das ist garnicht gut.

Ziemlich zerstreut verlasse ich die Schule und fahre noch schnell zum Einkaufen. Diese Gedanken bringen mich so stark durcheinander, dass ich fast das Geschäft verlassen hätte ohne zu bezahlen.
Das Klingeln meines Handys zieht mich aus meiner Starre.
"Ja hallo?" Antworte ich ohne gelesen zu haben, wer mich anruft.
"Nele wo bist du? Ich warte schon 10 Minuten vor deiner Haustür." Eva klingt leicht genervt und ich höre wie sie im Flur auf und ab geht.
"Ohh ja. Ich war noch schnell einkaufen für heute. Bin in 5 Minuten da." Rede ich mich schnell raus und packe schnell meine Sachen in mein Auto. Wie lange war ich denn jetzt bitte in diesem Geschäft?

"Da bist du ja endlich." Höre ich Eva fast schon schreien. Sie hat es sich auf der Treppe gemütlich gemacht und spielt an ihrem Handy.
"Ja tut mir leid." Ich schließe meine Haustür auf und wir betreten meine Wohnung. Ich stelle meine Schultasche in das Eck meines Zimmers und widme mich wieder Eva zu.

Später fangen wir an zusammen etwas zu kochen. Naja eher Eva und ich schneide das Gemüse dazu. "Du hast letztes Wochenende echt was verpasst." Mit einem Grinsen auf dem Gesicht, befüllt sie den Topf mit Nudel. "Du weißt ich geh nicht so gerne feiern. Aber was soll ich den verpasst haben? Ist doch meistens immer das Gleiche." Lache ich schneide weiter das Gemüse. "Naja nicht immer. Aber die Polizei kam später und stürmte die Party. Du hättest sehen müssen wie die meisten gerannt sind, als man die Sirenen gehört hat." Sie schien anscheinend ganz viel Spaß auf der Party gehabt zu haben. "WOW. Das klingt ja super." Reagiere ich eher ironisch darauf. "Du wirst schon sehen. Nächstes Wochenende kommst du aber mit in den Club. Ich zwinge dich. Du musst mal rauskommen und Freunde finden." "Wenn du meinst." Ich bin von Eva's Idee nicht so überzeugt, aber sie hat recht. Ich muss mal hier Kontakte knüpfen. Sonst vereinsame ich hier noch.

Die Lehrerin meines Bruders (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt