„Dir fällt's, ähm, nich' leicht, über dich selber zu reden, ne", begann Paddy verhalten und wollte doch eigentlich auf etwas ganz anderes hinaus. Viel zu lange verharrten sie hier schon schweigend auf der grauen Couch mit einem Bier in der Hand – das Mark ihm einfach hingehalten hatte, nachdem er für eine gefühlte Ewigkeit weggewesen war und Paddy sich komplett in seinen Gedanken verloren hatte.
„Joa", kam es auch nur schwach, beinah widerwillig zurück – und doch dermaßen aussagekräftig. Die eigentliche Antwort, die gerade so deutlich zwischen ihnen stand, musste Mark dann auch nicht in Worte fassen. Zumindest glaubte Paddy dank seiner ungestörten Grübelei sicher zu erahnen, was Mark da hatte aufspringen und das Weite suchen lassen – und vor allem, was Mark berechtigterweise gar nicht mit ihm teilen wollte und eben konnte. Und es ergab so schrecklich viel Sinn, wenn er sich wieder vor Augen führte, wie stark ambivalent Mark die ganze Zeit reagiert hatte.
Nur wissen, ob und wie er ihn auf diese schlechten Erfahrungen mit seiner Sexualität ansprechen sollte, tat Paddy nicht. Das einzige, was ihm blieb, war nur dieses Gefühl, es unbedingt zu wollen – warum auch immer. Vielleicht, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, das mit jeder stillen Sekunde hier exorbitant größer wurde.
Vorsichtig schielte er zu seiner Linken, drückte sich seine kalte und kaum angerührte Bierflasche von der einen in die andere Hand und betrachtete Mark ausgiebig, der immerzu an seinem Bier nippte. Aber weder nahm es ihm diese angespannte Ausstrahlung noch den undurchdringbaren Ausdruck in den Augen, sodass Paddy seinen leisen Seufzer schlichtweg nicht mehr zurückhalten konnte.
„Hm?", brummte Mark dann nur schon und nahm ihm damit jegliche Wahl.
„Ist dir schon mal was, ähm, Schlimmes ...", murmelte er impulsiv vor sich hin und bekam es beim besten Willen nicht definiert – aber Mark schien ihn so oder so nur zu verstehen. Auf der Stelle sah er wieder weg und ließ Paddy bei diesem ausdruckslosen Blick auch nicht zögerlicher mit einem „You don't have to ..." abwinken, um jetzt gefühlt nicht jede Grenze zu überschreiten.
„Ganz ehrlich, würd' ich auch nich' sagen, wenne nich' so ...", entgegnete Mark ihm nahezu trotzig und ließ das im Raum stehen, was er ihm eh schon längst vermittelt hatte. Nichtsdestotrotz schielte Paddy noch beschämter zu seinem Bier und sah auch erst wieder auf, als Mark es war, der leise aufseufzte.
„Na ja, folgende Situation ...", begann er endlich – bloß, um doch wieder so lange zu zögern, bis sich seine Mundwinkel leicht hoben. Marks Lächeln wurde dann jedoch wieder dermaßen ungewohnt sanft, dass Paddy sich für keine einzige Sekunde bemühte, ihn nicht allzu sehr anzustarren. Nach allem, was Mark ihm zuvor entgegengebracht hatte, lösten diese schönen Regungen einfach zu viel Wärme in ihm aus – und es kümmerte ihn nicht im Geringsten.
„Schon in'er Grundschule ist mir immer, ähm, so 'n Russe aufgefallen. Hatte seine dunklen Haare immer im Gesicht hängen ... Bisschen so wie du, ne", schmunzelte Mark ihn an und brachte ihn mit diesem unfassbar lieben Blick wieder viel zu sehr aus der Fassung.
„Really?", gab Paddy impulsiv zaghaft von sich und strich sich auch unbewusst seine längeren Strähnen nach hinten, während er die leichte Verwunderung über diesen Anfang direkt verlor.
„Joa", schmunzelte Mark deutlich belustigt und hielt für so manche Momente seinen Blick auch weiterhin bloß auf seinen Haaren. Erst, als Paddy seine Hand sinken ließ, räusperte er sich und fuhr dann wieder verhaltener fort: „Na ja, kann auch sein, dass ich halt, ähm, gefühlt immer auf ihn geachtet hab', weil er halt aus der blöden Parallelklasse kam und meinte, mich, ähm, eines schönen Tages in der ersten großen Pause vom, ähm, Klettergerüst schubsen zu müssen ..."
DU LIEST GERADE
Denial
FanfictionSollte man für den Himmel auf Erden durch die Hölle gehen? --- Ex-Teeniestar Michael Patrick Kelly ist endlich wieder da, wo er sein will. Nach langer Selbstfindung im Kloster hat er Frau, Heim und wieder ins Leben eines waschechten Vollblut-Musike...