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Und Paddy wollte schon erleichtert aufatmen, als sich Marks Finger auch von seiner Brust lösten – aber da wandte sich Mark ihm wieder ruckartig zu, umfasste sein Kinn und drückte ihm einfach seine Lippen auf.

Regungslos, beinah ohne sämtlichen Druck lagen Marks Lippen auf seinen und ließen sein Herz dennoch einen Schlag lang aussetzen. Bevor Paddy nur mehr hätte tun können, als seine Augen weit aufzureißen, löste sich Mark bereits und hinterließ solch ein Kribbeln nicht nur an den Stellen, wo er ihn berührt hatte und es noch immer tat, sodass sich an seinem perplexen Starren auch nichts änderte. Viel zu nah blieb Mark ihm. Regelrecht sanft lagen seine Finger an seinem Kinn und hielten es hoch, während Mark eine gefühlte Ewigkeit mit gesenkten Lidern auf ihn herabsah. Paddy konnte sich einfach nicht regen und so lange nur seinem rasant pochenden Herzen nachfühlen, bis Marks linker Mundwinkel leicht nach oben zuckte.

„Und? Biste jetzt gestorben?", funkelte Mark ihn dann für sein Empfinden aber wieder so provokant an, dass endlich Bewegung in ihn kam. Mit voller Wucht stieß er ihn von sich und musste auch nur kurz das Unbehagen unterdrücken, das ihn bei Marks Taumeln und seinem leicht geschockten Blick schlichtweg zerreißen wollte.

„Man, you know I have my wife and my belief!", fuhr Paddy ihn einfach an und versuchte vergeblich, den Drang zu widerstehen, sich einmal grob über seine kribbelnden Lippen zu wischen. Seinen ganzen Handrücken presste er sich auf seinen Mund und unterdrückte zumindest das wenig angetane Bäh – aber gerade konnte er schlichtweg nicht verdrängen, wo Marks Lippen zuvor schon überall gewesen sein mussten.

„War doch nur 'n Küsschen", erwiderte Mark mit einem Schulterzucken regelrecht kleinlaut. Als er dann aber seinen Blick kurz unstet umherschweifen und wieder auf seinen treffen ließ, war es nur Unverständnis, das Mark ihm ungehalten entgegenbrachte. „Dann hör doch endlich ma' auf, mir gegenüber ... homophob zu sein!"

„I'm not ...", setzte Paddy leise an – bloß, um dann gänzlich zu verstummen, wegzusehen und seine Lippen aufeinanderzupressen, die einfach nicht aufhören wollten, zu kribbeln. Aber er war doch nicht homophob! Nicht, wenn er an Jurij oder an die Männer dachte, die ihm letztens innig verliebt über den Weg gelaufen waren ...

„Warum stört's dich dann so ...?", wurde Mark ruhiger, beinah einfühlsam sanft. Keinen Moment später trat er jedoch wieder einen Schritt an ihn heran und musterte ihn regelrecht anklagend. „Falls's noch nich' mitbekommen hast, ne, aber du hast mich grade wieder angeglotzt, als hätt' ich dir wer weiß was getan!"

Wieder konnte Paddy ihn nur anstarren – und kopfschüttelnd wegsehen, als er bemerkte, wie sehr er doch sein ganzes Gesicht verzog. Er wusste auch nicht mehr, warum es ihn so störte, wie Mark sich gerade gab und wie er sein Leben führte. Es sollte ihn überhaupt nicht kümmern, von wem er sich den Schwanz lutschen ließ – aber das tat es.

Zaghaft ließ er seinen Blick über die großen weißen Bodenfliesen schweifen – vielleicht wünschte er Mark auch nur aus tiefstem Herzen, dass er seine Liebe aus Kindheitstagen noch an seiner Seite hatte und sich nicht durch wechselnde Bettgeschichten und was nicht alles ablenkte. Nur sagen konnte Paddy wieder nichts dergleichen. Er war viel zu involviert in alles, was ihn immer noch nichts anging. Nicht mal zufällig geriet er in diese Situationen. Irgendwie zog es ihn immer wieder zu Mark ... Als er das nur wirklich durchdringend begreifen konnte und wieder dieses seltsam beklemmende und doch so warme Gefühl in seinem Bauch aufkam, blieb ihm nur noch eins.

Im Inbegriff sich wieder herumzudrehen, ließ ihn Marks leises „Paddy" jedoch sofort innehalten und auch nicht lange zögern, um resigniert aufzuseufzen und zaghaft aufzusehen. „Du machst dich kaputt ..."

DenialWo Geschichten leben. Entdecke jetzt