VI.3

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Perplex ließ Paddy sein Handy sinken, welches ihm unmissverständlich zeigte, dass sein Anruf absichtlich abgelehnt worden war. Bis er nur dieses unerträgliche Tuten unterbinden und sein Handy auf den Gartentisch vor sich legen konnte, verharrte er weiterhin bloß still und starr und spürte sein Herz wieder rapide gegen seine Brust schlagen. Aber dann tat er es ruckartig und kopfschüttelnd – vielleicht war es auch besser, wenn Mark gar nicht erst heranging, so kopflos wie er ihn zu dieser Uhrzeit angerufen hatte. Vielleicht war es Mark kurz nach Elf schon zu spät – oder zu früh, was wusste er schon. Die Zeit genommen, ihm kurz zu schreiben und nach einem Gespräch zu fragen, hatte er sich ja auch nicht – und wollen tat er das jetzt erst recht nicht.

Leise seufzend ließ Paddy sich wieder tiefer in seinen Gartenstuhl sinken und seinen Blick zum Abendhimmel schweifen, der nun endgültig jeden schwachen Farbschleier verlor. Nur noch vereinzeltes Vogelgezwitscher drang zu ihm vor, während er seine nackten Füße auf das kühle Holz des Tisches legte und seine Arme hinter seinem Kopf verschränkte.

Er wusste auch nicht, was er sich da gerade erhofft hatte – und sich nach gestern überhaupt erwarten konnte. Seine unterschwellige Abneigung hatte Mark ihm doch wieder angemerkt, als er gestern schlichtweg davongelaufen war – vor was auch immer. Gerade hätte er nichts dagegen, von Mark in einer derart innigen Umarmung zu stehen, dass er ihn auch noch gegen die nächstbeste Wand presste. Immerhin würde er ihn dann nicht demonstrativ ignorieren ...

Sich mit einem gereizten Laut noch fragend, warum er sich trotzdem an allem so störte und ausgerechnet Mark gerade immer seine erste Anlaufstelle sein musste, wurde ihm nur durchdringend bewusst, dass der liebe und verständige Kerl das gerade nun mal einfach war. Gegen die Enttäuschung, ausgerechnet von diesem Kerl wieder ignoriert zu werden, kam er dann auch nicht mehr an. Aufseufzend sah er durch seinen dunklen Garten und verspürte letztlich nur Verzweiflung, nun nichts gegen seine Überforderung bezüglich Junia tun zu können.

Bevor er sich nur wieder in seinen Gedanken verlor, erhob Paddy sich ächzend und ließ sein Handy an Ort und Stelle. Zügig begab er sich in die Küche und fand erst mit einem kühlen Bier zurück – das er sich redlich verdient hatte oder doch zur Ablenkung brauchte, ihm war es gleich. Immer wieder nippte er gedankenverloren daran und saß letztlich so lange regungslos einfach auf der Gartenterrasse, bis sein Handy nach einer gefühlten halben Stunde doch noch klingelte und ihn beinah zu Tode erschrak.

Perplex konnte Paddy wieder nur auf den Namen starren, der auf dem Display aufleuchtete. Seine Bierflasche hektisch weggestellt, haderte er nichtsdestotrotz durchdringend, ob er überhaupt noch rangehen sollte und mit Mark reden wollte. Ignorieren konnte er ihn dann beim besten Willen aber auch nicht und nahm mit solch einem erhöhten Puls den Anruf an, dass er auch erst mitbekam, dass Mark ihn über FaceTime zurückrief, als er sich sein Handy ans Ohr drücken wollte.

„Paddington!", drang es schon typisch belustigt zu ihm vor, während beide Bilder noch stark ruckelten und er sich unbeholfen sein Handy vors Gesicht hielt.

„Mark ...", entgegnete Paddy entsprechend leicht überfordert und blieb, als er ihn endlich schwach ausmachen konnte, direkt an seinem lieben Lächeln hängen. Ein heiser anmutendes „Can you stop calling me that" war letztlich dann auch nur das einzige, was er ohne sonderlichen Nachdruck entgegnen konnte.

„Hm ...", brummte Mark bloß übertrieben skeptisch, bevor er schon mit seinem typisch belustigten Schmunzeln seine Kappe zurechtrückte. „Paddy ..., ähm, Paddychen dann lieber?"

„Forster ...", seufzte Paddy ohne jegliche Wahl genauso belustigt auf und strich sich dabei die längere Strähne zurück, die ihm wieder zu sehr ins Gesicht gefallen war. So schwach wie Marks Lichtverhältnisse schon waren und er vage auszumachen meinte, dass er auf seinem Balkon saß, konnte er sich selber in der rechten Ecke seines Displays nur kaum erkennen. Ohne viel nachzudenken, erhob er sich dann einfach und setzte sich auf den gegenüberliegenden Stuhl, sodass er seinem hellen Wohnzimmer zugewandt war.

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