69. Eintrag

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Wo soll ich am besten anfangen? Vielleicht erst einmal mit einer Vorwarnung, dass das hier etwas länger werden könnte, da mein 'Problem' wenn ich das jetzt mal so nennen kann, vor ca. 12 Jahren angefangen hat.

Meine beiden Brüder (ein älterer und ein jüngerer) und ich sind Scheidungskinder. Klar, das ist auf den ersten Blick nichts spektakuläres. Es gibt mittlerweile viele Kinder und Jugendliche die mit ihren Eltern viel durchmachen müssen, wenn diese sich scheiden lassen.
Trotzdem legt sich bei den meisten der Stress nach einigen Jahren und manche können noch einigermaßen friedlich damit leben, immer zwischen beiden Elternteilen hin und her gerissen zu sein.

Bei uns hat das aber immer noch nicht aufgehört.

Nach 12 verdammten Jahren hat es immer noch nicht aufgehört.

Aber bevor ich euch verwirre, fange ich am besten von vorne an.

Ich bin jetzt 16, werde in einem halben Jahr 17, war also rein rechnerisch 4 Jahre alt als meine Eltern sich trennten.
Die Scheidung kam erst später. Mit vier hab ich das alles erst so am Rande mitbekommen, noch nicht wirklich verstanden was zu dem Zeitpunkt überhaupt los war. Die andauernden ernsten Gesichter waren verunsichernd, aber das mein Vater noch relativ regelmäßig kam und meine Eltern versuchten sich normal zu verhalten war beruhigend.

Ich dachte, es würde sich nicht viel ändern. Zwar war mein Vater seltener da, aber das fand ich da noch nicht soo schlimm.
Es hat dann angefangen sich zu ändern, als meine Mutter in unserer Gegenwart angefangen hat zu weinen und meinen Vater zu beschimpfen. Dass alles und jeder so ungerecht ihr gegenüber wäre. Sie hat vor uns kleinen Kindern unseren Vater als 'Arschloch' beschimpft und begonnen ihn regelmäßig runter zu machen. Ich war immer sehr beeinflussbar gewesen, im Gegensatz zu meinem großen Bruder den ich immer bewundert habe, weil er ihr die Stirn bieten konnte. Irgendwann hab ich angefangen ihr zu glauben.
Instinktiv wusste ich, dass sie Unrecht hatte, aber ich wollte nicht das sie sauer auf mich würde oder aufhören würde mit mir zu reden, wie sie es immer noch macht, wenn jmd etwas sagt, dass ihr nicht passt.

Als mein Vater dann eine neue Freundin hatte (Das ist meine jetzige Stiefmutter und zu dem Zeitpunkt hatte sie schon zwei Söhne und war von ihrem ersten Mann geschieden) , begann meine Mutter auch sie anzugreifen.

Die beiden zogen zusammen in eine relativ kleine Wohnung. Wir drei Geschwister fuhren sie immer regelmäßig besuchen, was wir aber auch nur jedes zweite Wochenende durften, da unsere Mutter es nicht anders wollte.

Und das ist ein großes Problem meiner Mutter. Wenn ihr etwas gegen den Strich geht kann sie unglaublich werden. Erwachsenen gegenüber verhält sie sich kindisch, sie redet dann nicht mehr mit denjenigen, selbst wenn es ihre eigenen Eltern sind. Ich habe mir regelmäßig Vorwürfe anhören müssen. Was sie doch alles für uns tut, dass wir doch auf sie Rücksicht nehmen sollten da es ihr ja so schlecht geht, dass sie von meinem Vater fertig gemacht wird , etc. pp.
Meinen großen Bruder hielt sie einmal sogar, er war sechs glaub ich, mit dem Kopf unter den Brunnen hinter unserem Haus und pumpte solange kaltes Wasser über seinen Kopf bis er aufhörte sich zu wehren. Klar, er war kein leicht zu erziehender Junge gewesen. Aber wie denn auch?
Er war von uns dreien der älteste gewesen und bekam dementsprechend von Anfang an alles mit, was zwischen unseren Eltern ablief. Er war nicht mehr in dem Kleinkinderstadium, indem man noch alles auf die liebe plüschige Weise wahrnimmt, in der sich jeder irgendwie immer noch ganz dolle lieb hat.


Jedenfalls hatte meine Mutter ein paar neue Freunde mit denen sie mal länger, mal kürzer zusammen war, bis sie dann mit meinem jetzigen Stiefvater zusammen kam.
'Gekannt' hatten sie sich nämlich schon länger..

Um euch nicht zu sehr mit unwichtigen Details zu langweilen: meine Mutter wollte noch ein Kind. Sie bekam noch ein Kind.
Als sie schwanger war, heirateten sie beide. Ich glaube diese Ehe ist, ohne böse klingen zu wollen, zum Scheitern verurteilt. Das erste, vielleicht auch noch das zweite Jahr schienen sie mir beide ganz glücklich. Wir zogen zu ihm in sein neues Haus, bekamen jeder von uns endlich sein eigenes Zimmer.
Aber die Art meiner Mutter hält man nur aus, wenn man durchgehend keinen eigenen Willen hat und immer liebend gerne das tut was einem gesagt wird.
Ich glaube mein Stiefvater heiratete sie nur, weil sie schwanger war und er keine von Anfang an zerstrittenen Eltern für meine kleine Schwester haben wollte.
Wahrscheinlich hat er sich nur wegen ihr nur noch nicht von meiner Mutter getrennt.

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