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Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrte Paddy auf sein Handy und konnte einfach keine gute Erklärung dafür finden, warum seine Frau ihm immer noch nicht geantwortet hatte. Seit ihrem Telefonat gestern Abend hatte sie sich nicht mehr gemeldet. Dabei hatte er sie nur gefragt, ob es schlimm wäre, wenn er einen halben Tag später als geplant nach Hause kam: eben morgen Mittag und nicht heute irgendwann in den späten Abendstunden.

Genervt fuhr Paddy sich durch seine Haare. Normalerweise hätte er sich für diesen halben Tag nicht einmal die Mühe gemacht und Junia bloß Bescheid gegeben – aber daran, wann er das letzte Mal zu Hause gewesen war, konnte er sich gerade auch nur schwer entsinnen. Wohl vor knapp drei Wochen pünktlich zu ihrem Eisprung ...

Aufseufzend wurde er sich ihrer anhaltenden Verstimmungen dafür umso bewusster. Auch gestern hatte sie ihm jene nicht vorenthalten und ihm deutlich gemacht, dass der Grund für seinen verlängerten Aufenthalt hier in Berlin für sie kein wichtiger war. Und Paddy hatte sie verstanden und tat es immer noch – aber wie Junia ihn gefragt hatte, was er denn bei dem Mark Forster zu Hause wollte, hatte ihn gleichermaßen so gereizt wie beschämt, dass er nach einer versucht lapidaren Antwort schnell den Anruf beendet hatte. Bedauerlicherweise hatte ihn sein schlechtes Gewissen dann erst Stunden später eingeholt, sodass er ihr erst heute Morgen geschrieben hatte, ob er doch alles absagen oder dann zumindest in der Nacht zurückfahren sollte.

Kopfschüttelnd besah sich Paddy seine nette und den ganzen Tag lang ignorierte Nachricht, bevor er seinen Blick über das lederne Armaturenbrett seines Wagens schweifen ließ. Kurz überlegte er noch und schickte dann einfach ein ›Und?‹ hinterher – sein Herz schlug nur aus völlig anderen Gründen viel zu angespannt in seiner Brust.

Sofort wechselte er zu Marks Chat, besah sich noch mal die ihm mitgeteilte Adresse und scrollte dann höher zu ihren vorherigen Nachrichten. Und gleich konnte er sein Lächeln nicht unterbinden, wie es ihm schon nicht vom Gesicht hatte weichen wollen, als Mark ihm vor knapp einem Monat das ›reden nochmal ein andermal, ja?‹ keine Stunde später hatte zukommen lassen, nachdem sich ihre Wege in der Forsterstraße wieder eher unschön getrennt hatten.

Aber so wie ihn Marks kleine Entschuldigung für den abrupten Aufbruch für seinen Männerbesuch nach wie vor unverhältnismäßig berührte, konnte Paddy sich auch nicht schlecht fühlen, nach wirklich langem Kopfzerbrechen einfach keine Worte für eine eigene Entschuldigung gefunden zu haben. Um mehr zwischen ihnen klarzustellen, war er nun mal hier. Ihren Kontakt hatte er auch mühevoll aufrechterhalten und Mark direkt nach diesem Treffen gefragt – und versetzte obendrein dafür seine Frau. Ihretwillen konnte er sich diese Chance, die sich wunderbar angeboten und Mark auch direkt angenommen hatte, einfach nicht entgehen lassen.

Es hatte sehr wohl einen wichtigen Grund sich mit Mark Forster zu treffen, dachte er sich trotzig. Seufzend strich sich Paddy dann nur wieder durch seine zurechtgemachten Haare und prüfte sein Aussehen im Spiegel der Sonnenblende – nur wie sollte Junia das verstehen, wenn er ihr rein gar nichts erzählt hatte ...

Mit einem Ruck klappte Paddy die Sonnenblende wieder zurück und nahm sich vor, zumindest darüber nachzudenken, ihr morgen oder wann auch immer mehr zu erzählen. Oder irgendwann, nachdem sich alles geklärt hatte und ...

„Gosh", seufzte er auf, weil ihm gerade penetrant nur wieder die Gedanken ans Hier und Jetzt blieben. Tief atmete er durch und hätte beinah aufgelacht. Nicht mal ein Fünkchen dieser Anspannung hatte er vorhin bei den Besprechungen mit seinem Management und seiner Plattenfirma verspürt.

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