„Junia!", keuchte Paddy erstickt auf und starrte geschockt seine Frau an – die auch nicht anders zurücksah.
Ohne jegliche Regung stand Junia im Durchgang zum Flur und rührte sich weiterhin so lange nicht, bis Paddy sich vor schierem Unbehagen all seine Tränen grob wegwischte. Bei ihrer ersten Bewegung wollte er auch glatt aufspringen – und trotzdem konnte er sich für keinen Zentimeter regen, geschweige denn irgendetwas sagen.
Mit jedem Schritt, den sie auf ihn zukam, wurde ihr Ausdruck eindringlicher. Es war ihm so unfassbar unangenehm – aber dann hatte sich Junia für keinen einzigen Moment einfach an seine rechte Seite gesetzt, da konnte er nur noch seinen Blick senken und seine Hand auf sein Gesicht pressen.
Von einer Sekunde auf die andere entglitt ihm noch so viel mehr, dass er es selber nicht mehr verstand. Er konnte wieder nur weinen, nichts begreifen und sich letztlich bloß in die warme Berührung ihrer Hand an seiner Schulter lehnen. Nach und nach ließ er sich ganz von Junias Nähe ablenken und beruhigen und legte dann, als er schlichtweg nicht mehr weinen konnte, seine Hand auf ihren schmalen Oberschenkel.
Aber so nah und lange wie sie letztlich beieinandersaßen, brauchte Paddy noch so viel länger, um seinen Kopf auch nur minimal anzuheben. Dieses Unbehagen wurde immer schlimmer und dann half es auch nichts, dass er kaum noch Luft bekam und Junia ihm zuflüsterte, ob er nicht ein Taschentuch brauchte.
Bloß widerwillig stimmte er ihr zu und konnte vorerst auch nur leicht irritiert mitverfolgen, wie sie sich sofort erhob und in die Küche begab. In ihrer Abwesenheit begann er dann jedoch durchdringend zu begreifen, was ihn gerade wirklich so störte und mitnahm.
Fahrig rieb Paddy sich über sein Gesicht und konnte nur mehr schlecht als recht ein Seufzen und den Drang unterdrücken, wieder das Weite suchen zu wollen. Er musste nicht mal großartig nachdenken, um sicher erahnen zu können, dass sie viel zu viel von Marks Anruf und seinen Reaktionen mitbekommen hatte. Die Wut darüber verging in aller Unrechtmäßigkeit nur so schnell, wie Junia dann wieder zurückkam und sich in einem deutlicheren Abstand neben ihn setzte. Das Taschentuch reichte sie ihm auch ohne ein Wort – dem er sich dann wohl ausgiebiger als nötig widmete.
„Wieso bist du ...", platzte es letztlich nur so impulsiv aus ihm heraus, dass er sich glücklich schätzen konnte, dass ihm seine Stimme wegbrach. Sich schwerfällig geräuspert, brauchte Paddy dann auch so manche Momente, bis er seinen Blick von seiner geballten Faust inklusive vollgerotztem Taschentuch nehmen und auf Junia richten konnte. „Debbie is' nich' da, ne ..."
„Nein, ist sie nicht", stimmte ihm Junia erst verhalten zu, bevor sie tief durchatmete und ihn letztlich ruhig und ungeniert schuldbewusst ansah. „Es war aber auch nicht richtig von mir, einfach ... Außerdem konnte ich mich überhaupt nicht auf die Straße konzentrieren. Ich bin hinten bis zum Wald gekommen, bis ich ..."
„Och, hun", seufzte Paddy ungehalten bekümmert auf, so lebhaft hatte er gerade vor Augen, wie sie da weinend in ihrem Wagen zusammengebrochen war. Bei ihrem Unterton und Anblick blieb ihm gar nichts anderes. Ihr Blick war noch immer dermaßen glasig und ihre ganze Augen- und Wangenpartie wohl geschwollener als seine eigene.
„Und dann hat Debbie mich mit Nachrichten bombardiert", lächelte Junia trotz allem aber gewohnt verbunden wie sie es immer tat, wenn es um ihre beste Freundin ging.
„Oh ... Well, I asked her when ...", begann sich Paddy noch unsicher zu erklären, aber da winkte Junia bereits ab. So ruhig wie sie wirkte, konnte er seinen leicht irritierten Blick jedoch einfach nicht unterbinden und schon drauflosfragen: „Hast du ... ihr alles erzählt oder ...?"
„Nein. Was ich dir nicht am Telefon erzählen wollte, habe ich Debbie auf die Schnelle auch nicht gesagt", entgegnete Junia besonnen. Aber so eindeutig wie ihr Ausdruck in seinen Augen wurde, stockte sein Herz nur aus ganz anderen Gründen. „Nur, dass ich doch erst hierbleibe. Vielleicht kommt sie morgen zu uns, mal sehen."
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Denial
FanfictionSollte man für den Himmel auf Erden durch die Hölle gehen? --- Ex-Teeniestar Michael Patrick Kelly ist endlich wieder da, wo er sein will. Nach langer Selbstfindung im Kloster hat er Frau, Heim und wieder ins Leben eines waschechten Vollblut-Musike...