XV.2

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„So 'ne Scheiße!", regte Paddy sich lautstark auf und schmiss sein Handy grob neben sich auf die Couch. Nur schwer konnte er sich beruhigen – und wusste letztlich nicht mal, warum. Natürlich verstand er es, dass er nicht einfach nach komplett freien Tagen verlangen konnte, bei allem, was noch anstand. Eigentlich konnte er sich glücklich schätzen, dass Pino ihm den heutigen Tag freihielt – den er jetzt nun nicht einmal brauchte.

Aufstöhnend vergrub er sein Gesicht in seinen Händen und wollte nicht wieder jegliche Beherrschung verlieren. Er hatte immer noch keine Ahnung, wie lang er da in irgendeiner Nebenstraße nahe der Klinik im Auto gesessen hatte und letztlich nur wegen Twiggy losgekommen war. Diese Fassungslosigkeit hatte er nur nicht wirklich hinter sich lassen können – oder er hatte sich gerade wohl einfach mehr Empathie von seinem Manager erwartet.

„Gosh", stöhnte Paddy auf und konnte aber auch nicht verdrängen, dass er dafür Pino doch einfach zu wenig erzählt hatte. Je länger er dann nur fahrig Twiggy streichelte, wurde ihm auch bewusst, welche Empathie er gerade wirklich haben wollte – und vielleicht nicht sollte. Seufzend klappte er Twiggys linkes Öhrchen in die richtige Richtung und merkte schon, wie ihn wieder eine ganz andere Unruhe übermannen wollte.

„Fuck it", presste Paddy dann hervor, nahm sich beinah hektisch sein Handy zur Hand und öffnete dann auch nicht anders Marks Chat. Geantwortet hatte er ihm zwar immer noch nicht – aber gerade hatte er eine gute Ausrede dafür und zögerte dann auch nicht lange, um sein ›Time for facetime?‹ zu tippen und zeitnah abzusenden. Er hielt alles einfach nicht mehr aus – und durfte es dann auch erst bereuen, als ihm nun eine nervöse Unruhe durchzog.

Nach wenigen Momenten hielt es ihn nicht mehr auf der Couch und dann konnte er auch nur verfluchen, doch alles für heute abgesagt zu haben. Umso enthusiastischer widmete sich Paddy dann nur dem Kühlschrank und beschloss, während er in den Keller lief und seine Wäsche in den Trockner stopfte, einzukaufen und für sich und Twiggy zum Metzger zu gehen. Wie eine Hausfrau kam er sich vor – aber dann war ihm das, und vor allem seine pathetische Aufgeregtheit, auch egal. War er halt aufgeregt – war ja in Marks Sinne nicht das erste Mal.

Die wirklichen Ausmaße dessen wurde er sich trotzdem erst bewusst, als er sich oben kurzerhand seine für sein Empfinden stark nach Krankenhaus riechenden Sachen ausgezogen hatte und mit dem Hund an seiner Seite beinah unwillkürlich in das Gästezimmer lief. Vollkommen abrupt hielt Paddy inne und starrte auf das Bett – das er zwar halbherzig gemacht hatte. Die benutzte Bettwäsche hatte er jedoch nicht abgezogen und erinnerte ihn an so viel und dennoch nicht an genug, sodass er sich jener wieder äußerst zaghaft näherte.

„Gosh", brummte Paddy gedämpft – weil er immer noch nicht fassen konnte, dass er einen Filmriss hatte. Eingängig ließ er seinen Blick über das Bettlaken schweifen – aber so sehr er auch wollte, wusste er einfach nicht, wie er hier die Nacht mit Mark verbracht hatte. Wieder wollte er sich einreden, dass er das vielleicht auch gar nicht wissen musste oder brauchte, weil er nach zugegebenermaßen ausgiebiger Inspektion des ganzen Raums keinerlei Indizien gefunden hatte, die dagegensprachen, dass sie hier nicht einfach bei- oder harmlos aneinander gelegen hatten. Diese Unwissenheit quälte ihn nur mehr als alle möglichen Wahrheiten zusammen – zumindest in der Annahme, dass er keine Dummheiten angestellt oder Mark irgendetwas anderes gewagt hatte, als ihn eng an sich zu ziehen, zu halten und ihn vielleicht nochmal zu küssen wie am Klavier.

„Gosh", stöhnte Paddy wieder leidig auf. Inmitten all der Scham und Reue sich so gehen gelassen zu haben, wollte dieses ungute Gefühl in seiner Magengegend einfach nicht vergehen. Kopflos griff er dann einfach nach dem großen, merklich plattgelegenen Kopfkissen, drückte es sich dicht an seine Nase und sog tief den Geruch ein, der nur Mark seiner war. Diese Noten von seinem herberen Shampoo, seinem Parfüm und von ein wenig Schweiß beruhigten ihn ungemein – bis sich sein ganzer Magen stark verkrampfte und noch eindeutiger kribbelte. Hektisch legte er das Kissen weg und stand dann auch ruckartig, beinah perplex, auf – bloß, um dann aggressiv vom Bett zu weichen. Aber unter diesen Umständen musste er sich gar nicht erst einbilden, irgendetwas für Mark zu entwickeln!

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