IX
Dichte Schneeflocken fielen im Dämmerlicht der späten Abendstunde vom Himmel und tauchten alles in ein reines Weiß. Noch einmal ließ Paddy seinen Blick über die zugeschneite Einfahrt schweifen, bevor er leise aufseufzte und mitverfolgte, wie sein kondensierender Atem in der hellen Dezembernacht verschwand. Aber so ruhig und herrlich alles um ihn herum auch war und er nur versuchte, sein Herz irgendwie zu beruhigen, wurde er während dieser stillen Momente nur noch angespannter.
„Gosh", seufzte er noch resignierter – oder, um sich selber den letzten Ruck zu geben. Abrupt drehte er sich dann zu der längst aufgeschlossenen Haustür und griff mit nassgeschwitzten Händen sowohl an die Türklinke als auch nach seinem Schlüsselbund, bevor er zaghaft sein Haus betrat.
Im Flur angekommen und gerade sowohl seinen Koffer als auch seine Tasche ächzend zur Seite gestellt, hielt Paddy nur genauso abrupt inne und horchte auf. Aus dem Wohnzimmer drang leise Geigenmusik zu ihm vor und ließ ihn schmunzeln, weil er direkt erkannte, dass Junia ihr liebstes Stück von Bach hörte.
„Goldberg Variations", säuselte Paddy dann auch vor sich hin, während er sich rasch auszog, seine Jacke samt Schal an die Garderobe hing und letztlich nur kurz zögerte, um sich direkt in Richtung Küche zu begeben. Wenige Meter vor dem Durchgang hielt er jedoch unwillkürlich inne, da er mit seiner leicht verschnupften Nase erst jetzt den Kuchengeruch wahrnahm.
Noch breiter musste er schmunzeln und konnte dann auch nicht anders, als sich möglichst vorsichtig an den Türrahmen zu lehnen, zum Herd zu schielen und Junia dabei zuzusehen, wie sie ihm abgewandt wohl an seiner Geburtstagstorte zugange war und sich minimal zu den Violinklängen mitbewegte. Ihre dunklen Haare, die sie wieder zu einem Knödel nach oben gebunden hatte, wippten dabei schön mit – und ihre bunte Kochschürze, die sie über ihren legeren Pullover und der weiten Pyjamahose trug, ließ sein Lächeln auch nicht vergehen. Nach all den kalten Tagen verspürte er endlich wieder ein wenig Wärme – die ihn vor allem gerade so wunderbar jegliches Gefühl von Unbehagen verdrängen ließ.
Bemerkbar machen musste er sich letztlich auch nicht. Abrupt hielt Junia inne und drehte sich zögerlich um, bevor sie ihn mit einem „Hey, hier's Sperrzone!" schon aus der Küche scheuchte.
„Is' ja gut", winkte Paddy ab und wich schmunzelnd so weit zurück, bis er sie mit einem entschuldigenden Blick zu sich bitten musste.
„Wie viel hast du gesehen?", kam Junia dann nur skeptisch auf ihn zu und rückte sich dabei ihre Schürze zurecht.
„Nur dich, honey-bunny", schmunzelte Paddy absichtlich überzogen – aber er hatte nun mal nichts anderes getan und gewollt, so gern wie sie es mochte, ihn mit seinem Geburtstagskuchen zu überraschen.
„Mhm", brummte Junia noch möglichst unbeeindruckt – während er auf sie zuging und sie inniger begrüßen wollte, hatte sie jedoch merklich mit ihrem ernsten Ausdruck zu kämpfen.
Mit einem Mal verflog nur seine ganze Leichtigkeit und dann konnte er entgegen jeglicher Gewohnheit selbst vor ihrem schlichten Begrüßungskuss nur hadern. Während er die letzten Schritte auf sie zusetzte, zögerte er schon deutlich. Und dann fehlte nicht mehr viel und er hätte seinen Blick abgewandt – wäre er sich dessen nur nicht durchdringend bewusst geworden.
Aus regelrechtem Trotz trat Paddy noch näher an sie heran, umfasste ihre zarten Wangen und drückte ihr schnell seine Lippen auf. Im Kontrast zu seiner Regungslosigkeit begann Junia dann nur unfassbar sanft, ihn zu küssen – und überwältigte ihn mit all den Gefühlen reiner Vertrautheit.
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Denial
FanfictionSollte man für den Himmel auf Erden durch die Hölle gehen? --- Ex-Teeniestar Michael Patrick Kelly ist endlich wieder da, wo er sein will. Nach langer Selbstfindung im Kloster hat er Frau, Heim und wieder ins Leben eines waschechten Vollblut-Musike...