XVII.3

207 17 0
                                    


„Fuck", presste Paddy hervor und tat es immer wieder. Viel zu schnell und letztlich nicht schnell genug fuhr der Aufzug nach oben. Irgendwie versuchte er noch, sich zu besinnen und nicht so erbärmlich aufgeregt zu sein. Aber gerade blieb ihm von der Wut, wie er jene vor einer knappen Woche genau hier gefühlt hatte, nicht mehr viel. Er schämte sich gerade nur die Augen aus dem Kopf und sein schlechtes Gewissen nahm ihm jegliche Entschlossenheit, Mark in die Schranken zu weisen und diesen Besuch hier so kurz und knapp wie möglich zu halten.

Beinah hastig besah Paddy sich sein Spiegelbild und kriegte trotzdem nicht mehr viel mit. Aber gerade kam es ihm regelrecht abwegig vor, einfach drauflos zu fragen, was wirklich genau in der Nacht geschehen war. Und noch weniger verspürte er gerade den Drang, Mark im Anschluss klar zu bitten, all das einfach zu vergessen und ihn bis zu den The Voice-Aufzeichnungen in anderthalb Monaten so weit in Ruhe zu lassen, damit sie dort ansatzweise einen kollegialen Umgang miteinander pflegen konnten.

„Fuck, ey", murmelte Paddy und fuhr sich einmal fahrig durch seine Haare. Gerade blieb ihm nur das dringende Bedürfnis, sich doch noch zu entschuldigen. Immer wieder hallte ihm Marks Unterton durch den Kopf, als der ihn gerade gefühlte fünf Minuten nach seinem Klingen hatte warten und die Haustür mit einem vollkommen monotonen Biste ganz schon früh aus dem Schloss springen lassen. Ihm war es so unfassbar abweisend vorgekommen und gerade konnte er es Mark nicht mal sonderlich übelnehmen. Wieder fluchte Paddy und hielt seinen Atem unwillkürlich an, als der Aufzug zum Halten kam und die Türen sich öffneten.

The fuck, lag es ihm dann nur irritiert auf der Zunge, als Mark nicht wie gewohnt an seinem Türrahmen lehnte. Entsprechend zögerlich und mit viel zu hohem Puls schlich Paddy auf die geschlossene Wohnungstür zu und zuckte auch noch mächtig zusammen, als sich jene direkt vor seiner Nase öffnete.

„Ui", seufzte Mark aber auch nicht anders auf und wich mit der Tür in der Hand sofort nach hinten, während Paddy wie angewurzelt nur verharren und ihn anstarren konnte. Typisch wie eh und je stand der Kerl da in schlichtem T-Shirt, grauer Jogginghose und Käppi nah vor ihm. Sein Ausdruck dagegen war ihm beinah wieder völlig fremd – obwohl er davon nicht mal viel deuten konnte. Mark sah nur starr und unbewegt zurück und trotzdem konnte Paddy sich in den ersten Momenten weder regen noch etwas sagen. Gerade bekam er nicht mal wirklich eingeordnet, warum er so viel Wut die letzten Tage verspürt hatte. In diesen Momenten war ihm nichts ferner – zumindest, bis Mark dann mit einem gesäuselten „Kommen se rein, ich vergewaltige se schon nich' ..." noch weiter nach hinten wich.

Fassungslos konnte Paddy ihn nur ansehen – aber da winkte Mark schon alles mit einem „Okay, okay, war nich' witzig" hastig ab, während er auffordernd noch einen Schritt nach hinten trat.

„Ja ...", bekam Paddy trotzdem nur überfordert hervorgebracht. Diese altbekannt aggressive Abneigung blieb ihm jedoch nicht lange und dann betrat er schon äußerst zaghaft Marks Wohnungsflur – weil er doch wohl selber mit dieser taktlosen Übertreibung angefangen hatte. Entsprechend bekam er seinen Blick auch nicht mehr sonderlich angehoben und letztlich nur das Offensichtliche mit einem belegt klingenden „Daniel told you ..." in Worte gefasst, als Mark längst die Tür geschlossen hatte.

„'türlich", kam es dann aber auch nicht sonderlich durchdringender zurück, sodass Paddy sofort aufsah.

„Ich ...", presste er unwillkürlich hervor und konnte letztlich nur noch seinen Kopf beinah verzweifelt schütteln. „Man, I was so angry ...!"

Für so manche Momente sah Mark ihn nur an und zeigte auch so lange wieder nicht viel von seinem Befinden, bis sich sein linker Mundwinkel minimal hob und er verhalten in Richtung Wohnzimmer nickte. „Wollen wa ...?"

DenialWo Geschichten leben. Entdecke jetzt