22. Eintrag

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Worte. Wow. Worte helfen immer und deswegen schreibe ich das hier alles auf. (Nicht zu lang, keine Sorge)

Schon mein ganzes Leben lang (zumindest an das ich mich erinnere) fühle ich mich, als ob es allen anderen leichter fällt, Dinge zu machen. Einfache Dinge wie aus dem Haus zu gehen, Leute zu treffen und mit anderen zu reden. Ich bin nicht schüchtern, nein, ich bin auch niemand, der depressiv ist und mit niemanden darüber reden will. Nur schon immer hatte ich Angst davor, was andere denken. Ich weiß, jeder hat Angst vor Mobbing und davor, dass andere schlecht über einen denken. Doch bei mir war es mit etwas anderem verbunden, mit Atemnot, Zittern, Wärmeanfällen, Schwindelgefühlen. 

Ich bin in einer Familie mit fünf Kinder aufgewachsen (ich tue es noch) und so war ich Kritik und viele Menschen im Raum eigentlich gewohnt, doch im Gegensatz zu meinen Geschwistern hielt ich das nicht wirklich aus. Ich musste oft einfach mal allein sein, hasste es wenn sie anfingen über mich zu reden.

Man, ok, ja, so sind vielleicht alle Menschen, die Zuflucht im Internet suchen.

Öfters ging ich aus dem Raum und hatte Tränen in den Augen, nur weil jemand etwas gesagt hat. Manchmal einfach so, weil ich in einer halbwechs kritischen Situation war. Immer wenn viele Menschen da waren, musste ich irgendwann mal weg, raus, an die frische Luft.

Irgendwann bemerkte ich, dass ich Platzangst habe, zumindest lies sich so das nicht gerne in geschlossenen Räumen sein erklären.

Doch dieses komische Gefühl, wenn ich etwas mit Menschen machen muss, das ging einfach nicht weg. Je älter ich wurde, desto schlimmer wurde es. In der Schule musste ich jede Stunde "aufs Klo", sonst könnte ich keine Luft mehr bekommen, Als ich einen Jungen, den ich sehr mochte, gesehen habe, fing ich an stark zu zittern und nach Luft zu schnappen.

Eigentlich bekam ich das immer, wenn ich den Überblick über etwas verluhr und nicht alles unter Kontrolle hatte, oder ich nicht wusste was jetzt kommt. Meistens aber, hatte ich einfach nur Angst was sich andere denken könnten. 

Kennt ihr das, wenn ihr an die Zukunft denkt und alles verschwommen ist? So war /ist das bei mir auch bei ganz normalen Dingen.

EInes Tages, ich war in England zu dem Zeitpunkt (ja, ich habe mich überwunden, weil ich dachte, ich muss einfach mal weg von zu Hause, was auch stimmte) waren ich und zwei Freundinnen einkaufen und plötzlich wurde mir schwarz vor Augen, so schlimm war die Panikattacke.

Jap, Panickattacke, so nennt man das.

Danach habe ich es gegoogelt, die ganze Nacht lang, und schon wusste ich, es ist etwas ernsteres, ich bilde mir das nicht ein, nein.

Ich bin doch nicht verrückt und so unsicher, dass ich vor allem Panik bekomme. Das muss etwas ernstes sein, etwas worüber ich keine Kontrolle habe. Ich fand das Wort 'Agoraphobie'. Das ist Platzangst und Angst vor Menschenmengen und kniffligen Situationen. Und irgendwas in mir hat plötzlich durchgeatmet, wahrscheinlich ist es das.  Die Symptome ware auf jeden Fall passend.

Jetzt, 5 Monate später, ich bin 18, weiß ich was es ist. Agoraphobie, Panikstörung. Egal was, es ist zwar nicht total normal, aber es haben mehrere Menschen (auch Zoella, die einem auch sehr helfen kann) und natürlich, ich brauche mehr Energie in die Schule zu gehen und mehr Überwindung auf Partys zu gehen (vor allem wenn ich nicht genau weiß, was passieren wird), doch ich habe einen Freund, der mich versteht, ich habe das Schreiben und das Malen und Connor Franta (was braucht man mehr?) und auch Freunde, die es zumindest versuchen es zu verstehen.

Denn Leute, die so etwas nicht haben, verstehen es wirklich schwer. Meine Familie könnte es nie verstehen, sie wird sich nie verändern.

Das einzige was man tun kann, ist sich immer wieder zu sagen, dass das ok ist, dass ich nichts dafür kann, dass ich Menschen habe, die mich lieben und mögen und was weiß ich und dass man stark bleiben muss um auf dieser Welt zu überleben und glücklich zu werden.

Dieses Jahr habe ich Matura, oder Abi, oder wie man das in eurem Land sagt. Ich könnte mir nie sicher sein und sagen, dass ich bald hier weg komme und sich dann vielleicht endlich etwas bessert. Doch hoffen kann man immer, hoffen ist doch erlaubt.

-Wunschdroge (falls ihr das noch nicht gemerkt habt)

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