VII.2

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In welche Situation er sich nun aber gebracht hatte, wurde ihm erst bewusst, als er seiner geringfügigen Fassungslosigkeit entkam, zögerlich durch den Flur von Marks Suite sah und letztlich auf Marks ihm so nahen wie fremden Blick traf.

„Thank you", säuselte Paddy vor leichtem Unbehagen gleich vor sich hin und überwand sich noch, ein „For saving my ass" hinterherzuhängen. So unsicher und leicht heiser wie es klang, war es nur besser, als diesem undefinierbaren Gefühl in seiner Brust nachzugeben.

„Bitter notwendig", schmunzelte Mark zurück und wich dabei einen Schritt nach hinten, sodass sie beide der jeweiligen Flurwand näher als einander waren. Sein schwaches Lächeln konnte Paddy nur kaum erwidern und dann fuhr Mark nach einem leisen Räuspern auch schon ernster fort: „Nein, ich dacht', is' besser, als wenn die ... liebreizenden Damen wissen, wo euer Zimmer jetz' genau is' und so. Ich reis' ja eh gleich schon ab, ne."

„Right", musste Paddy ihm unmittelbar zustimmen – und letztlich trotzdem leicht unsicher mit den Schultern zucken. „Aber, ähm, was soll'n die sich jetz' denken?"

„Wie was soll'n die sich jetz' denken?", wiederholte Mark und zog vorerst nur irritiert seine Augenbrauen zusammen. Erklären, dass sich nun mal viel in den Umstand hineininterpretieren ließ, dass sie beide in dasselbe Zimmer verschwunden waren, musste Paddy nur nicht. Sofort schüttelte Mark den Kopf und wurde auch ungewohnt durchdringend: „Die können doch nicht mal über ihr eigenes Verhalten reflektieren! Wen interessiert's dann, was die sich denken könnten?"

„Obviously", gab Paddy ihm sofort recht und hätte sich auch glatt für seine absurden Gedanken entschuldigt. Aber dann lächelte ihn Mark für so manche Momente wieder eingängig an, bevor er zu der verschlossenen Tür deutete, die, gegenüberliegend zur anderen, den Flur von der restlichen Suite trennte.

„Na ja, ich glaub', deine ... Verehrerinnen werden nich' so schnell lockerlassen, also ...", säuselte Mark dabei und wartete auch kaum sein Nicken ab, bevor er schon die Klinke herunterdrückte. „Immer mal hereinspaziert ..."

Wieder nur zu einem „Thank you" fähig, nuschelte Paddy es auch nur verhalten vor sich hin, während er Mark wieder auf Schritt und Tritt folgte und seinen Blick durch seine Suite schweifen ließ. Mitten im großen Raum blieben sie dann nah beieinanderstehen, der nicht sonderlich viel Ähnlichkeit zu seiner eigenen Suite aufwies. Zwar genauso heimelig gehalten, stand das große Doppelbett zu seiner Linken jedoch nicht abgetrennt an beiden Wänden. Die gegenüberliegende Fensterecke hingegen wurde von einer großen grauen Couch ausgefüllt, während sich der Südbalkon frontal vor ihm erstreckte und entfernt zu seiner Rechten ein langer Tisch samt Stühle und schicker Dekoration stand.

„Hab' noch circa 'ne halbe Stunde, bis Esteban mich abholt", war es dann auch erst Marks leicht belegte Stimme, die ihn aus seinen flüchtigen Beobachtungen riss. Mehr als ein „Ah" konnte Paddy nur nicht erwidern – wer auch immer nun schon wieder Esteban war.

„Wer?", hakte er dann auch nur nach, weil er sonst nichts anderes zu sagen wusste.

„Esteban, mein Manager", antwortete Mark mit einem schwachen Schmunzeln und rückte sich seine Kappe zurecht, bevor er zum Sofa deutete. „Also, ähm, wenn de magst ... Ich muss noch meine letzten Sachen zusammenpacken, ne."

„Yeah, don't mind me ... taking shelter", entgegnete Paddy eindeutig und zögerte dann nicht lange, um sich kopfschüttelnd zur Couch zu begeben. Bei der abgestandenen und leicht eigenwillig riechenden Luft öffnete er auch gleich das darüberliegende Fenster auf Kipp und sah hinaus in den trüben Himmel – seine Gedanken zog es nur in eine ganz andere Richtung. Bloß zögerlich ließ er sich dann mittig auf das Sofa nieder und bekam seine Beine kaum überschlagen, bevor er Mark nur noch anstarren konnte.

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