XI.3

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Er saß selber nur da und starrte so lange mit verkrampften Händen seinen Rücken an, bis Mark sein Herz wieder einen Schlag lang aussetzen ließ.

„Ich hab' halt versucht, mich ...", begann Mark so leise, dass ihm im ersten Schock gleich ein zweiter durchzog und Paddy nur noch seinen stockenden Atem anhalten konnte. „Ich hab' halt versucht, mich umzubringen. Ich wollt' nur bei ihm sein ..."

Mit einem tiefen Atemzug fielen ihm einfach seine Augenlider zu. Ihn durchzog so viel Schwere, dass ihm in den ersten Momenten nur noch ein dumpfes Gefühl von Leere blieb – obwohl er diese Richtung vage erahnt, vielleicht auch nur gespürt hatte.

„Mark ...", war es dann mit schweren Tränen in den Augen schon kein Laut mehr, den Paddy von sich gab. Heftig musste er schlucken und dann eine Träne wegblinzeln, so zusammengesunken wie Mark noch immer auf der Bettkante saß. Aber er konnte ihm nicht näherkommen und letztlich nur brüchig krächzen: „I'm so proud of you for holding —"

„Ich war nur zu feige!", unterbrach Mark ihn laut und ungehalten und drehte sich auch nicht anders zu ihm herum. „Immer zu feige für alles! Ich war nich' für ihn da, als er mich am meisten gebraucht hat! Vier verdammte Jahre lang! Und als wir wieder zusammengekommen sind, wa-ar ich au... war ich auch nich' der Freund, den er wirklich gebraucht hätte! Und dann lass' ich's zu, dass ... Und jetz' lass' ich ... Personen in mein Leben, die mir ... wieder vor Augen führen, warum ich ihn verloren habe! Ich hab' Jurij nich' wegen unserer beschissenen Beziehung oder dem Alkohol und den Drogen verloren. Es war nur diese Homophobie, die seine Depressionen ..."

Schweratmend verstummte Mark und ließ erst unstet seinen Blick sinken, bevor er sich fahrig über seine Stirn strich, die im fahlen Mondlicht vor Schweiß glitzerte. Als sich Mark auf der Bettkante jedoch wieder abwandte, sank Paddy völlig in sich zusammen. Schwer hatte er mit seinen Tränen zu kämpfen, während ihm auch alles andere zu entgleiten drohte.

„I am one of those ... people", konnte er dann auch nur noch irgendwann und irgendwie vor sich hin murmeln und keine bessere Antwort als Marks Schweigen bekommen. Eine Träne stahl sich schon aus seinem Augenwinkel – aber dann hob Paddy ruckartig seinen Kopf und wurde selber ungehaltener. „I mean, I get it. I probably ruined the rest of your birthday, and I don't wanna know how you felt yesterday, or seeing me the whole day today, but ... I've apologized. I've explained myself with the best explanation I could find! I-I ... I was shocked, disappointed ..., hell, maybe even kinda jealous seeing you like that ... because I like you so much! Surprise, surprise. I just wanted to talk to you, see how you like my presents after one whole ass month of you not really answering my texts; after making all these efforts to attend your little party ... But in the meantime you just can't go without any form of distraction; gettin' drunk, gettin' high, gettin' ... off by some random dude instead of ... Ach!", unterbrach er sich lautstark und war sich doch im Geringsten nicht für seine Involviertheit zu schade. „If this ain't the truth ... if I would feel one little ounce of hatred towards you, why would I be here right now?! Why would I be sitting in your fucking bed at two in the morning?! Would I've worked on your picture over twenty hours, if ..."

Mit einem erstickten Laut konnte Paddy nur noch seine Hände auf sein Gesicht drücken und nichts mehr gegen seine Tränen tun. Er verlor völlig seine Beherrschung und bekam dann auch nur noch am Rande mit, wie sich ein Arm um ihn schlang. Nur nach und nach beruhigte er sich und reagierte letztlich trotzdem kaum auf Marks leises „Paddy". Ihm trieb es wieder Tränen in die Augen, während er mit seiner zugeschnürten Kehle kaum noch Luft bekam.

„Es war doch nich' so gemeint", vernahm er Marks leicht nasale Stimme ganz warm und gedämpft an seinem rechten Ohr. „Es war ... gestern nur so ..."

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