Erst tief in der Nacht und nach einem langen Gebet für Debbie und Thomas war ihm etwas Ruhe vergönnt – dass er am Morgen wieder von einem Wimmern aufgeweckt wurde, wollte ihn dann in den ersten Momenten nicht mal wundern. Als er Junia aber schwerfällig blinzelnd erkennen konnte, zog sich wieder alles in ihm zusammen.
„What on earth are you doin'?", krächzte Paddy brüchig und verfolgte perplex, wie Junia ein T-Shirt nach dem anderen in ihren Koffer beförderte. Schluchzend und hektisch wie sie es tat, hielt sie dann erst nach so manchen Momenten inne – und drehte sich auch nicht zu ihm.
„Wir müssen nach Hause", kam es im Kontrast ihrer nasalen Stimme nur völlig monoton zurück.
„What ...?", stöhnte er überfordert auf – aber dann saß er auch schon aufrecht im Bett. „Ist was mit Debbie? With the baby?!"
Anstatt einer Antwort vernahm Paddy wieder bloß dasselbe herzzerreißende Schluchzen. „Fuck", stöhnte er auf, suchte fahrig nach seinem Handy und konnte nur seine Stirn runzeln, weil ihm keine neuen Nachrichten angezeigt wurden. Mit einem Ruck erhob er sich dann und umrundete schnell das Bett, trat dicht an sie heran und legte gleich einen Arm um ihren bebenden Oberkörper, bevor sie ihm wieder zusammenbrach.
„Gosh, hun, calm down", konnte Paddy selber nur leicht panisch hervorpressen, während er sie zur Bettkante dirigierte und letztlich auch auf jene bugsieren musste. Zu ihm sehen wollte Junia auch nicht und dann hatte er größte Mühe, ihr die zitternden Hände vom Gesicht zu nehmen – bloß, um bei ihrem Anblick wieder abrupt zu stocken. Ihre ganze Augenpartie war stark geschwollen, ihre Wangen vollkommen verheult und nicht zu wenig von der Tränenflüssigkeit lief ihr aus der Nase.
„Wait here", presste Paddy wieder hervor und lief, ungeachtet seines Muskelkaters und der stattlichen Erektion, die ihm auch erst jetzt auffiel, hastig ins Bad. Mit einem ganzen Packen an Toilettenpapier eilte er dann genauso schnell zurück und drückte es ihr mit einem „Here" in die Hand – was sie zumindest recht zügig annahm und benutzte.
„Hat dir Debbie oder Thomas geschrieben ...?", begann er auch erst wieder, als Junia nicht mehr schluchzte und schniefte und es still zwischen ihnen wurde. Vorsichtig nahm Paddy ihr dabei das vollgerotzte Papier ab, ließ sich nicht von ihrem Widerwillen beeindrucken und legte nur seine freie linke Hand auf ihre Schulter.
„Thea", presste Junia dann hervor und ließ ihn in Gedanken an Deboras jüngere Schwester erschrocken aufseufzen.
„Und?", hakte Paddy dann nur sofort nach. Er konnte sich einfach nicht mehr beherrschen und noch weniger ihren gesenkten Blick ertragen. „Bitte rede doch! Ist das Baby ...?"
„Nein", entgegnete Junia zumindest sofort und mit solch einem sicheren Unterton, dass ihm ein „Thank the Lord!" entfuhr. „Ja, aber Debbie musste ... operiert werden", hielt sie direkt dagegen und brauchte trotzdem lange, um ihm die offensichtliche Frage mit einem kaum wahrnehmbaren „Alles gut, aber ..." zu beantworten.
„Okay", sprach Paddy sofort auf sie ein, weil wieder nicht viel fehlte, bis sie in Tränen ausbrach. „Let me get you a water, okay?", sah er Junia eindringlich an und wartete auch nichts mehr ab, bevor er sich erhob, das Toilettenpapier wegschmiss und mit zwei gekühlten Wasserflaschen wiederkam.
„Wollen wir ...", murmelte er und deutete mit der einen Flasche in der Hand zur Terrasse, während er ihr die andere zaghaft hinhielt. Aber so leer wie Junia ihn aus ihren verquollenen Augen ansah, konnte er keine Sekunde länger ertragen.
„Okay", antwortete sie zwar schwach, ließ sich aber sofort aufhelfen und nach draußen in den warmen und wieder viel zu frühen Morgen begleiten. Nur im Slip und seinem T-Shirt ging sie voraus und er in Boxershorts hinterher, bevor er sie auch schon aufhalten und leicht auf ihre Liege dirigieren musste. Nur mit größter Mühe und seiner Wasserflasche bekam er dann seinen Seufzer unterdrückt, als er neben ihr saß und Junia vollkommen abwesend in die frühe Morgendämmerung starrte.
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Denial
FanfictionSollte man für den Himmel auf Erden durch die Hölle gehen? --- Ex-Teeniestar Michael Patrick Kelly ist endlich wieder da, wo er sein will. Nach langer Selbstfindung im Kloster hat er Frau, Heim und wieder ins Leben eines waschechten Vollblut-Musike...